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31.01.04 / Putin als gerechter Vater der Nation / Rußlands Präsident versucht auf einer speziellen Internet-Seite, die Jugend für seine Politik zu begeistern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 31. Januar 2004

Putin als gerechter Vater der Nation
Rußlands Präsident versucht auf einer speziellen Internet-Seite, die Jugend für seine Politik zu begeistern

Unter dem Motto "Der Präsident Rußlands für Schulkinder" wurde am 19. Januar die Internet-Seite www.uznai-prezidenta.ru (zu deutsch: lerne den Präsidenten kennen) eingerichtet. Sie ist bestimmt für Schüler zwischen acht und 13 Jahren der Mittelstufe allgemeinbildender Schulen. Anläßlich einer Internet-Konferenz mit dem "Zentrum für Telekommunikation und Informationssysteme in der Bildung" des Bezirk Jaroslawsk, die während der Eröffnung der neuen Präsidentenseite im Kreml stattfand, äußerte Putin die Hoffnung, daß die neue "Kinder"-Seite des russischen Präsidenten als Mittel diene, den Horizont der jungen Bürger zu erweitern. Allerdings solle der Computer nicht das Buch oder das Gespräch mit interessanten Leuten ersetzen, gab Putin zu bedenken.

Auf die Fragen der an der Konferenz teilnehmenden Schüler, warum auf der Seite so wenig über den Präsidenten wie beispielsweise über seine Schuljahre zu erfahren sei, antwortete Putin, daß er diese Informationen nicht für erstrangig halte, sondern daß an erster Stelle der Alltag und die Taten der Regierung stünden, mit denen die Kinder sich vertraut machen sollten. Auch das Erkennen der Probleme bei der Entwicklung des Landes würde hier gefördert. Das wichtigste sei, den jungen Leuten ihre Rechte zu erklären, aber auch ihre Pflicht, sich im Staatsaufbau Rußlands zurechtzufinden und den richtigen Beruf zu wählen.

In dem Teil der Seite, die unmittelbar dem Präsidenten gewidmet ist, können die Besucher sein Foto betrachten, auf direkte Fragen antworten und die eigenen Antworten dann mit denen des Präsidenten vergleichen. Die Art der gestellten Fragen simuliert eine Gesprächssituation zwischen dem Kind und einer erwachsenen Bezugsperson. Sie lauten etwa wie folgt: "Wer ist wichtiger - der Präsident oder Deine Mama?" Die Antwort lautet: "Natürlich Mama". Oder: "Sollen wir uns von morgens bis abends für unseren Präsidenten begeistern und immer mit ihm einer Meinung sein?" Die richtige Antwort ist: "Nein, sollten wir nicht. Jeder, auch wenn er unrecht hat, kann seine eigene Meinung sagen. Das ist die Freiheit des Wortes". Mit bunten Bildern und sich bewegenden Figuren ausgestattet, gibt es vier Rubriken, die die Kinder anklicken können. Neben Informationen über den Präsidenten und einem interaktiven Geschichtsbuch gibt es die Rubrik "Lektionen zur Demokratie". Hier erfahren die Kinder, daß das Leben eine Art Spiel ist und wie man ja weiß, erfordert jedes Spiel gewisse Spielregeln. Auf die rhetorische Frage "Wie werden solche Regeln aufgestellt?" lautet die Antwort: "Nach langen, sehr langen Proben, Fehlern und fehlgeschlagenen Versuchen unterschiedlichster Art, sich gute Lebensregeln aufzustellen, haben die Menschen sich schließlich eine Methode ausgedacht, die Demokratie heißt. Demokratie ist eine Methode, bei der alle an der Aufstellung der Lebensregeln beteiligt sind."

Daß die Realität ein wenig anders aussieht, als auf der Internetseite dargestellt, mußten die Macher des unabhängigen Fernsehsenders TWS, dessen Leitungen kurzerhand gekappt wurden, als die Kritik an der Kreml-Politik zu laut wurde, bereits erfahren. Auch die Oligarchen, die glaubten, ungestraft ihre politische Meinung kundtun zu dürfen, wurden eines Besseren belehrt. Wie ernst es der russische Präsident tatsächlich mit der Demokratie meint, haben auch die kürzlich erfolgten Dumawahlen gezeigt und die Art und Weise, wie Putin sich bereits im Vorfeld seine erneute Wahl zum Präsidenten sichert.

Das Frage- und Antwort-Spiel im Internet für Kinder erscheint auf den ersten Blick interessant und wirkt modern. Beim genaueren Hinsehen beschleichen einen erwachsenen Betrachter jedoch durch Intonation und Art der Zeichnungen und Bilder Erinnerungen an Sowjetzeiten, als der größte Held des Landes ein Diktator namens Stalin war. Die Infiltrationsmethoden sind alt, lediglich der Verbreitungsweg via Netz ist neu. M. Rosenthal-Kappi

Alberne Infiltration im Stil der 50er: Unter www.uznai-prezidenta.ru sollen Rußlands Schulkinder im Internet mehr über die Politik ihres Präsidenten erfahren.