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Preußische Allgemeine Zeitung / 20. März 2004
Ein graziöses Lustspiel Fast auf den Tag vor 155 Jahren fand die Uraufführung einer Oper statt, die
heute von nicht wohlgesonnenen Kritikern als "Amalgam aus deutschem Singspiel,
Opéra comique und Opera buffa" (Kurt Malisch in der Neuen Zürcher Zeitung)
bezeichnet wird, die aber dennoch immer wieder einmal zur Aufführung auf
deutschen Bühnen kommt. Die Rede ist von Otto Nicolais Vertonung der bekannten
Shakespeare-Komödie "Die lustigen Weiber von Windsor". Am 9. März 1849
wurde sie in der Berliner Lindenoper zum ersten Mal aufgeführt - auf Anordnung
Friedrich Wilhelms IV., dem Nicolai Ausschnitte aus dem Werk präsentiert hatte.
Unter der Leitung des Komponisten sangen damals August Zschiesche, Leopoldine
Tuczek, Pauline Marx, Louise Köster und Julius Pfister, der schon als
Wagners "Rienzi" brilliert hatte. Nur drei Aufführungen konnte Otto Nicolai noch dirigieren, dann erlitt er einen Schlaganfall und starb am 11.
Mai 1849, just an jenem Tag, als der König ihn zum Mitglied der Akademie der Künste berufen
wollte. In Königsberg 1810 als Sohn eines ehrgeizigen Musiklehrers geboren,
studierte Otto Nicolai bei Zelter in Berlin und trat 1830 in die Singakademie
ein. Sein musikalisches Weltbild wurde von der deutschen Romantik und der
Kirchenmusik geprägt. Unter seinen ersten Kompositionen finden sich Lieder,
aber auch geistliche Vokalwerke und eine Sinfonie. Eine Reise nach Italien, wo
er sich als Organist der preußischen Gesandtschaftskapelle in Rom aufhielt, zog
ihn in den Bann der Oper. Allen Bemühungen zum Trotz gelang es Nicolai allerdings nicht, erhoffte
Opernaufträge zu erhalten, und so nahm er 1837 eine Stelle als Kapellmeister am
Kärtnertor-Theater in Wien an. Eine Stelle, die ihn jedoch nicht erfüllte.
Seine erste Oper "Rosmonda d'Inghilterra" wurde unter dem Titel "Enrico II." schließlich in
Triest aufgeführt, eine zweite, "Il templario", in Turin. Nicolai notierte
begeistert in seinem Tagebuch: "Er hat alle Erwartungen und Hoffnungen
übertroffen. So habe ich denn, ein Deutscher, in Italien eine entschiedene
Furore gemacht." Zwei weitere Opern folgten, die ebenfalls in Italien
aufgeführt wurden. Die Musik zu "Nabucco" zu komponieren, lehnte er
allerdings ab. Guiseppe Verdi sollte schließlich mit dieser Oper seinen
Weltruhm begründen. Nicolai, der in Wien wieder Fuß gefaßt hatte, diesmal als 1. Kapellmeister
an der Hofoper, konnte endlich auch im deutschsprachigen Raum mit "Die
Heimkehr des Verbannten", der deutschen Übertragung seiner Oper "Il
proscritto", einen ersten Erfolg als Opernkomponist feiern. Nun erhielt er auch den
Auftrag, eine deutsche Oper zu schreiben. Doch Nicolai war ratlos: "Indes, wo
soll man Textbücher hernehmen in diesem Lande, wo erstens keine Dichter
existieren, die von der richtigen Anfertigung solcher Arbeit auch nur eine
leisen Begriff haben, und wo vor allem für neue Opern nichts getan und so gut
als nichts gezahlt wird?" Da wurde er auf Shakespeares Komödie "Die lustigen Weiber von Windsor"
aufmerksam. Im Sommer 1846 schließlich war die Komposition endlich fertig; das
Libretto schrieb Hermann Salomon Ritter von Mosenthal. Doch die Wiener wollten
das Stück nicht mehr aufführen. Nicolai fragte erbittert: "Lohnt es sich
also, ein deutscher Opernkomponist zu sein?" 1848 wechselte der Königsberger
daraufhin nach Berlin, wo man ihm eine Stelle als Kapellmeister an der Hofoper
angeboten hatte. Seit über 100 Jahren sind die "lustigen Weiber" nun auf den
deutschsprachigen Bühnen zu finden. Dirigenten wie Hans Knappertsbusch und
Sänger wie Karl Ridderbusch und Gottlob Frick haben dieser Oper Gestalt
gegeben. Dieser Tage nun ist eine Doppel-CD erschienen, auf der das WDR
Rundfunkorchester Köln unter der Leitung von Helmuth Froschauer die
Nicolai-Oper eingespielt hat (Capriccio 60095). Wenn die Aufnahme auch nur die
Musik und keine Dialoge enthält, so kann man doch ein Wiederhören feiern mit
einer Reihe eingängiger Melodien ("Als Büblein klein an der Mutterbrust")
und sich vom Credo des Königsbergers überzeugen, der einmal von einem jeden
Komponisten forderte: "Deutsche Schule muß da sein, das ist erste Bedingung,
aber italienische Schule muß dazu kommen. So ist Mozart entstanden, und wenn
ich seinen Geist hätte, dann könnte ich auch etwas Gutes machen!" Mit seinen
"lustigen Weibern" hat Otto Nicolai etwas geleistet, das noch heute durchaus
Bestand hat, ein graziöses Lustspiel für die Opernbühne. Os
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