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10.04.04 / Leserbriefe

© Preußische Allgemeine Zeitung / 10. April 2004


Leserbriefe

Kandidatin ohne Objektivität und Loyalität
Betr.: Gesine Schwan

Frau Schwan greift massiv den Bund der Vertriebenen über das öffentliche Organ Bild an. Kein Bundespräsident hat bisher den Bund der Vertriebenen und seine Präsidentin, Frau Erika Steinbach, angegriffen. Wie kommt nun aber Gesine Schwan als Präsidentschaftskandidatin dazu, das "patriotische Verhalten" der Vertriebenen in Frage zu stellen? Frau Schwan kennt offensichtlich das große Leid der Vertriebenen durch den Verlust der Heimat, den Verlust der Existenzgrundlage, vielfach sogar den Verlust ganzer Familien nicht.

Die Vertriebenen haben unter größtem persönlichen Einsatz und Bescheidenheit ganz wesentlich mit dazu beigetragen, daß die Bundesrepublik Deutschland zu einem finanziell leistungsfähigen Staatsgebilde entwickelt worden ist. Wir Vertriebenen gehören nicht zu der Gruppe, die Verbrechen in der zurückliegenden Epoche durchgeführt hat. Es ist daher durchaus verständlich und anzuerkennen, daß Frau Steinbach als Dank der Bundesrepublik Deutschland für die Haltung und Leistung der Vertriebenen - 60 Jahre nach dem Krieg - eine Gedenkstätte für die Vertriebenen in Berlin - neben anderen internationalen Gedenkstätten - aufzustellen beabsichtigt.

Die historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts müssen loyal und objektiv verarbeitet werden, das gehört einfach zu der patriotischen Würde unserer Gesellschaft.

Hermann-Christian Thomasius, Vlotho-Uffeln

Gesine Schwan: Bis vor kurzem war die Kandidatin von Rot-Grün für das Amt der Bundespräsidentin nur in universitären Fachkreisen bekannt. Seit ihrer Nominierung mischt sich die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder allerdings nicht nur zu Themen der Bildung in die öffentliche Debatte mit ein. Foto: Viadrina

 

Für den Arbeitsmarkt zu alt
Betr.: "Halbherzig und kaltherzig" (Folge 11)

In einem Ihrer Beiträge war von offenen Stellen, die ungenutzt bleiben, die Rede. Es gibt die Paschas der Neuzeit: Man läßt arbeiten.

Ich will nicht abstreiten, daß es solche Erscheinungen gibt, aber die Mehrzahl der Arbeitslosen würde gern arbeiten, aber sie darf nicht. Es sind einfach zu wenige offene Stellen vorhanden. Ich will das konkret darstellen: Am 1. April 2003 wurde ich infolge der Insolvenz meines Arbeitgebers arbeitslos. Als Buchhalter mit nunmehr 57 Jahren bekomme ich auf meine Bewerbungen nur Absagen. Ein Vorstellungsgespräch hatte ich bisher nicht. Von Personalvermittlungen erfahre ich dann mündlich, daß ich zu alt bin. Ich habe mich auch überwiegend in den alten Bundesländern beworben, weil dort die Lage nicht so aussichtslos ist.

Ich bitte die PAZ, meinem Leserbrief meine vollständige Adresse anzufügen, denn vielleicht gibt es doch Arbeitgeber, die sich nicht an meinem Lebensalter stören.

Ernst Wehler, Hanns-Eisler-Str. 7, 06667 Weißenfels

 

Verhältnisse wie im RTL-Dschungel
Betr.: Schuldenuhr

Freitags fällt mein Blick an erster Stelle auf die Schuldenuhr, und ich bekomme schlagartig Magengrimmen. Laut Schröders O-Ton soll den "Leuten" erklärt werden, warum der Gürtel enger geschnürt werden soll. Das "Publikum" liest, hört und sieht tagtäglich nur noch Lügengeschichten - meine Magenbeschwerden hören nimmer auf, ich bin schon ein "Dauerpatient". Alte Leute werden eh wie Dumme behandelt, und junge oder jüngere Leute sind von vornherein manipulierbar.

Das ist die allgemeine Auffassung der Leute heute im Parlament, die sind schon so in ihrem System erstarrt, einige haben total den Boden unter den Füßen der Realität verloren, andere benehmen sich wie Wühlmäuse.

Die "Gesellschaft" darf weiterhin gespannt sein, wie ihnen das Geld abgeluchst und ver(sch)wendet wird, zum Beispiel an spanische und künftige polnische verrentete Bauern! Es herrschen Verhältnisse wie im RTL-Dschungel! Vielleicht steht eines guten Tages, wie unsere Ostler 1989, trotz Maulkorb, das Volk wieder auf der Straße und verlangt einen Rechenschaftsbericht plus Bilanzen oder boykottiert Wahlen.

