Als Sir Peter Ustinov Mitte letzten Jahres durch das Land zog, um für sein neues Buch "Achtung! Vorurteile" zu werben, war dies vielen Tageszeitungen eine Meldung im Politikteil wert. Grund für diese ungewöhnliche Platzierung war Ustinovs Aussage über George W. Bush, der ihn in seinem Gebaren an den von ihm im Film "Quo vadis" verkörperten Kaiser Nero erinnere. Überhaupt ist Ustinov kein Freund der jetzigen US-amerikanischen Regierung und macht daraus auch keinen Hehl.

"In der Geschichte der Menschheit sind immens viele Menschen getötet und gefoltert worden, weil sie nicht das ,Richtige' dachten, nicht orthodox oder linientreu waren; nur relativ wenige sind umgebracht worden für das, was sie getan haben. Der schlimmste Terror, den es gibt, ist der Terror der Gedankenpolizei." Diesen Terror will Ustinov mit seinem Buch bekämpfen, dabei scheut er nicht vor Themen wie Nationalsozialismus, Juden und Propaganda zurück, gleitet dabei von einem Themenbereich sanft in andere Problemfelder über.

In klaren Worten zieht Sir Peter gegen das Vorurteil zu Felde, in dem er anhand amüsanter historischer oder selbst erlebter Beispiele dessen Halt- und Sinnlosigkeit schildert, doch der berühmte Schauspieler, Regisseur und Autor verliert manchmal sein Vorhaben aus den Augen, gleitet ab in einen angenehmen Plauderton, in dem er kurze Anekdoten aus seinem Leben erzählt. Das ist zwar höchst interessant, zumal er von Begegnungen mit bekannten Größen wie Charlie Chaplin, Groucho Marx, Jimmy Carter, dem Papst und Michail Gorbatschow berichten kann, trifft aber nicht ganz die Erwartungen, die beim Leser aufgrund des Buchtitels geweckt werden. Ustinov fehlt die Bissigkeit, die man bei dem Thema erwarten könnte, wo es doch um das Entlarven von Vorurteilen geht.

"Achtung! Vorurteile" bietet unterhaltsame Lesestunden mit dem alternden Weltstar Sir Peter Ustinov. Nicht mehr und nicht weniger! R. Bellano

Sir Peter Ustinov: "Achtung! Vorurteile", Hoffmann und Campe, Hamburg 2003, geb., 286 Seiten, 19,90 Euro