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28.02.04 / Die ostpreußische Familie

© Preußische Allgemeine Zeitung / 28. Februar 2004

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

"Ich lese Ihre wunderbare Zeitung über ein ebensolches Land regelmäßig!" Diese Zeile in dem Schreiben von Christoph Tschabold aus der Schweiz hat mich besonders erfreut, bestätigt sie doch unsere unermüdliche Arbeit für die Heimat. (Entgegen einem anderen Brief, in dem sich der Schreiber für die Erwähnung seiner Arbeit in meiner Kolumne zwar bedankt, aber hinzufügt: "Fast hätte dieser Umstand mich veranlaßt, die Kündigung des Abos der PAZ zu widerrufen!" Ja, aber eben nur fast!) Herr Tschabold befaßt sich seit Jahren mit der Geschichte Ostpreußens und entschied sich im letzten Herbst für eine Reise in unsere Heimat. Das erste Ziel war die Wolfsschanze in Rastenburg. Er schreibt: "Auf dem Weg dorthin bogen wir von der Hauptstraße ab und fuhren auf ein von Deutschen gebautes Gehöft. Wir klopften an die Haustüre, aber obwohl wir Geräusche vernahmen, öffnete uns niemand die Türe. Als wir zum Auto zurückgingen, bemerkten wir in unmittelbarer Nähe des Hauses ein Kreuz mit folgenden Namen: Hermann Mattern, August Gansel, Walter Obrokowitz und Friedrich Kaschinski aus Wilkendorf, Garlau, † 18.01.1945. Allzugerne hätte ich etwas über das Schicksal dieser Männer erfahren. Ich möchte gerne wissen, ob es noch Verwandte oder bekannte Personen gibt, die mir einige Fragen beantworten könnten!" Soweit der Brief unseres Schweizer Lesers. Vielleicht melden sich auch die ehemaligen Besitzer des Hofes, dessen Gebäude, auch Ställe und Scheune, gut erhalten sind, wie aus den beigelegten Aufnahmen ersichtlich. (Christoph Tschabold, Sonnenhof, CH 3645 Einigen, Schweiz, Telefon 3 36 54 46 21.)

Ein Wiedersehen mit seiner deutschen Freundin aus der Nachkriegszeit wünscht sich ein heute im russisch verwalteten Teil Ostpreußens lebender gebürtiger Pole, den unser Leser Hans Kaiser aus Warin als interessierten Menschen kennengelernt hat: Jakubowski Bronislav Jakovlevich. Seine damals zwölfjährige Freundin Christel nannte ihn allerdings Bronja. Sie wohnten vom Sommer 1946 bis August 1948 gemeinsam in der ersten Etage eines zweistöckigen Hauses in Pobethen, dem Geburtsort von Christel, die damals Waise war: der Vater gefallen, die Mutter im Bombenhagel in Königsberg ums Leben gekommen. Vielleicht erinnert sich Christel noch an den Backsteinbau rechts der Hauptstraße von Königsberg nach Neukuhren, in dem auch der Direktor des Waisenhauses wohnte, mit dem Bronjas Kusine verheiratet war. In Pobethen waren damals etwa 400 elternlose Kinder untergebracht, die von deutschen Frauen versorgt wurden - alle mußten im Sommer 1948 in die sowjetisch besetzte Zone ausreisen, auch Christel. Der Abschied von dem hübschen, rothaarigen, sommer-sprossigen Mädchen fiel dem gleichaltrigen Bronja schwer. Wie oft waren sie gemeinsam auf einem mit zwei Pferden bespannten Wagen, den Bronja lenkte, mit Gurken und anderem Gemüse nach Neukuhren zum Markt gefahren. Daran erinnert sich der ehemalige Lehrer noch immer. "Bitte, Christel, melde Dich!" ist sein Wunsch, den Herr Kaiser uns übermittelt. Zuschriften auch an dessen Anschrift: Hans Kaiser, Waldheim 14 in 19417 Warin, Telefon 03 84 82 / 6 09 37.

In das Samland führt auch der Wunsch von Ursula Seyffert. Immer noch beschäftigt sie das Schicksal ihrer Tante "Ditha", von der sie seit Kriegsende nichts mehr gehört hat. Edith Seyffert war Erzieherin bei der Familie Malskeit auf einem Gut bei Königsberg. Es soll sich um das Gut Metgethen handeln. Weiß jemand von unseren Lesern, was bei den Kämpfen um Königsberg mit der Familie Malskeit und Edith Seyffert geschah? Sind sie umgekommen, verschleppt worden oder konnten sie vorher flüchten? Vielleicht leben noch Nachkommen oder Bekannte, die über das damalige Geschehen und über den Verbleib der Genannten etwas aussagen können. Das Gut Charlottenwiese bei Quednau war auch im Besitz einer Familie Malskeit, bestand hier Verwandtschaft? Über jedes "Hoffnungsfünkchen" würde sich Frau Seyffert freuen, die von einer Freundin den Rat bekam, sich an unsere Ostpreußische Familie zu wenden. Vielleicht können wir ihr wirklich helfen! (Ursula Seyffert, Paulsborner Straße 87 in 10709 Berlin.)

