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07.02.04 / Einmalig in Europa / Die "Stiftung Preußischer Kulturbesitz" in den Fängen der Politik

© Preußische Allgemeine Zeitung / 07. Februar 2004

Einmalig in Europa
Die "Stiftung Preußischer Kulturbesitz" in den Fängen der Politik
von Thorsten Hinz

Die vom Chaos geschüttelte Regierung Schröder setzt ihr verheerendes Werk fort: Die "Stiftung Preußischer Kulturbesitz" soll nicht mehr "preußisch" heißen (siehe Seite 1). Ein Blick auf Arbeit und Umfang der Stiftung beleuchtet die gewaltige Aufgabe dieser einzigartigen Einrichtung:

Zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehören heute in Berlin 17 Museen, das Geheime Preußische Staatsarchiv, die Staatsbibliothek, die in zwei Gebäuden - dem historischen Haus Unter den Linden und dem Scharoun-Bau am Potsdamer Platz - untergebracht ist, sowie weitere Forschungseinrichtungen. Herzstück ist die Museumsinsel in der Stadtmitte, die zum Weltkulturerbe zählt. Die bekanntesten Häuser sind Schinkels Altes Museum sowie das Pergamonmuseum mit dem namengebenden Al- tar als Hauptattraktion. Das schwer kriegszerstörte Neue Museum soll bis 2009 wiederaufgebaut werden. Das Bode-Museum wird nach Abschluß der Sanierung die Skulpturensammlung aufnehmen.

Am Potsdamer Platz befindet sich das von Hans Scharoun konzipierte Kulturforum, das neben der - nicht zur Stiftung gehörenden - Philharmonie und der Staatsbibliothek mehrere Museen und Galerien umfaßt. 1998 wurde die neue Gemäldegalerie eröffnet, wo die Berliner Bestände, die wäh-rend der Teilung auf der Muse-umsinsel (Ost) und im Ausweichquartier Dahlem (West) ausgestellt waren, wieder zusammengeführt wurden. Das alles summiert sich zum größten zusammenhängenden Kulturkomplex in Europa.

Mit der Auflösung Preußens und der Teilung Deutschlands und Berlins waren der Rechtsträger und der Geldgeber der Berliner Kunst- und Kulturschätze entfallen. In der zentralisierten DDR wurde die Rekonstruktion der schwer getroffenen Museumsinsel als gesamtstaatliche Aufgabe wahrgenommen. Zu einer durchgreifenden Sanierung aber war man finanziell nicht in der Lage. Noch schwieriger stellte die Situation sich in der westlichen Teilstadt dar.

Gottfried Benn beklagte 1955 in einer Rede die katastrophale Situation Westberlins: "Kunst-schätze hat man uns genommen. Bilder, Pergamonaltar, wir haben keine Bibliothek mehr, die in Jahrhunderten gewachsen war." Einige westdeutsche Länder übernahmen treuhänderisch die Verwaltung der ausgelagerten Berliner Kulturgüter. Um eine feste institutionelle Grundlage zu schaffen, einigten der Bund und die westlichen Nachfolgeländer Preußens sich 1957 auf die Einrichtung der Kulturstiftung. Es folgten Klagen anderer Bundesländer, die eine Aushöhlung ihrer Kulturhoheit fürchteten. Das Bundesverfassungsgericht wies die Einwände zurück. Daraufhin traten sämtliche Bundesländer der Stiftung bei.

Inzwischen sind auch die mitteldeutschen Länder vertreten. Im 20köpfigen Stiftungsrat haben der Bund, Berlin und Nordrhein-Westfalen (als größter preußischer Nachfolge-staat) jeweils zwei, die übrigen Länder eine Stimme. Vorsitzende des Rates ist die Staatsministerin für Kultur, ihr Stellvertreter der Kultursenator des Sitzlandes Berlin. Die Geschäfte werden vom Präsidenten geführt, der in der prächtigen Von-der-Heydt-Villa residiert.

Das von einem Bankier erbaute Haus ist das letzte Überbleibsel des legendären Berliner Tiergartenviertels, das den Krieg und die nachfolgende Abrißwut überstanden hat. Kein anderes kulturpolitisches Amt verspricht soviel Prestige und Gestaltungsmöglichkeit wie das des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Kein Wunder also, daß es immer wieder in das Kraftfeld parteipolitischer Interessen gerät. So scheiterte Ende der 90er Jahre der damalige Direktor des Deutschen Historischen Museums, Christoph Stölzl, trotz unzweifelhafter Kompetenz mit seiner Kandidatur am Veto von Kulturstaatsminister Michael Naumann, der ihm seine angebliche Kohl-Nähe übelnahm.

Das Budget beträgt 254 Mil-lionen Euro, der größte Anteil wird vom Bund entrichtet. Die Aufgaben sind enorm. Neben der Sanierung der Museumsinsel steht unter anderem die Herrichtung des kriegszerstörten großen Lesesaals der Staatsbibliothek Unter den Linden an. In der Bibliothek des Staatsarchivs ist der Buchverleih eingeschränkt, weil marode Abteilungen baupolizeilich gesperrt sind.

In Polen und vor allem in Rußland liegen noch gewaltige geraubte Kunst- und Kulturschätze der Stiftung wie der berühmte Goldschatz von Troja. Nichts deutet darauf hin, daß die Frage der Beutekunst in absehbarer Zeit gelöst wird.

Die Museumsinsel - vom Krieg schwer getroffen - gehört heute zum Weltkulturerbe: Die Rotunde mit antiken Gottheiten im Alten Museum, Foto: Caro / Blume