Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
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Preußische Allgemeine Zeitung / 20. März 2004
Zu Besuch bei Kästners Dresden ist eine der Städte, wo ich gerne ankomme. Es hat mir immer aus der
Ferne das meiste Vergnügen gemacht", schrieb der aus dem schlesischen
Sprottau stammende Heinrich Laube und schwärmte von einer "breiten Stadt mit
italienischen Türmen, Kirchen und Schlössern: Florenz, das blühende, in
weichen, gefälligen Farben prangend und lockend. Dieser Anblick hat soviel
Südliches, Fabelhaftes, daß er mir stets die buntesten Hoffnungen und
Illusionen weckt ..." Nicht nur Laube war begeistert von dieser Stadt; auch
Johann Gottfried Herder, der ja ansonsten sehr zurückhaltend war mit Lob,
schwärmte: "Blühe, deutsches Florenz, mit Deinen Schätzen der Kunstwelt." Über die Jahrhunderte zog es Maler und Musiker, Dichter und Gelehrte in die
Stadt an der Elbe. Goethe und Schiller (der lebte fast zwei Jahre dort),
Novalis, Schlegel und Tieck, E. T. A. Hoffmann, Heinrich von Kleist,
Schopenhauer, Eichendorff und Dostojewski - sie alle lebten und arbeiteten für
einige Zeit in Dresden, doch nur wenige Spuren sind heute noch erhalten. Die
Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg haben auch viele Zeugnisse literarischen
Lebens zerstört. Dennoch ist es Jens Wonneberger und Norbert Weiß gelungen,
einige Häuser Dresdner Dichter und Literaten aufzuspüren. In dem durchaus
unterhaltsam geschriebenen Band "Dresdner Dichterhäuser" aus dem be.bra
Verlag haben die beiden Autoren allerlei Wissenswertes über das
Schillerhäuschen in Dresden-Loschwitz, das Brelingsche Haus, das Wilhelm von
Kügelgen bewohnte, die Künstlerherberge "Felsenburg", wo Hasenclever und
auch Kokoschka logierten, oder über Victor Klemperers Haus Am Kirschberg
zusammengetragen. In der Dresdner Neustadt begegnet man Erich Kästner, der in
einem Mietshaus zur Welt kam. Ein Museum für den "Vater von Pünktchen und
Anton" befindet sich heute in der "Villa Augustin", die einst dessen Onkel
Franz bewohnte. Bewußt haben sich die Autoren daran gehalten, nur Dichterhäuser
vorzustellen, die nahezu unverändert erhalten geblieben sind. In vier von ihnen
sind heute literarische Museen zu finden, deren Anschriften und Öffnungszeiten
im Anhang vermerkt sind. Gerade diese strenge Auswahl zeigt nicht zuletzt auch
die unwiederbringlichen Verluste, und so bleiben allein die Werke der Dichter,
die einst vom Elbflorenz schwärmten und ihm so ein Denkmal setzten. os Norbert Weiß / Jens Wonneberger: "Dresdner Dichterhäuser", be.bra,
Berlin 2003, Hardcover, 80 Seiten, 29 Abb., 9,95 Euro
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