Als Zeitzeugen sind wir Älteren jetzt sehr gefragt, auch im Familienkreise, wo meistens die Enkel die Fragenden sind. Bei Frau Stahlschmidt-Goerke sind es sogar schon die Urenkel, die in der Schule jetzt das Thema "Nationalsozialismus" auf dem Lehrplan haben. Der Urgroßmutter blieb noch besonders die Aktion "Eintopf-Sonntage" in Erinnerung. Jetzt bittet sie unsere Familie um Unterstützung. Wer erinnert sich auch noch an diesen Sonntag im Monat, wo nur "Suppche" auf den Tisch kam - das Wort "Eintopf" wurde ja vorher nie gebraucht? Es hieß wohl "Zusammengekochtes" oder "Suppentopf", aber zumeist ganz einfach "Supp", doch die schmeckte herrlich, denn Muttchen verstand ja auch das simpelste Suppchen mit Kräutern und Gewürzen abzuschmecken - man denke nur an unsern geliebten "Meiran". So gesehen, bedeutete der Eintopfsonntag keinen kulinarischen Verzicht, zumal ja auch, je länger der Krieg dauerte, sich Schmalhans in der Küche immer breiter machte. Seinen Pflichtbeitrag in die Sammelbüchse mußte man schon entrichten. Ob aber wirklich kontrolliert wurde, daß tatsächlich nur eine einsame Terrine auf dem sonntäglichen Mittagstisch stand, wie Frau Stahlschmidt-Goerke meint, das weiß ich nicht, jedenfalls habe ich es nicht miterlebt. Wer etwas zu dieser Aktion sagen kann, schreibe bitte an Frau Marga Stahlschmidt-Goerke, Nordstraße 13 a in 57248 Freudenberg.

Da sind wir ja wieder bei unserm Lieblingsthema, und hierzu hat Christel Labinski eine Frage. Es dreht sich um "Piroggen" - sie schreibt zwar "Poroggen", meint aber wohl diese mit Fleisch, Fisch oder Gemüse gefüllten Teigspezialitäten der östlichen Küche. Und zwar sucht sie ein ganz besonderes Rezept: Piroggen süß-sauer. Kenne ich nicht, finde ich auch in keinem Kochbuch - wer kann helfen? (Christel Labinski, Am Hohrkamp 31 in 24537 Neumünster.)

Leider viel zu spät - wie er selber bekennt - hat Guido Tonnius aus Oldenburg begonnen, sich für seine Vorfahren zu interessieren. Und die kommen aus dem Kreis Schloßberg, genauer aus Eichbruch (Uszballen). Sein Großvater Artur Gustav Tonnius, * 1. Mai 1917, kam in dem damaligen Uszballen zur Welt, ebenso dessen Bruder Walter, * 1909, und seine Schwester Helene, * 1910. Über die Urgroßmutter Ida Tonnius geb. Drückler, * 1886 in Uszballen, besitzt Guido Tonnius Unterlagen, nicht aber über seinen Urgroßvater Gustav Tonnius, der angeblich 1872 in Uszballen geboren wurde. Fest steht nur, daß dieser am 17. Dezember 1929 dort verstarb. Die Eheschließung erfolgte 1908 in Groß Rudzen. Gustav Tonnius muß in seiner Heimat sehr bekannt gewesen sein, denn er besaß in Uszballen einen Landhandel mit Gastwirtschaft und bediente auch die Poststelle. Außerdem war er Viehhändler. Deshalb hofft Herr Tonnius, nun durch Landsleute aus dieser Gegend mehr über seinen Urgroßvater und die Familie zu erfahren. Als "Abfallprodukt" seiner Familienforschung befaßt er sich auch mit Namensvettern, die er in ganz Deutschland ausfindig gemacht hat. Die meisten haben ihre Vorfahren in den Kreisen Ebenrode (Stallupönen) und Gumbinnen. Na, vielleicht melden sich ja jetzt noch weitere Angehörige dieser ostpreußischen Sippe? (Guido Tonnius, Spencerstraße 20 in 26129 Oldenburg.)

Um eine künstlerische Frage handelt es sich in dem Schreiben von Walter Weitkowitz aus Hamburg. Es geht um die Arbeiten der weitgehend unbekannten memelländischen Schriftstellerin Purwins-Iriette. Herr Weitkowitz ist an einem ihrer Gedichte interessiert, das sich auf die "Laumen", die sagenhaften Schicksalsfrauen aus der litauischen Mythologie, bezieht. Einige Zeilen lauten so: "O, fahr mit uns in die wildesten Wirbel hinein, da waschen wir unsere Kleider gar fein, die zarten und duftenden Hüllen ..." Wer kennt dieses Gedicht, das Herr Weitkowitz in alten Lesebüchern vermutet? Auch an weiteren Dichtungen von Purwins-Iriette besteht Interesse. (Walter Weitkowitz, Nordmeerstraße 43 in 21129 Hamburg.)

Und zum Abschluß eine Erfolgsmeldung. Ernst Kahlfeldt aus Stuttgart hat nun einen "Vetter" gefunden, der seine Vermutung bestätigt, daß die Kahlfeldts nach der Pest in Ostpreußen angesiedelt wurden. Er besitzt jetzt einige konkrete Unterlagen über die ursprüngliche Herkunft der Sippe und schreibt: "Sie sehen, die Ostpreußische Familie ist intakt und hilft auch bei ausgefallenen Wünschen. Es ist sehr aufschlußreich, nach vielen Jahrhunderten Kontakte zu direkten Nachkommen der Vorfahren zu finden."

Eure Ruth Geede

Wer weiß Näheres über dieses Grab und das Schicksal der hier Begrabenen? Hier liegen Hermann Mattern, August Gansel, Walter Obrokowitz und Friedrich Kaschinski. Foto: Tschabold


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