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27.03.04 / Blutrausch unterm Kreuz / Hans-Jürgen Mahlitz zu Mel Gibsons "Passion Christi"

© Preußische Allgemeine Zeitung / 27. März 2004


Blutrausch unterm Kreuz
Hans-Jürgen Mahlitz zu Mel Gibsons "Passion Christi"

Nichts für schwache Nerven - damit ist schon fast alles gesagt über diesen Film. Aber eben doch nur "fast alles"; ein paar Randbemerkungen seien also gestattet.

Die Passion Christi war nie als Stoff für leichte, seichte Unterhaltung angelegt. Seit nunmehr zwei Jahrtausenden strapazieren die Berichte der Evangelisten die Gemüter. Es geht immerhin um Mord, und zwar nicht an irgendwem, sondern am Sohn Gottes. Und dieser Mord sollte dann auch noch die Erlösung der Menschheit bewirken, nicht ihre Bestrafung; allein schon der Handlungsrahmen, erst recht aber die Details - blutige Folter, Demütigung, Kreuzigung - sind eher etwas für "starke Nerven".

Detailgetreu setzt Mel Gibsons Jesus-Film die biblische Textvorlage um. Gravierende Fehler oder gar bewußte Verfälschungen des Handlungsablaufs sind ihm nicht vorzuwerfen; er stellt alles so dar, wie es im Neuen Testament beschrieben ist. Ob es - im Rankeschen Sinne - wirklich so gewesen ist, diese Frage stellt sich nicht an den Hollywood-Regisseur, sondern allenfalls an die Evangelisten. In diesem Zusammenhang ist übrigens auch die Kritik zurückzuweisen, der Film sei antisemitisch: Es ist nun einmal erwiesene historische Tatsache, daß Jesus von Juden (mit tatkräftiger römischer Unterstützung!) getötet wurde, daß aber auch Jesus selber Jude war. Damit ist jede weitere Täter-Opfer-Diskussion ad absurdum geführt, ebenso jeder Versuch, in diesen Film oder in seine literarische Vorlage antisemitische Tendenzen hineinzugeheimnissen.

Was mich persönlich an diesem Film stört: Er stellt blutige Gewalt zu direkt dar, stellt sie auch viel zu sehr in den Vordergrund, ignoriert aber weitgehend den religiösen Kern der Passionsgeschichte, stellt sie nicht in den Kontext der alttestamentlichen Messiasweissagung und ihrer neu-testamentlichen Erfüllung durch Auferstehung und Erlösung. So habe ich den Verdacht, daß diese geballte Ladung von Zelluloid-Horror, dieser Blutrausch im Zeichen des Kreuzes letztlich nicht an ein wichtiges Thema heranführen, sondern die Kinokassen füllen soll. In Amerika scheint dieses Ziel ja schon erreicht zu sein - aber müssen wir im "alten" Europa eigentlich jeden Unfug mitmachen, der uns von der angeblich "neuen" Welt serviert wird?

Filmszene aus "Passion Christi": Vielleicht gerade wegen seiner Brutalität ein Kassenknüller in den Kinos Foto: Constantin Film


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