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Preußische Allgemeine Zeitung / 01. Mai 2004
Diese Globalisierung stand nicht unter einem guten Stern: Angesichts sich immer höher auftürmender Schuldenberge bei den Auslandstöchtern mußte DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp jetzt die Notbremse ziehen. Die Stuttgarter steigen bei Mitsubishi zwar noch nicht ganz aus, drehen dem fernöstlichen Partner aber den Geldhahn zu. Ob man sich auch von dem 37prozentigen Kapitalanteil trennt, soll in diesen Tagen entschieden werden. Nach Ansicht kritischer Beobachter könnte das auch bedeuten, daß DaimlerChrysler sich von seinem Vorstandsvorsitzenden trennt. In Banken- und Börsenkreisen wird unverhohlen darüber spekuliert, ob Schrempp die gerade erst bis 2008 verlängerte Dienstzeit wirklich durchhalten kann. Seine "Vision einer automobilen Welt AG" jedenfalls ist total gescheitert. Nicht einmal sechs Jahre nach der von Schrempp forcierten Fusion mit dem US-Konzern Chrysler ist, wie Die Welt süffisant anmerkt, aus der "Hochzeit im Himmel" eine "Hölle auf Erden" geworden. Milliarden an Aktienkapital seien vernichtet worden, mit dem traurigen Resultat, daß die Aktie der Nobelmarke mit dem Stern seit Herbst 1998 um 46 Prozent absackte. Im selben Zeit-raum kletterte die BMW-Aktie um 68 Prozent. Was zum Teil auch damit zusammenhängt, daß die Münchner sich gerade noch rechtzeitig von ihrem maroden britischen Partner Rover trennten. Die Nachfahren von Daimler und Benz hingegen beharrten bis zuletzt darauf, nur als "Global Players" die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft bestehen zu können. Durch die Fusion mit Chrysler wurden sie zum drittgrößten Automobilproduzenten weltweit. Anhaltende Milliardenverluste des amerikanischen Partners wurden mit dem Argument schöngeredet, das sei eben der Preis für einen besseren Zugang zum lukrativen US-Markt - als ob reiche Amerikaner ihre Kaufentscheidung für einen Mercedes davon abhängig machen würden, daß die Nobelmarke "made in Germany" so nebenher auch noch für schlechtere Autos "made in USA" verantwortlich zeichnet. Der ebensfalls verlustreiche Einstieg bei Mitsubishi war zum Teil auch eine Konsequenz der maßlosen Überschätzung der Wirtschafts- und Innovationskraft der Japaner. Inzwischen ist der Mythos Nippon verblaßt, hat sich gezeigt, daß die hochgelobte Industriepolitik Tokios weitgehend auf Bluff basierte. Die verblüffenden Erfolge der Asiaten auf den Weltmärkten waren nur möglich, weil sie geschickt vieles kopierten, was mit hohem Aufwand in der westlichen Welt, insbesondere in Deutschland bei Mercedes oder BMW, VW, Porsche oder Audi, entwickelt worden war. Zudem war und ist die japanische Wirtschaft sehr eng und einseitig strukturiert; jenseits von Unterhaltungselektronik, Optik und Fahrzeugbau ist das Land der "Dritten Welt" näher als der "Ersten". Hinzu kam die unzureichende, oft geradezu betrügerisch niedrige Kapitalausstattung - Fortschritt auf Pump. Man denke nur an die zahlreichen Banken-Zusammenbrüche der letzten Jahre! Da muß man doch nicht unbedingt mit dabei sein. Schrempps gescheiterter Versuch, einen Weltkonzern zu schmieden, bedeutet - hoffentlich - auch eine Rückbesinnung auf das, was man nun einmal am besten kann: hervorragende Autos bauen, wie sie in aller Welt gefragt sind. Um weiterhin an der Spitze des Fortschritts zu fahren, brauchen Deutschlands Automobilbauer in Stuttgart und München, in Ingolstadt und Wolfsburg nicht mehr, sondern eher etwas weniger Globalisierung. Was die "Global Players" verloren haben, läßt sich nur zurückgewinnen, wenn man sich, um im sportlichen Bilde zu bleiben, endlich wieder der eigenen Heimstärke entsinnt. H.J.M. |