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Preußische Allgemeine Zeitung / 20. März 2004
Nicht nur für Kaiser Betrachtet man die Pracht aus dem so zerbrechlichen Material, dann wundert
man sich, wie all die Gläser, Humpen und Pokale überhaupt die Zeiten haben
überdauern können. Seit dem Mittelalter gehörte Glas zu den kostbarsten
Werkstoffen in Mitteleuropa. Der Adel und später das wohlsituierte Bürgertum
genossen es, aus einem zarten Glas den Wein, das Bier zu trinken, und nicht aus
einem Zinnbecher etwa oder aus einem derben Behältnis aus Steingut. Und so
hütete man die Kostbarkeiten wohl auch besonders, sehr zum Wohlgefallen der
Menschen, die heute diese Schätze in den Museen bewundern können. Eine besondere Ausstellung ist noch bis zum 8. August im Deutschen
Bergbau-Museum in Bochum zu sehen: "Bergwerke auf Glas - Kunstwerke nicht nur
für Kaiser und Edelleute" (dienstags bis freitags 8.30 bis 17 Uhr, am
Wochenende und feiertags 10 bis 17 Uhr; Katalog mit 520 Seiten, 29,50 Euro).
Gezeigt werden geschnittene Gläser etwa aus der braunschweigischen Manufaktur
von Lauenstein und Gläser mit farbenfroher Emailmalerei, vor allem die
sogenannten Hallorengläser aus Halle und Ochsenkopfgläser. Prachtvolle Humpen
und Ratsgläser sind ebenso zu sehen wie Beispiele für kostbare Glasgemälde. Bergbau auf Glas - wie paßt das zusammen? Nun, ohne Bergwerke und
Hüttenwesen keine Glasindustrie. Und so kam es nicht von ungefähr, daß die
fleißigen Bergleute bald selbst zum Motiv wurden auf den kostbaren Kreationen
der Glasbläser und -schneider. "Ganze Bergwerke wurden im ausgehenden 18.
Jahrhundert in viel bewunderte Gläser hineingeschliffen und die Arbeit der
Knappen zum Thema bei Hofe erhoben", so die Ausstellungsmacher. "Die
kostbaren Objekte wurden im 18. und 19. Jahrhundert Allgemeingut des Bürgertums
und verloren auf Grund ihrer Popularisierung an Bedeutung." Nicht nur der
dokumentarische Charakter der Darstellungen, auch ihr künstlerischer Wert wird
viele Besucher in die Ausstellung, für die eigens die Räume des Deutschen
Bergbau-Museums umgestaltet wurden, ziehen, um die einzigartigen Kostbarkeiten
aus zartem Glas zu bestaunen. o-n Hallorenglas aus dem Jahr 1681: Als Halloren bezeichnete man die Mitglieder
einer Salzwirker-Brüderschaft. Solche bemalten Gläser wurden nur zu besonderen
Ereignissen benutzt. Deckelpokal aus Lauenstein: Dieser schwere Pokal ist aus farblosem Glas und
stammt aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Auf dem Kelch sind eine
äußerst sorgfältig gearbeitete Gebirgslandschaft mit Stadtpanorama, ein
Bergwerk und ländliche Szenen zu erkennen. Fotos (2): Katalog
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