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21.02.04 / Berlin for President Kerry / Auch US-Bürger an der Spree mitten im amerikanischen Vorwahl-Fieber

© Preußische Allgemeine Zeitung / 21. Februar 2004

Berlin for President Kerry
Auch US-Bürger an der Spree mitten im amerikanischen Vorwahl-Fieber
von Patrick O'Sullivan

Der Sieger der Vorwahl in Berlin für den demokratischen Kandidaten zur US-Präsidentschaft heißt John Forbes Kerry. Die Vorwahl von Berlin? Ja, die US-Partei ist auch in der Hauptstadt und fünf weiteren deutschen Städten vertreten. Und sie führt Vorwahlen wie in Amerika selbst durch.

In Berlin leben rund 10.000 US-Bürger. Auch sie sind natürlich im November stimmberechtigt, wenn der neue US-Präsident gewählt wird. Anhänger der oppositionellen Demokraten konnten somit jetzt ihr Recht ausüben, an der Vorauswahl des demokratischen Kandidaten teilzunehmen, der im November gegen den Amtsinhaber George W. Bush antreten soll.

Ronald Schlundt ist Vorsitzender der deutschen Sektion von "Democrats abroad" (Demokraten im Ausland). Diese Organisation vertritt die Freunde der Demokraten unter den sechs Millionen Amerikanern, die im Ausland leben. Sie hat den Status eines eigenen Bundesstaates innerhalb der Partei.

Anfang Februar leitete Schlundt die Sitzung seiner Berliner Parteifreunde. Die rund 70 US-Bürger versammelten sich - standesgemäß - in einem Nobel-Burgerrestaurant, in dem sich sonst ein deutsch-amerikanischer Verein trifft.

Jeder Kampagne wurden fünf Minuten zugestanden, um die Positionen ihres Kandidaten vorzustellen. Howard Dean, Wesley Clark, John Kerry - für jeden der Bewerber fand sich ein Anhänger, der für seinen Kandidaten das Wort ergriff.

Die Argumente waren identisch mit denen, die im US-Wahlkampf vorgetragen werden. Der Unterschied bestand darin, daß sich absolute Amateure für die Protagonisten ins Zeug legten. Daß sich Kerry bereits zu diesem Zeitpunkt als Favorit herauskristallisiert hatte, dem konnten sich die Teilnehmer nicht entziehen.

So lag Kerry, der seit 1984 Massachusetts im US-Senat vertritt, auch in Berlin klar vorn. Am Ende wurden Kerry zwei, Clark und Dean jeweils ein Delegierter zugesprochen. Diese vier reisen zur einer deutschlandweiten Konferenz am Sonnabend nach Landshut. Dort werden die Delegierten für die weltweite Konferenz der Auslandsdemokraten am 27. Februar in Schottland gekürt.

"Wir haben 1.400 Mitglieder in Deutschland", sagt Schlundt gegenüber der Preußischen Allgemeinen Zeitung. Die deutsche Untergliederung ist besonders groß und noch einmal unterteilt: In Berlin, Frankfurt/M., Göttingen, Heidelberg, Kaiserslautern und München gibt es Ortsvereine.

Er persönlich dürfe seine eigenen Präferenzen nicht mitteilen, so Schlundt weiter - schließlich sei er zur Neutralität verpflichtet. Aber er macht aus seiner Sympathie für Kerry keinen Hehl. Kerry, so Schlundt, sei linker als Bill Clinton und profitiere von der Unterstützung von Schwarzen und Gewerkschaftern. Wie er die Wahlchancen des Senators sieht? "Wenn er gewählt wird, dann nicht, weil er so gut ist, sondern weil Bush so schlecht ist."

Schlundt ist Geschichtsprofessor an der Universität von Maryland. Die hat ihn jedoch an einen Standort der US-Armee abgeordnet. Dort ist er mit der Fortbildung der Soldaten beschäftigt. Vorsitzender der Auslandsorganisation der Demokratischen Partei in Deutschland ist er seit 2003. 1986 bis 1995 hat er dieses Amt schon einmal ausgeübt. Stolz fügt er hinzu: "Ich war auf allen Parteitagen seit 1992 als Delegierter." Als seine Berliner Parteifreunde zu wählen hatten, gab es Schwierigkeiten bei der Berechnung der Delegierten. Obwohl es sich um eine eher kleine Gruppe von nur 70 Personen handelte. Eine Anhängerin Howard Deans merkte sarkastisch dazu an: "Wir sind doch hier nicht in Florida."


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