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03.04.04 / Ostpreußen - kein weißer Fleck auf der Landkarte mehr / Das "wassergeborene Land" wird immer mehr zum bevorzugten Reiseziel, nicht nur für sogenannte Heimwehtouristen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 03. April 2004


Ostpreußen - kein weißer Fleck auf der Landkarte mehr
Das "wassergeborene Land" wird immer mehr zum bevorzugten Reiseziel, nicht nur für sogenannte Heimwehtouristen
von Ruth Geede

Ostpreußen, das "wassergeborene Land", zieht Naturliebhaber und die Individualisten unter den Touristen fast magisch an, nicht nur die Menschen, die dort ihre Wurzeln haben und die versuchen, sie wieder zu finden und zu festigen. Auf der Kurischen Nehrung wie in Masuren, im Ermland wie an das Samlandküste, im Oberland wie in der Elchniederung. Das alte Ostpreußen ist wieder Reiseland geworden.

Wer sich heute für das weite Land im altpreußischen Raum als Reiseziel entscheidet, pflegt auch sonst dem Massentourismus aus dem Wege zu gehen und Betonburgen und Urlaubersilos zu meiden. Den Hauptanteil stellen immer noch die Vertriebenen, für die eine Reise in die Heimat eine Heimkehr auf Zeit ist. Man hat sie zuerst als "Heimwehtouristen" bezeichnet, inzwischen ist diese unglückliche Wortschöpfung aus den Reiseberichten der Medien so gut wie verschwunden. Viele reisen Jahr für Jahr in die Heimat, die für sie eine solche geblieben ist, auch wenn dort eine andere Sprache gesprochen wird und die Straßen ihrer Kindheit fremde Schilder tragen.

Es kommen aber auch junge Menschen, die mit Radwanderungen und Kanufahrten ihre Ferien gestalten wollen, die Naturfreunde, die historisch Interessierten und diejenigen, die einfach die Heimat ihrer Vorfahren kennenlernen möchten. Ihre Zahl wächst, nicht zuletzt aufgrund eines touristischen Angebots, das sich immer breiter auffächert. Und sie dürfte noch weiter steigen durch den EU-Beitritt von Polen und Litauen am 1. Mai dieses Jahres. Insbesondere der Wegfall der Zollkontrollen und die günstigen Wechselkurse dürften sich hier positiv auswirken.

Polen konnte im vergangenen Jahr insgesamt 650.000 deutsche Urlauber registrieren. Aufgrund einer steigenden Nachfrage nach Kur-, Städte-, Kultur- und Aktivreisen plant Polen im Rahmen seines aktuellen Marketingprogramms verstärkte Aktionen auf diesem Gebiet, die sich auch auf den südlichen Teil Ostpreußens auswirken werden, der vor allem Wassersportlern geradezu traumhafte Möglichkeiten offeriert. Wo sonst bietet sich so nahe gelegen eine Landschaft mit über 3.000 Seen und unzähligen Wasserläufen, wo ein solch kristallklares Wasser wie das der Krutinna, wo solch ein Wälderreichtum, wo solch eine Lichtfülle wie hier? Eingebettet in eine Burgenlandschaft mit einem unglaublichen Reichtum an Profan- und Sakralbauten. Man denke nur an die Marienburg, an den Frauenburger Dom, an die Wallfahrtskirche Heiligelinde! Jeder dieser Zeugen der Geschichte wäre allein schon eine Reise wert.

Für den nördlichen Teil Ostpreußens gibt es ähnliche Prognosen. Litauen profitiert natürlich von der verstärkten Präsenz in den deutschen Medien, denn die Kurische Nehrung wird, wie es erscheint, gerade "wiederentdeckt". Aber auch die Berichte über die Elchniederung faszinieren Menschen, die Einsamkeit, Stille und eine Landschaft von wundersamer Eigenart suchen.

Das zeigt sich auch in der Statistik. Die Zahl der deutschen Urlauber betrug im vergangenen Jahr 130.000, für 2004 wird eine Steigerung auf 150.000 prognostiziert. Litauen ist dabei, in Deutschland seine Marketingaktionen erheblich zu verstärken.

Zwischen diesen beiden neuen EU-Ländern liegt geradezu beklemmend eingezwängt die russsische Exklave mit der alten ostpreußischen Metropole Königsberg, der Stadt des großen Philosophen Immanuel Kant, die anläßlich seines 200jährigen Todestag verstärkt Besucher aus aller Welt anzieht. Was den Tourismus angeht, muß man hier die Ansprüche erheblich herunterschrauben. Zwar liegt gerade in diesem Gebiet die herrliche Samlandküste, aber von dem einzigen Glanz der Kurorte ist kaum etwas zu spüren. Man bedenke, daß Cranz einmal das erste Seebad an der preußischen Küste war. Der stete und starke Wellenschlag hier in dem Bogen zwischen Steilküste und Kurischer Nehrung machte Cranz berühmt, so daß es sich im Laufe der Zeit zu einem mondänen Seebad entwickelte mit weißen "Schlössern am Meer" und einer fast eineinhalb Kilometer langen Promenade. Nichts ist davon übriggeblieben. Mit dem grauen Belag der heutigen Uferstraße wurde auch die glanzvolle Vergangenheit einbetoniert.

Für Neulinge ist es wichtig, sich schon vorher durch Literatur und gute Reiseführer auf das Urlaubsland vorzubereiten, so daß die speziellen Informationen dann besser zu erfassen sind. Schwierig wird es für jene, die ihre Wurzeln in der Heimat ihrer Vorfahren suchen. In diesen Fällen ist es ratsam, sich einer Reisegruppe der ehemaligen Bewohner der betreffenden Region anzuschließen, da es ist nicht leicht ist, mit den alten Karten und Urkunden die gewünschten Orte zu finden. Viele sind von der Erdfläche verschwunden, von anderen blieben nur noch Ruinen. Auch ist es ratsam, sich auf dem Vorwege Karten von den betreffenden Gebieten mit den alten deutschen Namen zu besorgen. Diese Hinweise sind wichtig, da das Interesse an dieser "Ahnenforschung vor Ort" immer größer wird.

Das sind einige Hinweise für eine Fahrt in das Land, das für manche Deutsche bisher ein weißer Fleck auf der Landkarte war. Der sich aber mit bunten Leben füllt, wenn man einmal dort gewesen ist. Es gibt Begeisterte, die sich ein Jahr ohne einen ostpreußischen Sommer nicht mehr vorstellen können.

Zeugen der Geschichte, von denen jeder für sich schon eine Reise nach Ostpreußen wert ist: zum Beispiel die Wallfahrtskirche Heiligelinde südöstlich des masurischen Rastenburg, ein Barockbau, in dem immer wieder auch eindrucksvolle Orgelkonzerte stattfinden.


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