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24.04.04 / Gemeinsam für mehr Sicherheit in Europa / Erstmalig trafen sich deutsche und polnische Führungskräfte der Polizeiverwaltungen zu einem Erfahrungsaustausch

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. April 2004


Gemeinsam für mehr Sicherheit in Europa
Erstmalig trafen sich deutsche und polnische Führungskräfte der Polizeiverwaltungen zu einem Erfahrungsaustausch

Im Rahmen der europäischen Zusammenarbeit des Landkreises Osnabrück und Allensteins haben sich jetzt zum ersten Mal Führungskräfte beider Polizeiverwaltungen getroffen. Ein umfangreiches Arbeitsprogramm war zu absolvieren. Schwerpunkte waren die Kriminalitätsbekämpfung und die Verkehrssicherheit.

Bei den Visiten der Polizeidienststellen im Landkreis Osnabrück ging es in der Hauptsache um die Verkehrssicherheit. So wurden einige Programme der Polizei im Osnabrücker Land vorgestellt, die auf die Absenkung der Unfallzahlen zielen. Diese Problematik macht auch einen Großteil der Arbeit der Polizei in Ermland-Masuren aus. Die Polizei im Osnabrücker Land hat einen Schwerpunkt in der präventiven Arbeit. Hier sind neben der Kontrolle des Verkehrs auch die Aufklärung und die Entschärfung von Unfallschwerpunkten die wichtigsten Themen der täglichen Arbeit. Besonderen Eindruck hat bei den Führungskräften der Polizei die gut funktionierende Zusammenarbeit mit den Ordnungsämtern der Kreise und Gemeinden sowie den Feuerwehren und dem Rettungsdienst gemacht. Neben den neuesten Geräten zur Geschwindigkeitskontrolle wurden auch die Ausstattungen der Prävention, wie zum Beispiel die Verkehrspuppenbühne, besichtigt. Auch die Organisation der Zusammenarbeit war Diskussionsschwerpunkt und hat beiden Seiten viele neue Anregungen gebracht. Bereits während des Besuches wurden ersten Überlegungen angestellt, etwas Vergleichbares wie die Deutsche Verkehrswacht auch in Ermland-Masuren zu gründen, um dort die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Im Rahmen eines Seminars, organisiert von der Konrad-Adenauer-Stiftung, ging es dann um das Thema "Offene Grenzen - innere Sicherheit". Gemeinsam mit 30 Führungskräften der niedersächsischen Polizei bot sich die Möglichkeit, mit dem niedersächsischen Innenminister Uwe Schünemann zu diskutieren. Schünemann, der die EU-Erweiterung aus polizeilicher Sicht eher als Chance denn als Risiko sieht, betonte: "Wir können ab dem 1. Mai die Kriminalität besser bekämpfen. Durch die dann vereinfachte und sich immer mehr verbessernde Zusammenarbeit mit den osteuropäischen Ermittlungsbehörden erhalten wir einen größeren Fahndungs- raum. So kommen wir an Täter heran, die wir bisher nicht erreichen konnten."

Die Polizisten aus Ermland-Masuren nutzten die Gelegenheit, ihren niedersächsischen Kollegen das Organisationsschema der polnischen Polizei sowie die Grundlagen ihrer Arbeit vorzustellen. Diese Wissensvermittlung über die alltägliche Arbeit polnischer Polizisten sowie die sehr umfänglichen Diskussionen haben im Verlauf des Seminars dann auch zum Abbau einiger bestehender Vorurteile geführt.

"Viele Bürger sehen neue Gefahren für die innere Sicherheit. Diese Sorgen sind allerdings unbegründet. Ein drastischer Anstieg der Kriminalität ist nicht zu befürchten", sagte Heike Fischer, Kriminaldirektorin im Landeskriminalamt (LKA) Hannover. Die Zusammenarbeit der deutschen Länderpolizeien mit den europäischen Nachbarn gewinne eine neue Qualität: "Vor allem wenn wir bilaterale Vereinbarungen treffen, klappt es hervorragend. Die Kriminaldirektorin unterstützt die mutige Entscheidung der EU, zehn neue Mitglieder aufzunehmen. Sie zitierte zur Begründung Roman Herzog, der 1996 gesagt hatte: "Wenn wir nicht Osteuropa stabilisieren, dann destabilisiert Osteuropa uns."

Im Anschluß an das Seminar hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, während einer Großkontrolle am praktischen Beispiel die Zusammenarbeit deutscher und niederländischer Polizeibehörden zu sehen. Im Rahmen dieser Kontrolle kam es dann zu einer lustigen Begebenheit: Als die niederländische Polizei einen mit vier jungen Männern besetzten Mercedes aus Lettland anhielt, reagierten des- sen Insassen zunächst völlig geschockt auf die Anwesenheit polnischer Polizisten an der niederländischen Grenze. Sichtlich verzweifelt ließen sie die Kontrolle durch die deutsche und die niederländische Polizei über sich ergehen. Auch wenn in diesem Fall nichts gefunden wurde und die jungen Letten ihre Fahrt fortsetzen durften, zeigt sich doch, daß die Zusammenarbeit der europäischen Polizeibehörden und die gemeinsamen Kontrollen eine große psychologische Wirkung haben.

Zum Abschluß des Besuches waren sich alle Teilnehmer einig, daß die Zusammenarbeit nach diesem sehr informativen Anfang auf alle Fälle fortgesetzt werden soll. Einigkeit bestand darüber, daß man Sicherheit im Europa der offenen Grenzen nur gemeinsam erreichen kann. Noch in diesem Jahr wird eine Delegation der Osnabrücker Polizei nach Allenstein fahren und sich vor Ort ein Bild der dortigen Polizeiarbeit machen. In dem Rahmen wird dann auch über ein konkretes Projekt gesprochen, mit dem die Polizeibehörden beider Regionen ihre Zusammenarbeit vertiefen möchten. Gerd Braksiek

Sehen der Zusammenarbeit gelassen entgegen: Die Delegation der polnischen Polizei wurde von Landrat Manfred Hugo (zweiter von rechts) im Kreishaus in Osnabrück empfangen. Zur Erinnerung an den Besuch erhielt sie die Fahne des Landkreises Osnabrück. Foto: LO


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