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17.04.04 / Medienrückblick

© Preußische Allgemeine Zeitung / 17. April 2004


Alle Verbrecher? / Linke TV-Attacke auf die Bundeswehr
Medienrückblick von Martin Lüders

Wer eines der politischen Magazine der ARD-Sender einschaltet, weiß, was ihn in der Regel erwartet: Moderatoren, die meist keinen Hehl aus ihrer linken Einstellung machen, versuchen, den Zuschauern ihre Sicht der Dinge, seien es Ereignisse der Vergangenheit, seien es solche der Gegenwart, nahezubringen. Neben diesen Linken gibt es vielleicht einen oder zwei, die sich mehr oder weniger vorsichtig (meist eher mehr) in der Mitte halten. Moderatoren, die eine dezidiert konservative Haltung deutlich werden lassen, gibt es im deutschen Fernsehen nicht - auch das ist ein deutscher Sonderweg.

Den linken Vogel schießt sicherlich Petra Lidschreiber ab. Ihre Geschichtsdeutungen sind teils bösartig, teils skurril, selten aber an Fakten orientiert. Geriete ein Zuschauer in eine Sendung von Frau Lidschreiber, ohne aus Vorspann oder Funkzeitung erfahren zu haben, daß es sich um eine Sendung aus der Bundesrepublik handelt, dann könnte er auf die Idee kommen, ihm würde die Aufzeichnung einer historischen Sendung des DDR-Fernsehens untergeschoben.

So auch am Abend des 1. April, als das Erste die Sendung "Kontraste" ausstrahlte, giftig kommentiert von Petra Lidschreiber. Eines ihrer Themen war, daß das Jagdgeschwader 74 in Neuburg an der Donau immer noch den Namen des erfolgreichen Jagdfliegers des Zweiten Weltkrieges Werner Mölders trägt. Das Fernsehen stützte sich auf eine offenbar aus vier Personen bestehende Bürgerinitiative am Standort, die den Namen Mölders "empörend" findet, habe der sich doch "an einem faschistischen Krieg beteiligt", wie eine echauffierte Dame zu berichten wußte.

Petra Lidschreiber findet es nicht minder empörend, daß Vertreter des Jagdgeschwaders an jedem 21. November, dem Todestag des 1941 verunglückten Obersten, einen Kranz an dessen Grab auf dem Invalidenfriedhof in Berlin niederlegen, und schließt daraus entgegen der Wirklichkeit, daß "Traditionspflege bei der Bundeswehr großgeschrieben wird". Das Fernsehen hingegen meint, Mölders sei ein "fragwürdiges Vorbild", weil ihn die Nationalsozialisten verehrt hätten. Hitler gar habe ihm die höchste deutsche Tapferkeitsauszeichnung, das Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes, verliehen, nachdem er als erster Jagdflieger den 100. Abschuß eines feindlichen Flugzeuges verzeichnen konnte.

Und dann zählt Frau Lidschreiber all die Vergehen von Oberst Mölders auf. Er habe 1940 am "Überfall" auf Frankreich teilgenommen - wohlgemerkt am "Überfall", nachdem Frankreich am 3. September 1939 dem Deutschen Reich den Krieg erklärt hatte und nicht etwa umgekehrt! Dabei habe der Jagdflieger Mölders "den deutschen Bombern freie Bahn geschossen". Weiter habe sich Mölders "an der Planung von Angriffskriegen beteiligt". So sei er "mit Eifer" dabei gewesen, nachdem "Adolf Hitler den Luftkrieg gegen die Zivilbevölkerung Englands befohlen" habe, obwohl jeder einigermaßen Informierte weiß, daß der Luftkrieg zur Vorbereitung der Invasion der Insel zunächst ausschließlich gegen militärische Ziele gerichtet war. Mölders habe seine Untergebenen "angetrieben ... alles zu geben zur Erringung des Sieges", wie es seine Gegner auf der anderen Seite auch getan haben dürften. Auch habe er Einsätze dirigiert im "rassistischen Krieg der Faschisten gegen ein ganzes Volk", nämlich gegen die Sowjetunion.

Aber etwas noch Schlimmeres fand man heraus: Mölders war "Mitglied der berüchtigten Legion Condor", jener deutschen Streitmacht, die, wenn auch mit hohem Preis für die Zivilbevölkerung, versuchte zu verhindern, daß Stalin im Mittelmeerraum Fuß fassen konnte. In Spanien habe der Jagdflieger Mölders die Bomber gegen die Angriffe der sowjetischen Jagdflugzeuge "Ratas" geschützt. Damit sei er beteiligt gewesen an deren Verbrechen.

Die Empörung Frau Lidschreibers kannte keine Grenzen, als sie in Bildern zeigte, daß das Jagdgeschwader 74 "Mölders" in einem wehrgeschichtlichen Lehrraum die militärischen Ehrenzeichen und Auszeichnungen von Oberst Mölders in Vitrinen dokumentiert. Sie waren dem Geschwader anläßlich seines 25jährigen Bestehens 1991 von der Witwe des großen Soldaten überlassen worden.

Als das Fernsehteam dem derzeitigen parlamentarischen Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Walter Kolbow (SPD), mit dieser Flut von Geschichtsklitterungen zu Leibe rückte, wehrte der zunächst ab: Mölders habe sich keiner persönlichen Verfehlung schuldig gemacht. Die Fernsehleute schoben nach: Was es denn mit seinen Verbrechen als Soldat der "Legion Condor" in Spanien auf sich habe? Schließlich hätten im Schutz der Jagdflieger deutsche Flugzeuge Bomben auf Rotspanier geworfen. Da wurde Kolbow unsicher und bat darum, ihm die Einsatzbefehle vorzulegen.

Pikant: Genau die Vorwürfe und Verleumdungen, die jetzt das Fernsehen ausstrahlte, wurden in der Ausgabe vom 21./22. Juli 2001 des Neuen Deutschlands erhoben, dem ehemaligen Zentralorgan der SED, dem publizistischen Flaggschiff derjenigen, die immer noch dem Kommunismus nachtrauern. Petra Lidschreiber wärmte die Geschichten neu auf mit zugespitzten Bemerkungen wie etwa der, Mölders sei "das Beispiel der verbrecherischen Wehrmacht" gewesen. Dann bekam sie die Kurve zu aktuellen Problemen. Sie behauptete nicht mehr und nicht weniger, als daß das Jagdgeschwader 74 "in der Tradition der Verbrechen der Wehrmacht" stehe. Damit wurde deutlich, daß sie sich in der geistigen Nachfolge von Jan Philipp Reemtsma und seiner These von der verbrecherischen Wehrmacht befindet, daß aber die Vorwürfe gegen diese Wehrmacht tatsächlich auf die heutige Bundeswehr zielen.

Nachdem Staatssekretär Kolbow nun durch "Kontraste" von dem angeblich bösen Verhalten Mölders erfahren hat, dürfte kein halbes Jahr vergehen, bis der Bundeswehr auch einer der letzten Traditionsstränge zur deutschen Wehrmacht gekappt wird.

Hans Heckel macht zur Zeit Urlaub, fernab von den Aufgeregtheiten deutscher und internationaler Politik. Daher erscheint statt seines an dieser Stelle gewohnten politischen Wochenrückblicks in den nächsten Ausgaben ein Blick zurück in die Medien - manchmal, aber nicht immer im Zorn.

"Haltet den republikflüchtigen Vaterlandsverräter ..." Zeichnung: Götz Wiedenroth


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