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Preußische Allgemeine Zeitung / 06. März 2004
Im Soge guter britisch-französischer Beziehungen hat sich Jacques Chirac nun den Wünschen Tony Blairs gebeugt und sich für den Bau eines klassisch betriebenen Flugzeugträgers anstatt eines nuklear betriebenen entschieden. Für den darüber erfreuten britischen Premier ist die französische Entscheidung als Entgegenkommen anläßlich des 100. Jahrestages der "Entente cordiale" zu verstehen. Und zweifellos ist Chiracs Entschluß im Rahmen des Aufbaus einer "europäischen Verteidigung" als Geste an das Vereinigte Königreich aufzufassen. Die Unternehmen, die bei dem Bau des Flugzeugträgers führend beteiligt sein dürften, sind die französische Firma Thalès und die britische Bae Systems. London hat zwei konventionell betriebene Flugzeugträger in Planung, so daß Europa nach Fertigstellung dieser drei Flugzeugträger im Jahr 2015 über neun (mit Spanien und Italien) Träger verfügt, während die USA bereits jetzt schon zwölf Flugzeugträger zwischen 80.000 und 100.000 Bruttoregistertonnen in Betrieb haben. Es ist jedoch nicht nur die Anzahl, sondern auch die Tonnage der einzelnen europäischen Schiffe viel geringer. Zum Beispiel ist die "Charles de Gaulle" nur 40.000 Bruttoregistertonnen groß, und die schon gebauten britischen Flugzeugträger haben sogar nur 20.000 Tonnen. Der Schulterschluß zwischen Paris und London ist derweil offenkundig. Seitens der Regierungen ist sogar nicht einmal mehr von Meinungsunterschieden zwischen den beiden Hauptstädten hinsichtlich des Irak die Rede. Ende Januar konnte der linksliberale britische Guardian in einem Vorabbericht vermelden, daß das britische Verteidigungsministerium einen Auftrag in Höhe von annähernd 20 Milliarden Euro an den europäischen Flugzeugbauer EADS vergeben hat. EADS wird in Zusammenarbeit mit den britischen Firmen Rolls-Royce und Cobham sowie Thalès die Transporterflotte der britischen Royal Air Force erneuern. Das britische Verteidigungsministerium gab diesem Konsortium den Vorzug gegenüber Boeing / Bae Systems. Dieser auf 27 Jahre angelegte Auftrag ist insoweit interessant, als er das Londoner Engagement in der europäischen Rüstungsindustrie dokumentiert. Aus britischer Quelle wurde inzwischen aber auch bekannt, daß vermutlich ein Brite dem europäischen Gremium der Rüstungsindustrie vorstehen wird, was darauf hindeutet, daß London durchaus einen Nutzen aus der Auftragsvergabe zu ziehen gedenkt. Auf diese Weise will es die Rüstungsbranche des Kontinents kontrollieren, wobei die Kürzungen der deutschen Militärausgaben die Annäherung zwischen London und Paris begünstigen. P. C. / R. B. Flugzeugträger Charles de Gaulle: Auf Drängen Großbritanniens wird Frankreichs neuer Flugzeugträger nicht nuklear betrieben sein. Foto: Archiv |