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Preußische Allgemeine Zeitung / 20. März 2004
Gedanken zur Zeit: In den USA ist es nichts Außergewöhnliches, daß von seiten militanter
christlicher Gruppen offen aufgerufen wird zum Mord an sogenannten
Abtreibungsärzten oder zu Bombenanschlägen auf "Abtreibungskliniken".
Angenommen, es gäbe Indizien dafür, daß die Kamikaze-Anschläge in New York
auf das World Trade Center, die Selbstmordattentate in Istanbul auf die beiden
Synagogen, das britische Konsulat und die HSBC-Bank, der immer mehr eskalierende
Bombenterror in Israel oder im Irak, rein hypothetisch also angenommen, es gäbe
Indizien dafür, daß hinter all dem keine islamistischen Fanatiker, sondern
irgendwelche christlichen Sektierer stecken würden, die einen modernen "Kreuzzug"
führen wollten beispielsweise gegen das "Volk der Mörder Jesu Christi"
oder auch gegen "die Sünde" und "das Chaos" des nachmodernen
Säkularismus. Würde man uns in einem solchen Falle auch - tolerant und
multikulturell, versteht sich! - dazu ermahnen, doch nur ja nicht die friedliche
christliche Religion in einen Topf zu werfen mit einigen wenigen Fanatikern, die
die Bibel verfälschen und politisch mißbrauchen? Würde man uns dann auch dazu
auffordern, über die Motive solcher christlichen Fundamentalisten nachzudenken?
Würde man auch dann einräumen, daß die Kritik evangelikaler Christen an den
Auswüchsen unserer egozentrischen Spaß- und Konsumgesellschaft eben doch auch
zumindest teilweise ihre Berechtigung habe? Wohl kaum. Aber vergleichbare
Argumente hört man immer wieder zuhauf in bezug auf den Islam. Zwar gibt es seit Jahrzehnten einen Boom kirchenfeindlicher Bücher, die
nachweisen wollen, daß das Christentum irgendwie bisher an jedem Gemetzel in
der Geschichte beteiligt gewesen sei. Besonders fortschrittlich sein wollende
Pfarrer geben der Bibel die Schuld an fast jedem Übel in der Welt. Die gesamte
Kirchengeschichte wird in immer neuen Variationen als ein einziger "Mischmasch
aus Irrtum und Gewalt" (Goethe) vorgeführt. Auf den Islam hingegen ist nicht
ein Bruchteil derartiger Anschuldigungen jemals herniedergeprasselt. "Quod
licet Jovi, non licet bovi" (Was Jupiter erlaubt ist, ist einem Ochsen nicht
erlaubt), wußten schon die alten Römer. Wer es in der islamischen Welt als Journalist oder Schriftsteller wagen
sollte, sich kritisch mit Theorie und Praxis des moslemischen Glaubens
auseinanderzusetzen, muß mit blutiger Rache rechnen. Der 28jährige iranische
Dichter Saced Soltanpur, der 1994 im Londoner Exil während seiner
Hochzeitsfeier bei einem bewaffneten Überfall liquidiert wurde, war nur einer
von insgesamt 48 Autoren, die im Auftrag iranischer Mullahs allein in den ersten
15 Jahren seit der Revolution von 1979 ermordet oder hingerichtet wurden. In
Ägypten sind innerhalb von vier Jahren (1991-1994) elf Autoren von moslemischen
Extremisten getötet worden, darunter der Bestseller-Autor Farag Foda. In
Algerien ermordeten militante Moslems in nur zwei Jahren (1993/1994) 18 Autoren
und Journalisten. Wenn Autoren wie Salman Rushdie oder Taslima Nasreen (gegen sie hatten die
Streiter Allahs die berüchtigte "Fatwa" verhängt) im Westen Solidarität
und Hilfe erfuhren, so blieb dies meist seltene Ausnahme; es meldeten sich dann
auch immer tolerante Christenmenschen zu Wort, welche sogleich ihr zartes
Verständnis für derlei Mordaufrufe in unserem "ausgewogenen" Medienbetrieb
signalisieren durften, während sie zugleich ja recht viel Schlechtes über
unser klerikales Dunkelmännertum von sich geben. Persönlicher Mut wird keinem
abverlangt, gesellschaftliche Ächtung oder gar lebensbedrohende Repressalien
muß keiner gewärtigen, der sich als Pfaffenfresser profilieren will. Im
Gegenteil. Sofern sie Format und Geschick zeigen, wird der Unterhaltungswert
linker Christen und Antichristen gegen das kirchliche und politische "Establishment"
stets ein dankbares Publikum finden. So was hat man eben gern in unserer permissiv-progressiven linken Schickeria.
Demonstrative Zerknirschtheit, sei es nun darüber, Christ zu sein, sei es
darüber, Deutscher zu sein - das ist bei uns "in". Was der
Ministerpräsident von Estland, Lennart Meri, im Jahre 1995 den Deutschen ins
Stammbuch schrieb, gilt eben nicht nur für "political correctness": "Deutschland
ist eine Art Canossa-Republik geworden, eine Republik der Reue. Wenn man aber
die Moral zur Schau trägt, ris-kiert man, nicht sehr ernst genommen zu werden."
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