Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
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Preußische Allgemeine Zeitung / 08. Mai 2004
Wer in den vergangenen Wochen mit Polizeiangehörigen zu tun hatte, hörte oft folgenden Satz: "Wir können uns erst nach dem 1. Mai darum kümmern." Fast eine Woche lang war Berlin ein Hochsicherheitstrakt. Erst die OSZE-Konferenz, dann der krawallträchtige Tag der Arbeit. Der 1. Mai ist - entgegen vielen Befürchtungen - in diesem Jahr verhältnismäßig friedlich verlaufen. Wie jedes Jahr demonstrierten rote, "schwarze" (anarchistische) und braune Gruppen. Hinzu kamen die Feierlichkeiten zur EU-Osterweiterung. Den Anfang machten in der Nacht zum 1. Mai junge Randalierer am Prenzlauer Berg. 58 verletzte Polizisten lautete die traurige Bilanz der Ausschreitungen. Es waren jedoch nur drei Polizeiangehörige so stark in Mitleidenschaft gezogen, daß sie ihren Dienst nicht mehr verrichten konnten. Am Vormittag zogen Gewerkschafter vom Brandenburger Tor zum Roten Rathaus. Sie wandten sich gegen die Agenda 2010 des Bundeskanzlers. Vereinzelte SPD-Vertreter wie NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück wurden ausgebuht, als sie das Wort ergriffen. Am späten Vormittag sammelte die NPD ihre Anhänger in Berlin-Lichtenberg. Gerichte hatten der Partei große Auflagen gemacht. So waren untersagt: Springerstiefel, Bomberjacken, militärische Kopfbedeckung, einschlägige Tätowierungen, die Abzeichen NS, NSD, NSDAP, SA, SS, ACAB, 14, 18, 88, Fackeln, Trommeln und so weiter. In Friedrichshain trafen die NPD-Demonstranten auf linke Gegenmarschierer. Es kam zu Übergriffen. Der Polizei gelang es jedoch, die Gruppen auseinanderzuhalten. Die NPD mußte vorzeitig umkehren, nachdem nur ein Siebtel der geplanten Strecke zurückgelegt worden war. Am Nachmittag am Brandenburger Tor: Noch immer wird die Osterweiterung der Europäischen Union gefeiert. Hier sind Buden aufgestellt, in denen die Spezialitäten der Beitrittsstaaten verkauft werden. Ein hochpolitischer Vorgang wird auf seine kulinarischen Aspekte geschrumpft. Von großer Begeisterung ist indes nicht viel zu spüren. Nur wenige hundert Passanten flanieren am Pariser Platz. Eine S-Bahn-Station entfernt ist der Potsdamer Platz. Hier ist einer der Sammelpunkte der Linksradikalen. Schon der S-Bahn-Zug ist zur Hälfte mit Punkern gefüllt. Die zwei mitfahrenden Polizisten werden verbal provoziert, tragen es aber mit gelassener Miene. Am Potsdamer Platz wimmelt es von uniformierten Kräften. Die Punker verlassen den Bahnhof in Richtung Leipziger Straße. Einer trägt eine Umhängetasche mit einem Aufnäher: "Anarchie ist Freiheit". Zum Beispiel die Freiheit, seine Zigarette einfach auf den Boden fallen zu lassen, was er mit Genugtuung vor den Augen der Polizeibeamten tut. Zwei Züge ziehen dann am späten Nachmittag Richtung Kreuzberg. Bei Einbruch der Dunkelheit fliegen Steine und Flaschen. Pappkartons brennen. Die Polizei greift ein, macht gezielt die Rädelsführer dingfest. 83 Personen werden dem Haftrichter vorgeführt. Am Sonntag vormittag hat die Berliner Stadtreinigung bereits alle Spuren der Krawallnacht beseitigt. Wie nach der Love Parade müssen Straßenkehrer am 2. Mai Sonderschichten einlegen, um das Chaos zu beseitigen. Berlin hat mal wieder richtig gefeiert. |