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Preußische Allgemeine Zeitung / 01. Mai 2004
Seit 25 Jahren steht der Initiator und Gründer der "Masurenhilfsaktion" der Kreisgemeinschaft Johannisburg in seiner Garage und packt unentwegt Pakete mit gebrauchter und neuer Kleidung für bedürftige deutsche Familien, die weit verstreut in der Johannisburger Heide wohnen. Seit der Zeit der Solidarnocz hat sich in Polen politisch wie auch wirtschaftlich viel verändert. In den letzten zehn Jahren hat Polen einen wirtschaftlichen Aufschwung erfahren, und damit gleichzeitig einen Lebensstandard, der vor allen Dingen in den größeren Städten dem westlicher Staaten gleichkommt. Und doch werden fast täglich von karitativen Einrichtungen große Mengen Hilfsgüter aus Deutschland wie auch aus vielen anderen westlichen Staaten nach Polen transportiert. In großem Maße und mit einer Intensität ohnegleichen beteiligen sich die Kreisgemeinschaften der Landsmannschaft Ostpreußen an Hilfsaktionen jeder Art. Von der Gründung der Masurenhilfe 1979 an sind die Kreisgemeinschaften Johannisburg, Neidenburg und Lötzen beteiligt. In der Zeit seit 1996 ist es vornehmlich der Heimatkreis Johannisburg. Der Gesamtwert der gelieferten Hilfsgüter, einschließlich medizinischer wie beispielsweise Operationsgeräte und Medikamente, aber auch Lebensmittel, beträgt nachweislich mehr als 450.000 Euro. Seit der Eröffnung der Sozialstation durch die Johanniter-Unfall-Hilfe in Johannisburg, der ersten in Masuren, und der Einrichtung einer sogenannten Kleiderkammer in der Sozialstation mit der vorbildlichen Betreuung durch ehrenamtliche Helfer, haben die in der Heimat zurückgebliebenen Menschen eine spürbare Hilfe erfahren, ihre Not wurde gelindert. Der vom Patenkreis Schleswig-Flensburg gestiftete Sanitätswagen war wohl das größte Geschenk. Zwei ausgebildete Krankenschwestern versorgen die alten, kranken Menschen in der weiträumigen Johannisburger Heide rund um die Uhr. Die persönliche Fürsorge durch den Kreispräsidenten des Kreises Schleswig-Flensburg sowie des Landrats wird von den dortigen Einwohnern, auch von den Polen, als segensreich empfunden. Einige Partnerschaften mit Johannisburg und anderen Städten im Kreis ergänzen in fürsorglicher Weise die Hilfsaktionen. Große Unterstützung leistete seit Beginn der Hilfsaktion die Bruderhilfe der Landsmannschaft Ostpreußen. Der Sprecher der Ostpreußen, Wilhelm von Gottberg, brachte durch seine persönlichen Besuche Hilfe direkt vor Ort. Einen erheblichen Anteil an der Hilfsaktion hat auch die von der Kreisgemeinschaft seit vielen Jahren eingerichtete "Weihnachtsaktion". Ein bewährtes Arbeitsteam überbringt zu Weihnachten persönlich an jede deutschstämmige Familie ein Geldgeschenk von circa 100 Euro. Ulrich Haffte, Willi Rech, Gustav Dzewas, Eva Klischewski, Sieglinde Falkenstein, Bernd Warda, Wilhelm Czypull und Ilse Kruyk haben sich als persönliche Überbringer dieser Geldspenden verdient gemacht. Bei Schneegestöber, Glatteis und vielen anderen Hindernissen haben sie vielen Menschen Freude bereitet. Der Gesamtspendenbetrag beläuft sich jährlich auf mehr als 40.000 Euro, zusammengesetzt aus dem Spendenaufkommen der Kreisgemeinschaft, einem Zuschuß des Innenministeriums und nicht zuletzt der Bruderhilfe der Landsmannschaft Ostpreußen. Die zahlreichen Leistungen der Hilfsaktion wären nicht vollständig gewürdigt, wenn man die vorbildliche Arbeit der Johanniter-Unfall-Hilfe nicht erwähnte. Der Regionalverband Nord hat unter der Leitung der Herren Kuschel und Nock Hunderte von Paketen nach Johannisburg transportiert, die E. Dost eigenhändig packte und adressierte. Die Protokolle von 1989 bis heute weisen über 2.100 Pakete (in Bananenkartongröße) nach Masuren aus, die insbesondere nach Johannisburg und Umgebung geliefert wurden. Die Spendenfreudigkeit im Wohnkreis des Initiators nahm von Jahr zu Jahr zu. Diavorträge über Masuren, Videofilme über die Arbeit vor Ort sowie eigens organisierte Busreisen nach Masuren trugen dazu in hohem Maße bei. Die größte Leistung für die Krankenhäuser in Johannisburg, Neidenburg und Lötzen war die Übergabe von je einem vom TÜV überprüften Narkosegerät im Gesamtwert von mehr als 60.000 Euro (seinerzeit 120.000 DM) sowie Bestrahlungsgeräten und orthopädischen Hilfsgeräten, eines Sauerstoffzelts und fünf gebrauchter Krankenfahrstühle. An diesen Spenden, für die sich der damalige Landrat Graf Schwerin von Krosigh sehr einsetzte, haben das Kreiskrankenhaus Kaltenkirchen und sein Chefarzt Dr. Sönke Jacobsen erheblichen Anteil. Ein Techniker des Kreiskrankenhauses