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Preußische Allgemeine Zeitung / 20. März 2004
Keine EU-einheitliche Maut Ein durchaus folgenträchtiges Ereignis fand bisher wenig Beachtung: Die
Verhandlungen über eine "EU-Wegekosten-Richtlinie" sind gescheitert. Nicht
etwa wegen der Mauthöhe auf bestimmten Transitstrecken, sondern wegen der
sogenannten "Zweckbindung". Diese würde nämlich Mitgliedsländer
verpflichten, Straßenverkehrsabgaben ausschließlich für Bau und Erhaltung von
Verkehrswegen zu verwenden. Genau das aber wird von mehreren Staaten - darunter
Großbritannien und Deutschland - abgelehnt. Die Zweckbindung sei ein Eingriff in die Budget-Hoheit,
heißt es. In Klartext: Straßenverkehrsabgaben sollen weiterhin dem Stopfen von Budget-Löchern dienen. Die Verkehrspolitik leidet - wie alles in der EU - unter zwei Haupt-übeln:
einerseits an den nationalen Egoismen und andererseits am Druck der Lobbies. Die
vielgeschmähte Spediteurs-Lobby wäre zwar zu Vereinheitlichungen bereit, aber
ihr gegenüber stehen Umwelt- und Anti-Verkehrs-Lobbies, und diese verfolgen
teils in sich widersprüchliche, teils gänzlich irrationale Ziele. Mit der
EU-Erweiterung wird eine Einigung noch schwieriger, denn die "Neuen"
drängen mit schrottreifen Fahrzeugen auf die Straßen. So bleibt es wohl bei
den diversen Maut-Insellösungen und einer völlig uneinheitlichen Besteuerung
von Treibstoffen und Fahrzeugen. Die ideale, weil administrativ einfachste und indirekt auch kilometerbezogene
Belastung des Straßenverkehrs ließe sich über die Treibstoffbesteuerung
erreichen - aber nur bei europaweit einheitlicher Lösung. Sonst kommt es zum
"Tank-Tourismus", der - je nach Finanznot der Regierungen - hüben oder
drüben zum Ruin grenznaher Tankstellen führt. Der österreichische
Finanzminister konnte sich voriges Jahr über gut 500 Millionen Euro
zusätzlicher Einnahmen durch deutsche Tank-Touristen freuen. Die bittere Pille
für den Umweltminister - und daran zeigt sich die ganze Perversität der "Kyoto-Protokolle"
und des CO2-Ablaßhandels: Für den nicht in Österreich verbrauchten Treibstoff
muß Österreich zwei Millionen Tonnen CO2-Zertifikate zusätzlich einkaufen. Da Lkws verglichen mit Pkws eine ungleich größere Belastung für
Straßensystem und Anrainer darstellen, wird man aber um eine generelle
Lkw-Bemautung nicht herumkommen. Denn nur so lassen sich Leerfahrten und
überflüssige Transporte von Massengütern reduzieren beziehungsweise auf
andere Verkehrsträger umleiten. Der Umleitung sind allerdings Grenzen gesetzt:
Bahntransport ist langsam und erfordert zusätzliche Verlademanöver, während
Lkws von Haus zu Haus fahren können. Und Binnenschiffsverkehr ist zwar die
umweltfreundlichste Variante für Massengüter, doch auch da legen sich "Umweltschützer"
quer. Besonderen Sprengstoff liefert der Transitverkehr. Schon allein am
theoretischen Modell läßt sich zeigen, daß zentrale Lagen besonders
betroffen sind. Wenn dann noch im Zentrum des Kontinents die Alpen eine
Bündelung auf ganz wenige Routen erzwingen, wird die Belastung für Anwohner
unerträglich. Seit Auslaufen des Transitvertrags mit der EU sind alle
Beschränkungen auf den österreichischen Strecken aufgehoben, und der
Lkw-Verkehr über den Brenner hat seit Jahresbeginn massiv zugenommen. Kann es
da verwundern, daß sich die Anrainer von der Regierung verraten und verkauft
fühlen? Transit-Gegner werden daher zunehmend zur Selbsthilfe greifen, und
bereits für die Osterwoche sind umfangreiche Blockaden angesagt. In Brüssel
wird man davon allerdings nicht betroffen sein.
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