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Preußische Allgemeine Zeitung / 28. Februar 2004
Rechtzeitig zum "Internationalen Tag der Muttersprache", der am 21. Februar begangen und 1999 von der UNESCO-Vollversammlung ausgerufen wurde, hat sich auch die "Fastfood-Kette McDonald's" besonnen: Aus ihrem englischen Werbespruch "I love it" wurde der deutsche "Ich liebe es!" Statistikprofessor Walter Krämer, Dortmund, der Vorsitzende des Vereins Deutsche Sprache (VDS), sieht eine "Trendwende", die vor allem in der Werbung deutlich spürbar sei. Auch andere Unternehmen und Konzerne hätten die deutsche Sprache wiederentdeckt. Sie rückten von anglo-amerikanischer Werbung und der Verwendung von "Denglisch" ab, das eine Verballhornung gleicher-maßen von Englisch und Deutsch darstelle. Krämer erklärte, der VDS bekämpfe nicht das Englisch an sich. Die Realität sei, daß Englisch weltweit die Zweitsprache der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Kommunikation geworden sei. Dar-um wende er sich im Interesse von Deutsch und Englisch gegen "BSE", also "bad simple English" und gegen Sprachpanscherei. "Wir finden es hingegen gut, wenn man sich bemüht, sich auf die Vorteile der eigenen Sprache zu besinnen." In der Tat ist es absurd, wenn im deutschen Bestattungswesen der "funeral master" erfunden wurde, ein Begriff, der nicht einmal im Eng-lischen gebräuchlich ist. Deutsche Großunternehmen haben sich zu prominenten Dengländern entwickelt. Die Telekom erfindet "Call-by-call"-Angebote, die Post offeriert "Free-way-Päckchen", und die Bahn informiert ihre Kunden an "Service-points". Das ist dumm und lächerlich und läßt an der wirtschaftlichen Kompetenz der Verantwortlichen zweifeln, denn die Realität ist: Kaum ein Viertel der Deutschen versteht Englisch, noch weniger sprechen es. Viele Kunden wissen nämlich überhaupt nicht, was Bezeichnungen dieser Art bedeuten sollen. Sat.1-Zuschauer übersetzen das Motto "powered by emotion" oft mit "Kraft durch Freude", wie eine Umfrage ergab. Der Douglas-Spruch "Come in and find out" wird danach als "Komm herein und finde wieder hinaus" verstanden, wie eine Art Aufforderung zum Betreten eines Irrgartens. Fest steht, daß Denglisch mögliche Kunden eher ausschließt als erschließt. In dieser Art Intelligenz vortäuschenden Werbung verbindet sich eigene Dummheit mit der oft mit ihr zusammentreffenden Eitelkeit. Beide bieten sich gemeinsam als Arroganz dar, die den Verbraucher für beschränkt und leidensfähig hält, von diesem aber in zuneh-mendem Maße als Angeberei erkannt wird. Darum eignet sich die Muttersprache am besten für die Werbung, weil sie verstanden wird. Gerade wer Englisch gut und sehr gut spricht, vermeidet, sich mit Denglisch zum Affen zu machen. Fest steht aber auch: Je besser das Deutsch eines Menschen ist, desto weiser ist sein Umgang mit Fremdsprachen. Darum ist dem amtierenden Vorsitzenden des Deutschen Philologenverbands Heinz-Peter Meidinger zuzustimmen, der in seiner Erklärung zum "Internationalen Tag der Muttersprache" eine Stärkung des Deutschunterrichts der Schulen forderte. Er begründete das mit der Bedeutung der "Lese- und Verstehenskompetenz" und der Tatsache, daß der muttersprachliche Unterricht die Persönlichkeitsbildung wesentlich mitbestimmt. Aufgeschlossenheit für Literatur, kulturelle Identität, ästhetische Urteilskraft sowie Verantwortungsbereitschaft für Mensch und Welt seien wichtige Leitziele des Faches Deutsch. Im internationalen Vergleich sei in Deutschland der Anteil des muttersprachlichen Unterrichts sehr gering. Ein guter Deutschunterricht würde im Zusammenhang mit dem heutigen Zustand der deutschen Sprache - natürlich - auf Goethes Faust zu sprechen kommen, wie es unlängst aus den Reihen des VDS Helmuth Röthemeyer tat, als er Goethe im Hinblick auf "Toll Collect" und das Versprechen der Großunternehmen für großartigen "service on the road" wie folgt zitierte: "Wagner: Und lispeln englisch, wenn sie lügen. Faust: Du hast wohl recht; ich finde nicht die Spur von einem Geist und alles ist Dressur." Der deutsche Steuerzahler und die englische Sprache haben gewiß diesen Mißbrauch nicht verdient. Insgesamt ist der Zustand der deutschen Sprache ein Armutszeugnis für die Kulturpolitik in Deutschland, die bekanntlich in der Zuständigkeit von 16 Kultusministerien liegt. Aus ihrem Versagen und dem Umgang vieler Unternehmen mit der deutschen Sprache ergibt sich ein trauriges Bild der Verantwortungslosigkeit gegenüber fast 100 Millionen deutschen Muttersprachlern in Europa. Wiederentdeckung des Deutschen? McDonald's wirbt neuerdings in Deutsch. |