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21.02.04 / Die ostpreußische Familie

© Preußische Allgemeine Zeitung / 21. Februar 2004

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

es ist doch erstaunlich, was sich manchmal ergibt, wenn die Ostpreußische Familie auf Spurensuche geht. Es ist schon längere Zeit her, als wir den Wunsch von Klaus Krause veröffentlichten, der seinen vermißten Bruder Werner Walter Krause aus Königsberg suchte. Daraufhin meldete sich ein Leser, der Westpreuße Hans J. Manthey aus Hahn. Dort im Kreis Rendsburg verlor sich auch laut Deutschem Roten Kreuz (DRK) 1962 die Spur des Vermißten. Herr Manthey bemühte sich nun vor Ort, Licht in das Dunkel zu bringen - leider kam er allein nicht weiter. So wandte er sich an die Lokalpresse, die Schleswig-Holsteinische Landeszeitung, und er hatte das Glück, daß die betreffende Redakteurin sich der Sache annahm und einen Bericht über den Gesuchten mit Bild der Eltern veröffentlichte. Durch Recherchen von Frau Lorenzen ergab sich, daß Werner Walter Krause bereits am 1. Mai 1982 in Itzehoe verstorben ist. Inzwischen ist Klaus Krause im Besitz der Sterbeurkunde. Natürlich sind er und seine Schwester traurig, daß es ein Wiedersehen mit dem vermißten Bruder nicht mehr geben wird, aber immerhin haben die Geschwister nun die Gewißheit über sein Schicksal, das sie jetzt noch weiter verfolgen können. Es ist allerdings unerklärlich, daß dies bisher nicht geschehen konnte, denn der Vermißte hatte 1979 dem betreffenden Einwohneramt seinen Fortzug gemeldet. Der entscheidende Anteil an diesem Erfolg ist unserm Leser, Herrn Manthey, zu verdanken. Aber auch unserer Kollegin in Rendsburg sei für ihre Bemühungen gedankt - das ist leider bei anderen deutschen Medien oft nicht der Fall. Da heißt es dann: "Was soll das, ist doch schon so lange her!" - Eine Erfahrung, von der uns nicht wenige Leserinnen und Leser berichten.

Gespurt hat auch unsere Familie im Fall der Königsbergerin Charlotte Wüstendörfer - Sie wissen, die Schriftstellerin, die wunderschöne Märchen, Gedichte und Spiele schuf wie das noch immer gefragte "Far e Dittke nuscht" und das unser aller Schicksal vorausahnende Gedicht "Der Wächter von Szillen". Ein naher Verwandter, Klaus Jürgen Wüstendörfer, wollte nicht nur Leben und Tod der Dichterin durchleuchten, sondern auch die Familiengeschichte komplettieren. Und das ist ihm gelungen - dank der Hilfe unserer Leserinnen und Leser! Herr Wüstendörfer schreibt: "Wie so oft stellten sich die Erfolge nach und nach ein. Anrufer fügten Teilchen für Teilchen zum Puzzle bei. Frau Else Beier aus Bad Pyrmont, die eine gute Nachbarin der Familie Wüstendörfer war, konnte das Alltagsleben gut darstellen und wichtige Fragen über zeitliche Abläufe klären. Ein anonymer Anrufer teilte mir mit, daß Charlotte und ihre Mutter gemeinsam am 15. Juli 1945 im Zug nahe Stralsund umgekommen seien." Herr Wüstendörfer konnte auch weitere Daten klären, so daß er jetzt seine Ahnen bis zum Jahre 1532 lückenlos nachweisen kann. Für uns ist erfreulich, daß auch wir nun in unserem Archiv verläßliche Angaben über die Dichterin haben, die sich vor allem mit ihrem Prussen-Roman "Patulne und Tyrune" in die ostdeutsche Literaturgeschichte eingeschrieben hat.

