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20.03.04 / Eine herbe Enttäuschung / Was als Standardwerk vom Verlag gepriesen wird, ist nur ein kindisches Bilderbuch

© Preußische Allgemeine Zeitung / 20. März 2004

Eine herbe Enttäuschung
Was als Standardwerk vom Verlag gepriesen wird, ist nur ein kindisches Bilderbuch

Das von Werner Horn verfaßte "Spezialwerk der Uniformen" soll offenkundig im Jahresrhythmus erscheinen. Der erste Band über die "Uniformen der Panzertruppe und gepanzerten Verbände 1934-1945" ist bereits 2002 erschienen, und die Bände 3 bis 5 über die Uniformen der Luftwaffe, der Kriegsmarine sowie der Waffen-SS sollen bereits in Vorbereitung sein. Letztes Jahr ist nun der Band 2 mit dem Titel "Die Uniformen der Infanterie 1933-1945" auf den Markt gekommen. Über die Reihe heißt es seitens des Verlages ganz unbescheiden: "Die Hornschen Uniform-Bände werden ganz rasch zu den Standardwerken zählen."

Was könnte man von einem Standardwerk zum hier behandelten Thema, "Die Uniformen der Infanterie", erwarten? Man könnte strukturierte Informationen über die Uniformierung dieses größten Heeresteils erwarten. Da der Bandtitel mit "1933-1945" einen Zeitraum angibt, könnte man darüber hinaus eine Beschreibung der Uniformveränderungen in diesem Zeitraum erwarten. Im Idealfall würden sogar die praktischen, finanziellen, politischen oder sonstigen Gründe für diese Veränderungen genannt werden.

Derartige Erwartungen läßt "Die Uniformen der Infanterie 1933- 1945" jedoch weitgehend unerfüllt. Vielmehr handelt es sich hierbei um ein Bilderbuch. Diese Beschreibung ist keine Gehässigkeit, sondern wird vom Verlag selber, wenn auch in Anführungszeichen, zur Kennzeichnung des Werkes verwandt. Überhaupt scheint Werner Horns Interesse an der Thematik eher kindlicher, um nicht zu sagen kindischer, Natur zu sein. So heißt es im "Spezialwerk der Uniformen" über den Autor: "... Zur Uniformkunde kam er, der seit seiner Kindheit malt und zeichnet, indirekt durch seine Großmutter, die in einem Offizierskoffer den Nachlaß ihres 1940 im Alter von 22 Jahren gefallenen älteren Sohnes verwahrt hatte. Als Zehnjähriger endlich durfte der Autor diesen ,Schatz' heben. Neben Flugbüchern, Uniformstücken und Sporttrophäen fanden sich zahlreiche Photographien seines Onkels, angefangen von dessen Zeit als Fahnenjunker im Münchner Pionierbataillon 47 und endend als Fliegerleutnant, in allen erdenklichen Posen und Anzugsarten. Dieser Fund weckte die bis heute anhaltende Liebe des Autors zum ,Bunten Rock', insbesondere sein Interesse an der Uniformierung der Wehrmacht."

Die ansatzweise chronologisch geordneten Doppelseiten enthalten in der Regel auf der rechten Seite eine große Zeichnung nach Fotografie mit einem oder mehreren Soldaten als Motiv und auf der linken Seite eine sehr kurz gehaltene Beschreibung, wer zu sehen ist und was er anhat beziehungsweise sie anhaben. Bezeichnenderweise heißt es in der Einleitung, daß "besonderes Augenmerk" auf "individuelle Abweichungen von den Dienstvorschriften gerichtet" werde. Von einem Standardwerk könnte man eigentlich ein besonderes Augenmerk auf den Inhalt der besagten Dienstvorschriften erwarten und weniger darauf, wie Hauptmann X aus Y und Oberfeldwebel A aus O in ihrer Kleiderwahl von diesen abwichen.

Noch aufschlußreicher ist die folgende Passage aus der Einleitung: "Da im ersten Band, der die Uniformen der Panzertruppe und der gepanzerten Verbände zum Gegenstand hatte, auch die ,normale' feldgraue Bekleidung des Heeres - von der Feldbluse über den Waffenrock bis hin zur Felduniform 44 - ausführlich behandelt wurde, beschränkt sich hier der Text, um überflüssige Wiederholungen zu vermeiden, auf die bloße Erläuterung der Illustrationen." Der Band über die "Königin der Waffengattungen", wie es in der Einleitung so schön pathetisch heißt, ist also nur ein Ergänzungsband jenes Bandes über die - bei allem Respekt - vergleichsweise kleine Panzerwaffe. Diese Prioritätensetzung mag den einen oder anderen irritieren, doch wenn sein Interesse an Uniformen nur groß genug ist, greift sicherlich dieser eine oder andere nolens volens auch zum ein Jahr zuvor erschienenen ersten Band, in der Hoffnung, dort zu finden, was er hier vermißt.

Jener Band 1 ist mit den Kapiteln Die Panzeruniform (Schwarzer Feldanzug, Feldgrauer Feldanzug, Drillich), Die feldgraue Uniform (Feldbluse, Waffenrock, Rock alter Art, Mäntel, Kopfbedeckungen), Die Tropenuniform (Tropenfeldbluse, Kopfbedeckungen, Mäntel) sowie einem Exkurs über die Waffen-SS, die Luftwaffe und die Polizei stärker strukturiert. Auch verdient dieser Band weniger das Verdikt "Bilderbuch". So ist der erste im Vergleich zum zweiten Band weniger durch große Bilder geprägt, sondern eher durch kleinere sowie relativ viel erläuternden Text. Dadurch ist Band 1 informativer als Band 2, doch ist dieses Lob relativ und bedeutet nicht, daß die oben genannten Kriterien für ein Standardwerk erfüllt wären. Manuel Ruoff

Werner Horn: "Das Spezialwerk der Uniformen. Band 2. Die Uniformen der Infanterie 1933-1945", Großformat A4, Schutzumschlag, Farbe, ca. 100 Abb., 144 Seiten, 39,85 Euro


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