Margot Mahner, Bremen

 

Wo SPD drin ist, muß auch SPD drauf stehen
Betr.: "Partei als Medienmogul" (Folge 12)

Jeder kennt den Satz: "Das habe ich selbst in der Zeitung gelesen." Bestätigung der Meinung eines aufmerksamen Bürgers. Die Aussage ist damit quasi amtlich. Wie amtlich, wie objektiv ist aber ein Blatt mit SPD-Beteiligung? Wie objektiv kann ein SPD-Blatt sein? Das Schicksal des Vorwärts steckt der SPD noch in den Knochen. Selbst Genossen kehrten diesem un-

getarnten SPD-Parteiorgan den Rücken. Die Lehre aus dem Debakel: Man gibt sich heute "überparteilich". Tarnmantel ist die DDVG. Die real existierenden Folgen kann man jedoch schon erleben. In Hannover zum Beispiel. Am Madsack-Verlag ist die SPD mit etwas mehr als 20 Prozent beteiligt. Was bedeutet die SPD-Beteiligung an einem Blatt konkret für den Bürger? Kein anderer Gesellschafter - außer der SPD - will mit dem Madsack-Blatt Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) Politik machen. Im Klartext: Der Minderheitsgesellschafter bestimmt den politischen Kurs der Blätter im Verlag! Wie läuft so etwas in der Praxis ab? Man setzt zum Beispiel einen Ex-DDVG-Geschäftsführer an die Spitze. Dann besetzt man den Aufsichtsrat mit einigen strammen SPD-Parteisoldaten. Beispiel: Professor Jobst Plog, Ex-DDVG-Beirat und Chef des "öffentlich-rechtlichen" NDR. Garniert wird das Ganze am Ende mit einem "konservativen" Chefredakteur. Diese SPD-DDVG-Presse-Mixtur ist in Hannover zu erleben. Die Folgen? Zwischen den Wahlen - man ist ja nicht plump - zeigt sich das Blatt durchaus neutral. Der Chefredakteur schreibt kritische Artikel zu Rot-Grün. Er greift sogar den Kanzler an. Was der Leser nicht weiß, in der Redaktion intern aber die Runde macht: Der Chef speist gern am Tisch des Kanzlers. Vor wichtigen Wahlen kommt ganz unmerklich, aber wirksam der Schwenk. Die Redaktion weiß genau, was sich wann ziemt. Alles läuft ganz friedlich ab. Wie auch die Einstellung neuer Mitarbeiter. SPD-Order? "Gar nicht erforderlich", sagt ein HAZ-Redakteur. Das alte Lied: Wes Brot ich ess', des Lied ich sing'. Auch ein Redakteur ist nicht blöd.

Ist das die Zukunft der deutschen Presselandschaft? Die auf den Frontseiten plakatierte "Unabhängigkeit" artikuliert sich immer mehr als eine in der Wolle gefärbte Parteilichkeit. Das sind italienische Verhältnisse! Berlusconi läßt grüßen. SPD-DDVG-Pressefreiheit? Nein danke! Haben wir eigentlich nichts aus unserer braunen national- und roten internationalsozialistischen Geschichte gelernt? Die vierte Macht im Staate kann nur funktionieren, wenn sie nicht unter der Fuchtel der Politik steht. Politische Parteien haben in den Medien rein gar nichts zu suchen. Bürger fordern daher: Parteien raus aus den Medien. Bis dahin: Schreibt zumindest den SPD-Anteil auf die Frontseite. Dann weiß der Leser, was er von den Meldungen zu halten hat. Selbst in der DDR wußte der Bürger, wie er sein Staatsorgan zu interpretieren hatte. Er kannte ja die Verfasser. Wir brauchen 15 Jahre nach der Wende keine "DDR light" im DDVG-Tarnmantel. Wo 20 Prozent SPD drin ist, muß auch 20 Prozent drauf stehen. Als Leserhinweis. So einfach ist das.

Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Selenz, Peine

 

Die Realität spricht eine andere Sprache
Betr. "Allein auf weiter Flur" (Folge 6)

Ich habe den Artikel "Allein auf weiter Flur" gelesen und war ganz erstaunt, was Herr Klug zu sagen hatte. Ein Professor, sogar für osteuropäische Geschichte? Daß solche Leute sagen, ein Vertreibungszentrum in Berlin könne die "guten deutsch-polnischen Beziehungen" gefährden. Er scheint nicht zu wissen, daß solche "guten Beziehungen" schon damals in den 20er Jahren in Oberschlesien und Posen-Westpreußen von polnischer Seite gezeigt wurden und besonders nach dem Krieg bei der Vertreibung der Deutschen aus unserer Heimat. Auch nachher.