schloß die Narkosegeräte in jeder der aufgeführten Krankenstationen an. Gegenseitige Besuche der Ärzte untereinander zu einem Erfahrungsaustausch zwischen Johannisburg und Kaltenkirchen vertieften die Aktion und gaben ihr den eigentlichen Sinn der Hilfe. Das Woi-wodschaftskrankenhaus in Allenstein wurde viele Jahre mit speziellen Herzmedikamenten beliefert. Weitere wertvolle medizinische Hilfsmittel folgten. Über die einmalige Spende von 12.000 Einmalspritzen und 2.000 Diabetikerspritzen, die der Initiator direkt aus der Herstellungsfabrik in Hanau mit seinem Anhänger abholte, freute sich das Johannisburger Krankenhaus ganz besonders. Die an die Sozialstation in Johannisburg überbrachten Spenden, in den Jahren nach 1998 in der Hauptsache Medikamente und Kleiderspenden, werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern der Station unmittelbar an die bedürftigen Familien vor Ort weitergeleitet. Über die Verteilung der Gaben entscheidet in hohem Maß der Vorstand des Deutschen Freundeskreises "Rosch", dessen Vorsitzende seit über zehn Jahren Mira Kreska ist. Eine sogenannte "Irreleitung" der Spendenpakete scheint dadurch so gut wie ausgeschlossen. Ein großer Teil wird auch durch die Krankenschwestern verteilt. Ihre Hilfe für die Menschen, die weit verstreut in der Johannisburger Heide wohnen, ist ein Segen, der auch die Polen erreicht. Nicht jede der weit über 100 Hilfsfahrten verlief ohne Hindernisse. Schneetreiben, Glatteis und schlechte Wegverhältnisse erschwerten besonders die Nachtfahrten. Der schlimmste Vorfall war die Entwendung eines fast neuen, geliehenen VW-Busses vom Marktplatz in Johannisburg, um die Mittagszeit, innerhalb von acht Minuten. Gerhard Bosk gab trotz großer Enttäuschung nicht auf. Seine Hilfsfahrten wurden zu seiner Lebensaufgabe, erst recht nach seiner Pensionierung als Rektor 1980. Vier bis fünf Fahrten pro Jahr mit geliehenem LKW oder mit seinem großen Anhänger wurden zur Regel. Bei einer durchschnittlichen Strecke von ca. 2.700 Kilometern pro Fahrt betrug die Gesamtfahrstrecke in den 25 Jahren mehr als 350.000 Kilometer. In den ersten Jahren der Betreuung wurde jede mit Hilfsgütern zu versorgende Familie persönlich aufgesucht. Die Zollkontrollen gehörten ebenfalls zu den schlimmsten Hindernissen. Da zwischen Polen und der DDR ein politisch gespanntes Verhältnis herrschte, wurden die Hilfslieferungen aus Westdeutschland nicht ohne besonders harte Zollbedingungen gerade noch toleriert. Der Grenzübergang von der DDR nach Polen und umgekehrt kam einem Spießrutenlauf gleich. Auch die Polen kontrollierten, doch waren ihre Zollbeamten, verglichen mit denen der DDR, human und zum Teil auch verständnisvoll. Doch die Hindernisse wurden überwunden, dank der wertvollen Hilfe. Die leistete auch die Berliner Gruppe der Johannisburger. Die Kreisbetreuerin Christel Koslowke hat in engem Zusammenwirken mit der Schatzmeisterin Edeltraut Ziegelowski in jahrelanger mühevoller Arbeit Hunderte von Paketen gepackt und verschickt. Auch erhebliche Geldbeträge halfen die Not der Landsleute in Masuren zu lindern. Besonders zu erwähnen sind die Zuwendungen für den Erhalt und die Renovierung der Kirche in Weiß sowie der evangelischen Kapelle in Johannisburg. Die Frage nach der Notwendigkeit dieser Aktionen stellt sich immer wieder neu, nachdem es in Polen keine ernsthaften wirtschaftlichen Engpässe mehr gibt. Im weitgestreckten Landkreis Johannisburg wohnen aber Menschen, weit entfernt von der Kreisstadt, die auf unsere Hilfe jeglicher Art angewiesen sind. Die Betreuung durch die Krankenschwestern der Sozialstation in dieser abgeschiedenen Landschaft wird so zum Segen für die dort wohnenden Menschen. Immer wieder spürt man ihre Dankbarkeit. Jede Spende und jeder persönliche Besuch wird als ein großes Geschenk angenommen. Allein diese unschuldig in Not geratenen Menschen nicht zu vergessen macht schon den Sinn der Hilfsaktionen aus. Ihr ideeller Wert kommt so dem materiellen gleich. Helfen ist etwas Wunderbares und macht glücklich. "Glück ist das einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt", so Albert Schweitzer. Mit Dankbarkeit blicken wir deshalb auf die segensreiche Arbeit in den 25 Jahren zurück und danken allen Spendern, allen karitativen Einrichtungen, der Landsmannschaft Ostpreußen und der Johanniter-Unfall-Hilfe für ihre segensreiche Unterstützung. Unsere Heimat und ihre Menschen dürfen wir nicht vergessen. "Sie zu lieben, ihr zu dienen ist uns die Heimat wert." E. B. Sorgsam verstaut: Gerhard Bosk gründete 1979 die Masurenhilfe. Foto: Bosk |