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31.01.04 / Faszination der paarweisen Darstellung / Kunstausstellung von Evgeni Dybsky im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus

© Preußische Allgemeine Zeitung / 31. Januar 2004

Faszination der paarweisen Darstellung
Kunstausstellung von Evgeni Dybsky im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus

Im mehrsprachigen Katalog der Staatlichen Galerie, Moskau, der 2003 anläßlich von Ausstellungen des Künstlers Evgeni Dybsky in Moskau und in St. Petersburg, veröffentlicht wurde, stellte Jürgen Raap fest: "Seit 1992 arbeitet er an der Werkreihe ‚Translation of Time'. Bis heute sind unter diesem Titel zehn Serien entstanden. Jede von ihnen umfaßt etwa 30 bis 60 einzelne Arbeiten. Es sind keine ‚Übersetzungen' im eigentlichen Wortsinn, wohl aber bildliche Metaphern auf Landschaftliches in mehrschichtig angelegten Farbräumen."

Eine Auswahl dieser "Übersetzungen" ist bis zum 25. Februar im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus zu sehen. Evgeni Dybsky - 1955 in einer russisch-jüdischen Familie in Constanza, Rumänien, geboren und 1956 nach Pawlowo-Posad im Gebiet Moskau umgesiedelt - wohnt und arbeitet seit 1996 als freier Künstler in Köln und Moskau. Nach dem Abschluß eines Studiums an der Moskauer Kunstschule besuchte Dybsky in den 80er Jahren die Halbinsel Krim und einige Jahre später Italien, wo er sich intensiv mit der Landschaftsmalerei beschäftigte. Das Auffällige seiner frühen Landschaftsbilder liegt in der Leuchtkraft und der stofflichen Intensität der Farben, was sich in späteren Arbeiten zu verhaltenen, dezenten Farben wandelte. Anfangs benutzte Dybsky Farbe nicht nur als Malmittel sondern auch als strukturbildendes Material. Später steigerte sich der pastose Farbauftrag so sehr, daß es zu einer Reliefhaftigkeit der Bilder kam.

"Seine Vorliebe für eine Aufteilung der Komposition in große Flächen mit Lokalfarben ist hier schon zu spüren", betonte Jürgen Raap und fügte hinzu: "Und dieses Kompositionsprinzip bestimmt dann seine spätere Tafelmalerei mit größeren Formaten noch viel deutlicher. Dybsky formuliert Landschaftsräume." Der gebürtige Rumäne geht in seinen großformatigen, abstrakten Materialbildern dem Phänomen der Zeit nach. Bei einem Rundgang durch die Ausstellung ist zu bemerken, daß die meisten Bilder paarweise angelegt sind, wobei sich Symmetrie und Ähnlichkeit als besonders wichtig herausstellen. Dybsky zerstörte bewußt das traditionelle "Tafelbild-Format" in dem er beispielsweise an den rechteckigen Rahmen plastische Formen mit unterschiedlicher Kantenlänge verwendet - somit verwandeln sich seine Bilder zu Raumobjekten. So etwa ragen weiße "Wattebäusche" wie lange Bärte aus den Bildern heraus. Die Arbeiten aus der Serie "Translation of Time" haben im Laufe der Jahre einen stetigen Wandel miterlebt. Das beweisen auch die Bilder aus der Serie des Jahres 2000, in die Dybsky echte braune Tierhaare eingearbeitet hatte. 2001/2002 wieder-um sind Werke entstanden, bei denen auf weiße Untergründe dunkle Tierhaare in schlitzartige Einkerbungen angebracht wurden. Dies erweckt den Eindruck, als würden die Streifen aus dem Bild herausspringen.

Die "Übersetzungen" im Gerhart-Hauptmann-Haus sind durch zwei interessante Objekte Dybskys ergänzt, die aus Holz, Emulsion und Stein beziehungsweise Marmor und Eisen bestehen. MD

Noch sind die Räumlichkeiten leer: Blick in die Ausstellung mit Bildern und Skulpturen von Dybsky. Foto: MD