Erfolg auch für unseren neuen Leser Dirk Oelmann aus Oranienburg. Im Rahmen der eigenen Familienforschung suchte er nach Robert Krebs aus Süßenberg, Kreis Heilsberg. Zwar bleibt dessen Schicksal weiter ungeklärt, aber dank unserer Ostpreußischen Familie ist er jetzt im Besitz von Ermlandbüchern und Kirchenbucheinträgen aus Kiwitten. Diese Unterlagen halfen ihm erheblich weiter. So besitzt er nun genaue Daten zu der Ehefrau des Vermißten, Hedwig Krebs, geb. Kulbarsch, * 1909 in Bleichenbarth bei Kiwitten, die mit ihren drei kleinen Töchtern Hildegard, Monika und Waltraud am 11. November 1946 mit dem letzten Zug Heilsberg verließ. Der Transport soll bis Brandenburg/Havel gekommen sein. Im Fall des ebenfalls gesuchten Werner Kreft, * 1926 in Danzig-Langfuhr, war Herr Oelmann weniger erfolgreich. Er ist zwar im Besitz einer Kopie des Danziger Einwohnerbuches von 1931, in dem aber der Name des Vaters des Gesuchten, Paul Kreft, vierzehnmal verzeichnet ist. Welcher ist nun der Richtige? Weil Paul Kreft für die KPD tätig war, floh die Familie 1940 nach Dänemark, 1941 kam die letzte Meldung aus Flensburg. Seine Frau ging mit ihrem jüngsten Sohn Horst zuerst nach Westpreußen, dann nach Berlin/Hermsdorf, wo sie 1947 verstarb. Was wurde aus dem ältesten Sohn Werner Kreft, über dessen Schicksal sein Bruder Horst - Schwiegervater von Herrn Oelmann - nie etwas erfahren konnte, bis auf den vagen Hinweis, daß er in der Waffen-SS gewesen sein soll. Vielleicht kommt ja auch zu dieser Suchfrage noch ein Hinweis. Jedenfalls bedankt sich Dirk Oelmann (Bernauer Straße 61 in 16515 Oranienburg) sehr für die bisherigen Erfolge.

Stichwort "Kiwitten": Unser Leser Helmut Herrmann gibt betreffs "Familienforschung" einen Hinweis, der vor allem die Königsberger interessieren könnte, die sich mit Ahnensuche beschäftigen. In der Kirchenbuchverfilmung des ermländischen Kirchspiels Kiwitten ist irrtümlich der Abschnitt "Taufen 1703-1711" des Königsberger Kirchenbuches enthalten. Es handelt sich um den Film "FHL 161879 Taufen 1654-1820 der Mormonen (Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage)". Dem Abschnitt 219 folgt die Fehleintragung unter der Bezeichnung "Kiwitten 1703-1711, S. 1-8, 17-446, unehelich 1703-1711 S. 447-457". Schon der enorme Umfang dieses Bereiches für nur wenige Jahre ließ Herrn Herrmann an der Zu- ordnung zweifeln. Die Ortsbezeichnungen wie "Am oberen Haberberge" und "Am nassen Garten" machten ihm vollends klar, daß es sich nur um Königsberg handeln könnte. Sein Hinweis auf diesen Fehler bei der Genealogischen Forschungsstelle der Mormonen wurde bisher nicht angenommen. Aber wir bringen ihn gerne, denn Familienforschung wird ja bei uns ganz groß geschrieben.

Wir haben schon öfters einen Hinweis auf diese Institution gebracht, wollen aber hier noch einmal kurz die wichtigsten Informationen geben. Das Archiv der Genealogical Library der HLT Church in Salt Lake City, USA, besitzt Mikrofilme von Kirchenbüchern und anderen, auch von Ost- und Westpreußen, die an den Lesegeräten der Forschungsstellen in allen größeren Städten eingesehen werden können. Kopien werden gegen Gebühr erstellt. Im Telefonbuch sind die Adressen unter "Kirche" und dann meistens unter "Freikirchen" zu finden. Eine Liste aller Lesestuben in Deutschland kann von der Genealogischen Bibliothek, Wartenau 20 in 22089 Hamburg, Telefon 0 40 / 2 50 45 73, angefordert werden. Die Zentrale der "Kirche Jesu der Heiligen der letzten Tage", HLT, Abt. Genealogie, befindet sich in der Taunusstraße 15 in 61381 Friedrichsdorf, Telefon 0 61 72 / 7 20 96. Interessant ist der Hinweis eines Lesers auf ein genealogisches Werk, das ihm empfohlen wurde: Adressbook for Germany Genealogy by Ernest Thode - Fifth Edition, Genealogical Publishing Co. Inc. 11001 N. Calvert St. Baltimore, MD 21202 USA. (ISBN 0-8063-1409-5, Preis 24,95 Dollar.) Es würde uns sehr interessieren, wenn uns Leserinnen und Leser mitteilten, welche Erfahrungen sie mit diesen Quellen gemacht haben, denn nur so können wir aktuelle Informationen weitergeben.

Vielleicht wäre das auch ein guter Hinweis für Liselotte Finckenstein, denn ihr Vorfahr dürfte wohl in jener Zeit geboren sein, weil er 1733 an der Königsberger Universität immatrikuliert wurde. David Theophil Reißing - auch Reußing - ging nach vollendetem Jurastudium nach Kurland, wurde dort Notarius Publikus der Polnischen Lehnsherren. Er heiratete in Kurland und ist ein direkter Vorfahre von Frau Finckenstein. "Wo kann man mehr über meine ostpreußischen Wurzeln erfahren?" fragt sie und hofft, daß sie auch noch andere Nach-fahren der Königsberger Familie Reißing findet. (Liselotte Finckenstein, Spitzwegring 133, 35396 Gießen.)

Eure Ruth Geede


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