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31.01.04 / Rußlanddeutsche "Szenen einer Ehe" / Deutsches Nationaltheater in Königsberg spielt Loriot-Sketche in der Bundesrepublik

© Preußische Allgemeine Zeitung / 31. Januar 2004

Rußlanddeutsche "Szenen einer Ehe"
Deutsches Nationaltheater in Königsberg spielt Loriot-Sketche in der Bundesrepublik
von Manuela Rosenthal-Kappi

Es freut mich sehr, daß Sie und Ihre Schauspieler so viel Spaß an meinen Stücken haben", schrieb Vico von Bülow alias Loriot dem Direktor des Deutschen Nationaltheaters in Königsberg Viktor Pretzer, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Ljudmila Sketche aus Loriots "Szenen einer Ehe" zu einem Theaterstück zusammengestellt hat. Auf der Bühne agieren nur Er und Sie mit minimalem Requisiteneinsatz, wenig Kulisse und kurzen Repliken. Dafür werden die Charaktere um so schärfer humoristisch-distanziert gezeichnet.

Das Deutsche Nationaltheater in Königsberg stützt sich auf eine lange Tradition deutscher Theater in Rußland. Es wurde am 28. November 1995 in Königsberg von Viktor Pretzer und Katharina Schmeer gegründet und versteht sich als Nachfolgerin der rußlanddeutschen Theater in Engels, Marxstadt, Odessa, Dneprpetrowsk, Temirtau und Alma-Ata. Als zu Beginn der 90er Jahre viele Rußlanddeutsche die vormalige Sowjetunion verließen, stand das Theater in Temirtau, an dem die beiden in renommierten Moskauer Theaterschauspielschulen ausgebildeten Künstler engagiert waren, kurz vor seiner Schließung. Deshalb beschloß Viktor Pretzer, mit seiner Truppe in die Königsberger Exklave umzusiedeln und dort ein eigenes deutsches Theater zu gründen. Finanziell wurde das Unternehmen von dem ebenfalls rußlanddeutschen Vorstandsvorsitzenden der Ros & Neft AG, Alexander Hirsekorn, unterstützt.

Vom ersten Tag an ging das Deutsche Theater auf Tourneen und trat in ehemals deutschen Siedlungsgebieten an der Wolga auf, gab aber auch Gastspiele in Nowosibirsk und Moskau. Daneben trat es bei internationalen Festivals in Polen und Litauen auf.

Die erste größere Tournee führte das Theaterensemble an die Wolga in die Gebiete Saratow und Wolgograd. Dabei wurde die Wolgaregion nicht zufällig gewählt, denn in Engels gab es seinerzeit die erste deutsche Schauspielstätte der Sowjetunion. Das Wolgaland galt seit jeher als Wiege der Rußlanddeutschen. Schon deshalb reagierte das Publikum mit Begeisterung und inspirierte die Schauspieler. Auf dem Programm standen neben musikalischen Aufführungen mit wolgadeutschem Liedgut Theaterstücke rußlanddeutscher Autoren. Insgesamt verfügte das Theater über ein vielseitiges Repertoire. Neben Loriot wurden Erzählungen Tschechows auf der Bühne dargeboten wie auch das Kindertheaterstück "Das Krokodil" von Hans-Georg Schmitten. Daneben stand eine Komödie von Karl Valentin auf dem Programm.

2001 nahm das Rußlanddeutsche Nationaltheater am Folklore-Festival in Georgenburg teil. Es war ein erfolgreicher Auftritt während des rauschenden Festes innerhalb der Burgruinen. 2002 hatte das Theater seine letzten Aufführungen, danach ging das Geld aus. Die ehemaligen Sponsoren Ros & Neft und andere zogen sich zurück. Von russischer Seite hatte das Theater nie Unterstützung erfahren, die Administration ignorierte sämtliche Eingaben des Theaterdirektors, in der Bundesrepublik Deutschland war es schwer, Geldgeber zu finden.

Nun versuchen die Schauspieler mit Gastspielen in der Bundesrepublik ihr Theater vor dem endgültigen Aus zu retten. Wenn alles gut geht, wollen sie im Sommer dieses Jahres wieder in Königsberg auftreten. Darüber hinaus bemühen sich Generalintendant Pretzer und Regisseurin Katharina Schmeer darum, in das Programm der Königsberger 750-Jahr-Feier aufgenommen zu werden.

Dem Angriff auf die Lachmuskeln mit Loriot kann man sich aussetzen am 7. Februar ab 19 Uhr in Neu Wulmstorf in der Hauptschul-Aula, Ernst-Moritz-Arndt-Straße 23, 21629 Neu Wulmstorf, sowie am 11. und 12. Februar jeweils ab 20 Uhr im Harburger Theater im Helms-Museum, Museumsplatz 2, 21073 Hamburg, (Haltestelle S 3 Harburg-Rathaus). Sechs bis zwölf Euro kostet das Vergnügen. Eine weitere Aufführung ist für den 15. Februar in Lüneburg, Ostpreußisches Landesmuseum, Ritterstraße 10, 21335 Lüneburg, ab 15 Uhr vorgesehen. Vorverkauf: Kartentelefon (0 40) 4 28 71 36 09, Museumsplatz 2, 21073 Hamburg oder Kartentelefon (040) 7 02 942 06, Deutsches Theater, E-mail: deutsches.theater-koenigsberg@web.de  oder Kartentelefon (0 41 31) 7 59 95-0, Ritterstraße 10, 21335 Lüneburg.

(Weiterer Beitrag zur Geschichte des deutschen Theaters in Rußland auf Seite 21)

Die Preußische Allgemeine Zeitung verlost für die Veranstaltung am 12. Februar in Hamburg-Harburg zwei Freikarten. Beantworten Sie uns folgende Frage: Wann wurde das Deutsche Nationaltheater in Königsberg gegründet?

Schicken Sie Ihre Antwort bis zum 6. Februar an die Redaktion Preußische Allgemeine Zeitung, Parkallee 84/86, 20144 Hamburg. Unter den richtigen Einsendern entscheidet das Los!

Rußlanddeutsche Variationen über ein Thema von Loriot: Szenenfoto mit dem Direktor des Deutschen National-Theaters in Königsberg Viktor Pretzer und dessen Ehefrau Ljudmila

Foto: Deutsches Nationaltheater in Königsberg