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24.04.04 / "Entehrung des deutschen Namens" / Auszüge aus dem Beitrag

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. April 2004


"Entehrung des deutschen Namens"
Auszüge aus dem Beitrag von Konrad Löw, den die Bundeszentrale für politische Bildung "makulieren" ließ

Der Antisemitismus war um die Jahrhundertwende in Europa weit verbreitet, manifest vor allem in Rußland mit den zahlreichen Pogromen (dieses russische Wort steht für Terror, Verwüstung) und Frankreich. Deutschland blieb von diesen Strömungen nicht gänzlich verschont. Aber sie gewannen im politischen Raum keine Oberhand, so daß die rechtliche Emanzipation der Juden unangetastet blieb und sogar noch weiter ausgebaut werden konnte. Daher fühlten sich die Juden mehrheitlich in Deutschland recht wohl. "Im europäischen Kontext galt bis zum Aufkommen des Nationalsozialismus die deutsch-jüdische Geschichte durchaus als eine Erfolgsgeschichte. In kaum einem anderen Land war die Integration, aber auch die Assimilation der Juden so weit fortgeschritten wie in Deutschland." (Dirk Blasius)

Die meisten Juden empfanden gesellschaftliche Brüskierungen als geradezu notwendige Begleiterscheinungen einer heterogenen Gesellschaft, in der die Bayern und Sachsen ihre antipreußischen Ressentiments kultivierten und, umgekehrt, in der die Diskriminierung der Katholiken als rückständige, unzuverlässige Ultramontanisten an der Tagesordnung war, die ihrerseits das Laisser-faire der Liberalen tadelten. Die Juden wußten, daß sie selbst nicht verlegen waren, wenn es galt, eigene Interessen zu vertreten oder andere auf die Schippe zu nehmen. Martin Buber pries die "Symbiose von deutschem und jüdischem Wesen" und ihre große "Fruchtbarkeit".

Die turbulenten Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, die Vorgänge in Rußland, die Massenimmigration von Juden aus dem Osten, die von Juden angeführte Räterepublik in Bayern gaben dem Antisemitismus Auftrieb, obwohl, bildlich gesprochen, Juden auf beiden Seiten der Barrikaden standen. Es waren turbulente, ja chaotische Tage. Der Jude Kurt Eisner wurde in München ermordet. Doch auch der Mörder war ein Jude. Walther Rathenau fand als "Erfüllungspolitiker", wie das Schimpfwort lautete, ebenso einen gewaltsamen Tod wie der nichtjüdische Zentrumsabgeordnete Matthias Erzberger.

Das Ende der Inflation 1923 verbesserte die wirtschaftliche Lage und hob so die allgemeine Stimmung. Viele deutsche Juden als Teil der deutschen Gesellschaft sonnten sich nun im Licht der "Golden Twenties", wie wir den Erinnerungen Nahum Goldmanns, 1949 zum Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses gewählt, entnehmen:

"Der Höhepunkt jüdischen Einflusses wurde in der Weimarer Republik erreicht - wohl eine der größten Kulturepochen deutscher Geschichte. Die drei bedeutendsten deutschen Banken - Deutsche Bank, Disconto-Gesellschaft und Dresdner Bank - hatten jüdische Direktoren; die drei größten Tageszeitungen - Berliner Tageblatt, Vossische Zeitung und Frankfurter Zeitung - gehörten Juden und wurden meist von Juden redigiert; die zwei einflußreichsten deutschsprachigen Zeitschriften - Die Fackel und die Weltbühne - wurden von Juden geleitet; der wichtigste Theaterdirektor dieser Epoche - Max Reinhardt - war Jude ..." Also kann man mit Fug und Recht behaupten, daß gerade Juden den Geist dieser Jahre nachhaltig beeinflußt haben.

Der schöne Schein der 20er Jahre wurde getrübt durch antisemitische Kriminalität, schwankend entsprechend der Stärke der NSDAP. Die Ideologie, die sie propagierte, war nicht tonangebend, wenngleich sie gerade in akademischen Kreisen ein positives Echo auslöste.

