Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
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Preußische Allgemeine Zeitung / 20. März 2004
"Gelebte Öffentlichkeitsarbeit" Es arbeiten nur wenige deutsche Wissenschaftler in den ehemaligen
preußischen Provinzen jenseits der Oder. "Das Preußenland war seit dem II.
Weltkrieg für deutsche Kunsthistoriker eine Terra incognita. Auch mich, ein
Kind der westdeutschen Nachkriegskultur, hat erst der Zufall persönlicher
Umstände in die Mitte dieser Landschaft verschlagen", so Professor Dr.
Christofer Herrmann, der seit 1995 als Germanist an der Universität Allenstein
lehrt. Vor 35 Vertretern der ostpreußischen Heimatkreisgemeinschaften hat der
studierte Kunsthistoriker im Rahmen der diesjährigen Kreisvertretertagung in
Bad Pyrmont nun sein wissenschaftliches Wirken in einem Diavortrag vorgestellt.
In mühevoller und jahrelanger Kleinarbeit hat er die mittelalterliche
Architektur im Gebiet der ehemaligen preußischen Bistümer Kulm, Pomesanien,
Ermland und Samland katalogisiert. Die Kreisvertretertagung diente insbesondere dem Meinungsaustausch und der
Diskussion über die ideelle und materielle Zukunftssicherung der
Kreisgemeinschaften im Rahmen von Arbeitsgruppen. Eine wichtige Grundlage für
die Beratungen bot das Grußwort des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen,
Wilhelm v. Gottberg, der die mit dem Ableben der Erlebnisgeneration der
Ostpreußen verbundenen Gefahren für die Zukunft aller Strukturen der LO in der
erforderlichen Deutlichkeit skizzierte. Für die Kreisvertreter stellte sich bei der Frage nach neuen Wegen zur
Öffentlichkeitsarbeit das Internet als Medium der Zukunft dar. Schon jetzt
repräsentieren sich viele Kreisgemeinschaften mit einer eigenen Internetseite
der weltweiten Öffentlichkeit. Gleichwohl bleibt das in der Regel jährlich
stattfindende Hauptkreistreffen noch immer die "gelebte Öffentlichkeitsarbeit"
schlechthin, die von den Patenschaftsträgern und den regionalen Medien
registriert werde. "Das Hauptkreistreffen ist noch immer Sammlungs- und
Motivationspunkt" für die Kreisgemeinschaft, konkretisierte der Tagungsleiter
und stellvertretende Sprecher der LO, Bernd Hinz, die Debattenbeiträge. In Zukunft werden jedoch die Attraktivität der Kreistreffen und der
Qualitätsstandard der Heimatbriefe ein wesentlicher Faktor für die notwendige
Konzentration der Kräfte sein. Bernd Hinz stieß mit seinem Vorschlag, die
ostpreußischen Heimatmuseen in einem Buchprojekt der Öffentlichkeit
vorzustellen, auf allgemeine Zustimmung. Auch die Einbindung der verschiedenen
ostpreußischen Familienforschungsgruppen in die Kreisgemeinschaften diene der
Nachwuchssicherung. Die relativ jungen Angehörigen solcher Gruppen stellen für
die Hauptkreistreffen eine neue Zielgruppe dar, die umworben und für die
Zukunftssicherung der Kreisgemeinschaften gewonnen werden muß. Zur Vertiefung der Patenschaftsverhältnisse wurde empfohlen, die Kontakte
zur Patengemeinde auf allen Arbeitsebenen zu pflegen und lokale Vereine und
Schulen, die aufgrund einer Partnerschaft des Paten mit der entsprechenden
Gebietskörperschaft im dreigeteilten Ostpreußen Aktivitäten im Heimatkreis
entfalten, auf Kreistreffen, zum Beispiel durch Fotoausstellungen, zu
integrieren. Einen wertvollen Hinweis zur materiellen Zukunftssicherung der
Kreisgemeinschaften eröffnete der Heiligenbeiler Kreisvertreter Siegfried
Dreher. Es sei lohnenswert, so Dreher, die kulturhistorische Forschungsarbeit,
finanziert durch Spenden, als Buchpublikation herauszugeben und großzügigere
Spender im Buch zu würdigen. Das Konzept werde von den Landsleuten dankbar
angenommen und trage zur Finanzierung der heimatpolitischen Arbeit maßgeblich
bei. Auch der Zukunftsfähigkeit der Deutschen Vereine in der Heimat und den
Chancen für das Fortbestehen des deutschen Volkstums in Ostpreußen wurde im
Rahmen der Kreisvertretertagung breiter Raum gewidmet. Während die Deutschen
Vereine im Memelland und im südlichen Ostpreußen auf eine weitgehend solide
Grundlage gestellt werden konnten, ist die Zukunft der Rußlanddeutschen im
Königsberger Gebiet weiter ungewiß. Die LO und ihre Kreisgemeinschaften werden die heimatverbliebenen Landsleute
in Ostpreußen auch in Zukunft im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen und
zum Beispiel mit Sprachunterricht und kulturellen Seminaren dazu beitragen, ihre
deutsche Identität zu bewahren. B. Knapstein
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