Die Polen berufen sich immer auf ihre Vertreibung aus deren Ostgebieten, vergessen aber, daß Pilsudski diese "urpolnischen" Gebiete erst "wieder befreit" hatte. Dort wurden Ukrainer und Weißrussen, die nicht polnisch sprachen, gezwungen, polnische Schulen zu besuchen, auch die Amtssprache war polnisch. Das wurde mir von einer Ukrainerin, die vor dem Kriege noch nach Kanada auswandern konnte, gesagt.

Ein Beispiel, das zeigt, daß von völliger Vertreibung aus Weißrußland nicht die Rede sein kann: ein Heldengedenktag im jetzigen Weißrußland. Ein polnischer Offizier steht vor dem Kriegerdenkmal in voller polnischer Uniform und hält eine Rede. Wäre hingegen ein Deutscher in voller deutscher Offiziersuniform vor einem deutschen Kriegerdenkmal östlich der Oder-Neiße-Linie möglich? So etwas ist alles zerstört, um möglichst wenig vom Deutschtum zu zeigen. Sind das die "guten deutsch-polnischen Beziehungen", auf die Klug und seine polnischen "Freunde" pochen?

Hans Schaedel, Madsen, Ontario, Kanada

 

Deutsch-dänische Vergangenheit
Betr.: "Wie Schleswig geteilt wurde" (Folge 11)

Die deutsch-dänische Volkstumsgrenze ist im 19. Jahrhundert fließend gewesen und lag zuerst weit südlich der heutigen Staatsgrenze (Clausen-Linie). Sie hat sich vor allem während der restriktiven dänischen Sprachpolitik von 1851 bis 1864 nach Norden verschoben. Preußen und später das Deutsche (Kaiser-)Reich haben ihrerseits den Nordschleswigern von 1864 bis kurz vor dem Ende des Ersten Weltkrieges das versprochene Selbstbestimmungsrecht durch restriktive Politik vorenthalten, ja sogar die dänische Sprache in Schule und Kirche verdrängen wollen (Köller-Politik), gerade dadurch aber die dänische Seite gestärkt. Unmittelbar nördlich der heutigen Staatsgrenze gab es 1920 nur folgende Kirchspiele mit deutscher Mehrheit: Hoyer, Tondern, Uberg/Seth und Tingleff. Dazwischen lagen direkt an der Grenze Kirchspiele mit dänischer Mehrheit: Møgeltønder mit Schloß Schackenborg (heute königlich dänisch, bis 1864 reichsdänisches Gebiet), Hostrup (östlich von Tondern), Burkal mit dem Geburtsort von Emil Nolde (Hansen) sowie Bau (nördlich von Flensburg); ab Gravenstein hatten alle ländlichen Kirchspiele an der Nordseite der Flensburger Förde eine dänische Mehrheit. Die Städte Apenrade und Sonderburg hatten nur dank der durch die 50jährige preußisch-deutsche Verwaltung aus dem Reichsgebiet zugewanderten Deutschen eine deutsche Mehrheit. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sogar noch südlich der 2. Abstimmungszone plattdänisch gesprochen, das Fjolder Mål (Viöl), so auch von meinen Großeltern (mütterlicherseits). Südlich des westlichen Teils der Staatsgrenze von 1920 wohnt die friesische Volksgruppe, dort war und ist Friesisch die Haussprache (sölring, fering-öömrang, mooring und fräisch), so auch bei meinen Großeltern (väterlicherseits).

Jens-Peter Jacobsen, Kronshagen

Tondern im Jahre 1920: Nordfriesland mit den Inseln Sylt, Föhr und Amrum sowie einigen Halligen gehörte einst zur Kreisstadt Tondern, das nach dem Ersten Weltkrieg Dänemark zufiel. Foto: Archiv

 

Politikwilligkeit allein genügt nicht
Betr.: "Das Ende einer Episode" (Folge 10)

Die Ära Schill, die eigentlich nur eine Episode blieb, ist beendet - leider. Dokumentiert sie doch, zum wiederholten Male übrigens, einerseits das Vorhandensein genügend großer Wählerreserven rechts der C-Parteien (zumindest auf lokaler beziehungsweise auch regionaler Ebene) und bestätigt sie zum anderen - ebenfalls nicht erstmals - die fatale Neigung der Führungen dieser Polit-Neuerscheinungen zu Selbstüberschätzung, Disziplinlosigkeit und Chaos. Und am Beispiel von Herrn Schill persönlich bewahrheitet sich die These, daß für den - längerfristigen - Erfolg in der Politik neben der Politikwilligkeit der Akteure vor allem deren Politikfähigkeit die entscheidende Rolle spielt, die man sich nun mal nicht kurzfristig auf Schauveranstaltungen oder durch spektakuläre Medienauftritte holt.

Klaus Regier, Leopoldshöhe


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