Für Hitlers rasanten Aufstieg gibt es nur eine Erklärung, nämlich die sprunghaft steigende Arbeitslosigkeit, die schier unvorstellbare Not, gegen die die etablierten Parteien offenbar kein Rezept hatten; Hitlers Antisemitismus spielte eine untergeordnete Rolle. Die raschen innen- und außenpolitischen Erfolge Hitlers als Kanzler dürften, so wird allgemein angenommen, ursächlich dafür gewesen sein, daß eine große Mehrheit der Deutschen von der neuen Regierung sehr angetan gewesen ist. Gilt dies auch für die Judenverfolgung, die Reichspogromnacht und die Tage danach, die Stigmatisierung durch den Judenstern, die Judenvernichtung?

Was die Reaktion der Bevölkerung auf die Ausschreitungen insbesondere der SA in und nach der Reichs-pogromnacht anlangt, so hieß es in einer eingehenden Untersuchung von Günther Gillessen in der FAZ zusammenfassend: "Fast alle diplomatischen Berichte stellten die Passivität der Bevölkerung heraus, das stumme Entsetzen, Zornesausbrüche einiger weniger, die Scham der meisten. Die Diplomaten beobachteten Leute, die die Entehrung der Juden unmittelbar als Verletzung der eigenen Ehre, als Entehrung des deutschen Namens empfanden. Die auswärtigen Beobachter nahmen vor allem ein Volk in tiefer Depression wahr. Jeder, der widersprechen wollte, hatte längst begriffen, daß er auf keinerlei Schutz durch Behörden, Gerichte oder Nachbarn hoffen durfte."

Sicherlich haben viele dieser Deutschen in den 30er Jahren Hitler zugejubelt. Aber dieser Jubel galt dem Manne, der die Schmach des "Versailler Diktatfriedens" - so das Urteil aller deutschen Parteien, die KPD nicht ausgenommen - getilgt hatte. Dieser Jubel begründet jedoch keinen Vorwurf mit Blick auf den Holocaust.

Es darf nicht übersehen werden, daß das Dritte Reich vom ersten Tag seines Bestehens an schwere Menschenrechtsverletzungen begangen hat. Aber, verglichen mit später, ab Kriegsbeginn, waren die Zahlen gering; die Medien durften nicht dar-über berichten. Viele entschuldigten Hitler mit der Annahme, daß er davon nichts wisse, daß es sich um Exzesse im Siegesrausch handle, daß anderswo, so in der Sowjetunion und später in Spanien, der Terror noch weit schlimmere Ausmaße angenommen habe.

Daher die Schlußfolgerung: Wir dürfen nicht zögern, die Verbrechen des NS-Regimes als wichtigen Teil der deutschen Geschichte, der deutschen Identität zu bekennen. Aber wir sollten jenen entgegentreten, die allgemein von deutscher Schuld sprechen, wenn damit gemeint ist, daß die große Mehrheit der damals lebenden Deutschen mitschuldig gewesen sei an einem der größten Verbrechen in der Menschheitsgeschichte. Ein solcher Vorwurf ist ungeheuerlich, wenn er nicht bewiesen wird. Dieser Nachweis wurde bis heute nicht erbracht. Das Grundgesetz deklariert in Artikel 20 (4) das Recht zum Widerstand. Von Pflicht ist nicht die Rede. Wo ist die Ethik, die ohne Rücksicht auf eigene Gefährdungen den Widerstand gegen eine mörderische Gewalt zur Norm erhebt?

Wer leichtfertig mit Blick auf ein furchtbares Verbrechen den Tätervorwurf erhebt, begründet neue schwere Schuld. Wenn jemand so ungehemmt den Schuldvorwurf ausstreut, möge er konkret werden. Andernfalls setzt er sich dem Vorwurf aus, daß er einem substanzlosen Kult mit der Schuld huldigt, der die Vortragsreise eines Daniel Goldhagen im Oktober 2002 zu einem Triumphzug gemacht hat, wie ihn noch kein seriöser Wissenschaftler erleben durfte.


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