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07.02.04 / Abschied von Preußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 07. Februar 2004

Abschied von Preußen
"Stiftung Preußischer Kulturbesitz" soll neuen Namen bekommen
von T. Hinz

Es ist eine typische Nachricht aus der Schröder-Republik, in der die Probleme nicht gelöst werden, dafür aber neue, "innovative" Namen erhalten. Am Schluß der Jahrespressekonferenz der "Stiftung Preußischer Kulturbesitz" teilte ihr Präsident Klaus-Dieter Lehmann mit, es müsse über eine Namensänderung diskutiert werden. Die Bezeichnung "Stiftung Nationaler Kulturbesitz" würde das Zusammenspiel von Bund und Ländern in dieser Institution angemessener ausdrücken. Hintergrund solcher Gedankenspiele ist natürlich der Geldmangel von Bund und Ländern. Am schlimmsten sieht es im Land Berlin aus, das mit der Aufgabe, das kulturelle Erbe einer europäischen Großmacht zu verwalten, heillos überfordert ist. Zuletzt hatten die Finanzquerelen beinahe die Sanierung der Berliner Museumsinsel gefährdet. Das Wörtchen "national", so die Hoffnung, würde die Herzen und Geldschatullen leichter öffnen.

Aufs Ganze gesehen ist die Geschichte der Stiftung, die seit ihrer Gründung 1957 den Namen "Preußischer Kulturbesitz" trägt, ein einzigartiger Erfolg, der in der alten Bundesrepublik begann und nach der Wiedervereinigung fortgeschrieben wurde. Sie ist eine Nachkriegskonstrukion, auf die sich Bund und Länder geeinigt hatten, um dem verbliebenen preußischen Kulturerbe in West-Berlin, dem durch die Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs der politische, finanzielle und rechtliche Unterbau weggeschlagen worden war, eine neue Grundlage zu verschaffen. Das Erbe wurde gewahrt, vermehrt und durch die Wiedervereinigung gleichsam verdoppelt. Die zum "Preußischen Kulturbesitz" gehörende Staatsbibliothek zählt trotz immenser Kriegsverluste zu den größten der Welt. Ihre Anfänge reichen bis tief in die Kurfürstenzeit zurück. Die Stiftung steht für die lichten Seiten, für die humane Seele Preußens, für seine Liebe zum Schönen, zur Kunst, zur Bildung, die stets mehr war als die "Kehrseite seines Militarismus".

Es gibt für die Bestände keinen sinnvolleren Namen als "Preußischer Kulturbesitz". Er verweist auf ihre Herkunft, ihre historische Konkretheit. Im partikularistisch verfaßten Deutschland wurden die Kulturschätze vorwiegend von den Landesfürsten zusammengetragen. Die bedeutendste Leistung vollbrachte Preußen. Natürlich ist seine Hinterlassenschaft Teil des nationalen Erbes, so wie die bayerische, badische, mecklenburgische oder thüringische Hinterlassenschaft auch. Niemand käme auf die Idee, deren regionale Verweise aus dem Namen zu streichen. Durch die Auflösung Preußens 1947 ist es zur gesamtnationalen Aufgabe des föderalen Staates geworden, diesen besonderen Erbteil zu pflegen. Es wäre unhistorisch, unlogisch und unnötig, dem politischen Federstrich der Alliierten nun auch noch den kulturhistorischen Bruch folgen zu lassen.

Damit würde auch aus dem Blickfeld geraten, welche enormen kulturstaatlichen Leistungen Preußen vollbracht hat. Noch der letzte König von Preußen, der deutsche Kaiser Wilhelm II., war als Motor der Wissenschafts- und Bildungspolitik erfolgreicher als alle demokratisch gewählten Bundesregierungen in den letzten 30 Jahren. Preußen, das neuerdings differenziert betrachtet wird, würde wieder zum "Mülleimer" für alles Negative der deutschen Geschichte werden. Zu bedenken ist auch, daß Preußen territorial weiter gespannt war als das, was wir heute unter dem deutschen Nationalstaat verstehen. Angesichts des verwüsteten historischen Bewußtseins und der politischen Verrücktheiten in Deutschland muß man

befürchten, daß nach einer Namensänderung umgehend die einschlägigen "fortschrittlichen Kräfte" auf den Plan treten und kritisch nachfragen, was in einer "Nationalstiftung" überhaupt Archivalien aus Pommern, Schlesien und Ostpreußen zu suchen hätten, wann man diese an ihre "rechtmäßigen" Besitzer in Polen und Rußland "zurückzugeben" gedenke. Und da die Pflege des "nationalen" Kulturbesitzes sich nicht auf die Sonnenseite beschränken darf, wäre der nächste denkbare Schritt die Fusion mit der deutschen Gedenk- und Bewältigungsbranche. In der Folge solcher Begehrlichkeiten stünde für die ursprünglichen Aufgaben nicht mehr, sondern weniger Geld zur Verfügung.

Eine Namensänderung würde, wenn überhaupt, nur einen Sinn ergeben, wenn damit Anspruch und Wille der Bundesregierung verbunden wären, eine großzügige und entschlossene nationale Kulturpolitik in Gang zu setzen und mit den Halbheiten des Kulturföderalismus Schluß zu machen. Der Bund müßte dann bereit sein, wesentliche Teile der kulturellen Infrastruktur Berlin-Preußens - Staatsoper, Universitäten, Akademie der Künste, Archive, Theater - direkt in seine Obhut zu übernehmen und zu nationalen Einrichtungen zu erheben. Die Akademie der Künste Berlin-Brandenburg, deren neues Domizil an historischer Stätte am Brandenburger Tor gerade entsteht, müßte dann eine Rolle wie die Académie fran-çaise in Paris übernehmen. In diesem Fall würde Preußen nicht ausgelöscht, sondern seine nationale Sendung würde posthum vollendet. Ein derartiger Wille des Bundes, der auch noch den erbitterten Widerstand der übrigen Länder überwinden müßte, ist aber nicht erkennbar. Deshalb also: Finger weg von dem Namen "Stiftung Preußischer Kulturbesitz"! In der Schröder-Republik wird schon genug Schaden angerichtet ...

Ideengeber: Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der "Stiftung Preußischer Kulturbesitz", hofft durch Namensänderung auf Geld vom Bund. Foto: pa/dpa