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Preußische Allgemeine Zeitung / 20. März 2004
Gigantismus Laut Verlag soll "Eine kurze Geschichte der Welt" von Philippe Gigantès
für die Weltgeschichte das sein, was "Sofies Welt" für die Philosophie
ist. Dazu ist nur zu sagen, daß Bastei Lübbe offenbar genauso zum Gigantismus
neigt wie der Autor Gigantès selbst. Schon ein Blick auf seinen Werdegang zeugt
von bunter Vielseitigkeit. 1923 in Griechenland geboren, im Zweiten Weltkrieg
Offizier der Britischen Royal Navy, danach Korrespondent für den Observer,
Angestellter der Vereinten Nationen, später 15 Jahre lang Mitglied des
kanadischen Senats, auch ist er Professor für Geschichte und bekleidete das Amt
eines Universitätsdekans. Von bunter Vielseitigkeit geprägt ist nun auch
besagtes Buch. Hauptthema ist hier die Frage, was die Menschheit antreibt. Im
ersten Teil behandelt der Autor die Ideale von wichtigen Gestaltern und
Ideenträgern wie Moses, Solon, Platon, Jesus und Buddha. Sie wollten die Welt
ins Gute verändern, doch hätten auch sie schon einen gewissen Geltungsdrang
besessen. Im zweiten Teil des Bandes geht er zu den Akquisitoren in der
Weltgeschichte über, die nur an ihre eigene Macht dachten und dafür über
Leichen gingen. So Agrippina, die Mutter Neros, Theodora von Byzanz und
Napoleon. Auch die USA zählt er dazu. Gigantès greift dabei ziemlich wahrlos
in die Geschichte hinein, was allerdings durchaus einen gewissen Reiz hat. "Alles, was man wissen muß" lautet der ebenfalls übertriebene
Untertitel. Man kann Gigantès allerdings dafür loben, daß er den Unkundigen
mit wenigen präzisen Sätzen in sein Thema einführt, den Leser in seine
Betrachtung der Geschichte mitnimmt, die vor allem durch seine fast überall
präsente Beurteilung des Dargestellten interessant ist. R. Bellano Philippe Gigantès: "Eine kurze Geschichte der Welt - Alles, was man wissen
muß", Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2004, 284 Seiten, 8,90 Euro
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