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07.02.04 / Mindaugas' Großreich / Das Standardargument der litauischen Nationalisten

© Preußische Allgemeine Zeitung / 07. Februar 2004

Mindaugas' Großreich
Das Standardargument der litauischen Nationalisten

Befaßt man sich mit der Geschichte Litauens, so muß man feststellen, daß es nur die kürzeste Zeit ein eigenständiger Staat gewesen ist, was wohl zu dem heute zu beobachtenden überkompensierten Minderwertigkeitskomplex beiträgt. Das ostbaltische Litauen war um das Jahr 1200 ein kleines Gebiet östlich von Kaunas zwischen den Flüssen Memel (Nemunas/

Njemen) und Beresina, also ein Binnenland. Fürst Mindaugas (1236-1263) eroberte weite Gebiete in südlicher Richtung bis ans Schwarze Meer und machte Litauen zu "Groß-Litauen". Auf dem heutigen Territorium der Republik Litauen lebten an der Küste und am Memelfluß die westbaltischen Kuren und Schalauer, während auf der Hochebene im Binnenland die ostbaltischen Samogiten/Szemaiten, die sogenannten Niederlitauer, wohnten, auch Zemaiten oder Schameiten genannt. Dies war ein sehr kämpferischer Stamm, der den Deutschen und Livländischen Orden viele handfeste Probleme bereitete und letztlich erfolgreich am Untergang des vereinigten Ordens beteiligt war. Dessen Fürst Vykintas fiel im Kampf gegen Mindaugas, der selbst verwundet überlebte. Vykintas Nachfolger Trenotia verfolgte wie sein Vorgänger eine andere Politik als Mindaugas, der Frieden mit dem Livländischen Orden schloß, sich taufen ließ, dann aber wieder heidnisch wurde, als die Zeiten dies günstiger erscheinen ließen.

Was hat Mindaugas' Großreich mit dem heutigen Litauen zu tun, mag man sich verwundert fragen. Für nationalgestimmte Litauer ist es die Quelle ihres gesamten Selbstbewußtseins und alles, was sie sich für ihre Zukunft erträumen, leiten sie aus der vermeintlichen Ausdehnung des Reiches Mindaugas' ab. Auch den Anspruch auf das Memelland und das Königsberger Gebiet leiten sie wie selbstverständlich hieraus ab. Die Stadt Memel steht voller Plakatwände, die an die Feiern zu Mindaugas' Krönungstag erinnern; auch der Triumphbogen hätte ursprünglich an diesem Tag eingeweiht werden sollen, was jedoch am Arbeitstempo der Bauarbeiter scheiterte. Und letztlich muß Mindaugas auch dafür herhalten, das schlechte Gewissen wegen der widerrechtlichen Annexion des Memellandes im Jahre 1923 und seiner Einverleibung nach dem Zweiten Weltkrieg zu beruhigen. BSK