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Preußische Allgemeine Zeitung / 06. März 2004
Ein Bild mit hoher Symbolkraft: Ronald Barnabas Schill räumt seinen Platz in der Hamburger Bürgerschaft; zuvor schon hatte er seinen Sitz im Senat verloren. Beides nicht ganz freiwillig: Erst Bürgermeister Ole von Beust und nun der Wähler hatten ihn vor die Tür gesetzt. So endete nach nur zwei Jahren die "Ära Schill", die in Wirklichkeit nur eine Episode war. Immerhin war der erste Auftritt des vormaligen "Richter Gnadenlos" im Jahre 2002 noch ein richtiger Paukenschlag gewesen. Aus dem Stand hatte die von ihm gegründete und nach ihm benannte Partei fast 20 Prozent geholt und so erst die Ablösung der jahrzehntelangen SPD-Filzokratie ermöglicht. Damit hat Schill sich um die Hansestadt verdient gemacht; das sollte ebenso wenig verdrängt werden wie seine unbestreitbaren Erfolge als Innensenator. Die Drogenszene, die sich in unsäglicher Weise im Zentrum ausgebreitet hatte, wurde mit einfachen, aber wirkungsvollen Mitteln verdrängt: viel sichtbare Polizeipräsenz und rund um die Uhr klassische Musik - vor allem Bach und Vivaldi scheinen für Fixerohren unerträglich zu sein. Daß die Kriminalität auf der Sorgenliste der Hamburger innerhalb dieser zwei Jahre vom ersten auf den fünften Rang abrutschte, sagt mehr als jede Statistik. So hat Schill sich durch gute Arbeit auf dem einzigen Politikfeld, auf dem er überhaupt etwas zu bieten hatte, sozusagen selbst überflüssig gemacht. Gescheitert ist er aber vor allem an seiner eigenen Persönlichkeitsstruktur, an seinen Eskapaden und Disziplinlosigkeiten. Schade - wieder einmal wurde eine Chance, das verkrustete Parteiensystem aufzubrechen, allzu leichtfertig vertan. H.J.M. |