Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
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Preußische Allgemeine Zeitung / 08. Mai 2004
Ein Land, welches seine Volkslieder vergißt, ist dabei, vergessen zu werden", sagte Chorleiter Gotthilf Fischer am 13. April 2004, und er hat recht damit. Deutschland ist reich an herrlichen Liedern, die viele Menschen von Kindheit an kennen. Die Schönheit von Landschaft und Natur, Liebe und Freundschaft, Willkommen und Abschied werden besungen, ebenso wie frohe Stunden, Schmerz und Gläubigkeit. Die Pflege des deutschen Liedgutes ist seit weit über 150 Jahren eine gemeinschaftsfördernde und kulturell wertvolle Aufgabe zahlreicher Chöre, deren Vereinen weit über zwei Millionen Mitglieder angehören. Ihre Kulturarbeit ist zugleich völkerverbindend. Die höchsten Repräsentanten unseres Staates haben die Musik durch das Volk und für das Volk vielfach anerkannt und gefördert. In genau diesem Sinne hat sich der Sänger Heino Kramm verdient gemacht. Mit über 40 Millionen verkaufter Tonträger ist er bei 97 Prozent aller Deutschen bekannt, für viele ein Idol. Er sei "ehrlich auf beeindruckende Weise", meinte denn auch Johannes B. Kerner unlängst in einer seiner abendlichen Fernsehsendungen, zu der er den Sänger als Gast eingeladen hatte. "Ich liebe mein Repertoire", meinte Heino mit berechtigtem Stolz auf die "viele Post seiner Freunde, zu denen viele, sehr viele junge Leute gehören, die gern in meine Veranstaltungen kommen". Um deutsche Volkslieder habe sich Heino unbestritten große Verdienste erworben, stellte Kerner im Gespräch fest und fragte, warum denn Heino bis jetzt kein Bundesverdienstkreuz erhalten habe. Heino ging auf das Thema ein und bekannte: "Ich bin darum nicht traurig", aber: "Natürlich hätte ich es gern", und berichtete, daß er die Auszeichnung 1976 hätte bekommen sollen, es dazu aber bisher nicht gekommen sei. "In den 70er Jahren war ich der Lieblingssänger von Willy Brandt ...", sagte er, und Kerner bohrte: "Woher wissen Sie das? Hat er es ihnen selbst gesagt?" Heino: "Das wußte ich von einem Mitarbeiter von mir, der in der SPD-Nachwuchsorganisation ‚Falkenjugend' aktiv war. Na, jedenfalls war ich 1976 bei Brandt zu dessen Geburtstag eingeladen. Der wurde wegen der Ölkrise abgesagt." Ein Jahr später, so Heino, hätte er dann vom damaligen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs den Auftrag erhalten, "für die Schulen alle drei Strophen der Nationalhymne zu singen. Vorher holte ich mir das Okay vom Bundespräsidenten Walter Scheel. Und der bestätigte: Alle drei Strophen sind Bestandteil der Nationalhymne." Scheel und Heino hatten recht: Zu diesem Zeitpunkt war seit einem Briefwechsel zwischen Bundeskanzler Adenauer und Bundespräsidenten Theodor Heuss im April/Mai 1952 das ganze Deutschlandlied Nationalhymne. Das amtliche Bulletin der Bundesregierung ging bei der Veröffentlichung des Briefwechsels davon aus, daß das Deutschlandlied als Ganzes Bundeshymne ist, jedoch bei staatlichen Anlässen nur die dritte Strophe gesungen werden solle. Erst viel später, nämlich 1990 im Zusammenhang mit dem Betritt der Länder im Bereich der DDR zur Bundesrepublik Deutschland, stellte ein Briefwechsel zwischen Richard von Weizsäcker und Bundeskanzler Helmut Kohl fest, daß nur die Strophe "Einigkeit und Recht und Freiheit" die deutsche Nationalhymne sei. 1977, so teilte Heino bei Kerner mit, als er auf Wunsch des Ministerpräsidenten eines Bundeslandes das Deutschlandlied als Nationalhymne für den Schulunterricht gesungen hatte, habe Brandt mitbekommen, "daß ich die Hymne mit den drei Strophen gesungen habe - und dann hieß es: ‚Jetzt ist der Heino für mich gestorben.' Seitdem bekam ich das Bundesverdienstkreuz nicht ..." 1983, sagte Heino, sei es dann "noch mal soweit gewesen, aber da war ich in Afrika und habe dort gesungen und damit für die SPD-Genossen wohl wieder einen Fehler gemacht". Zum aktuellen Stand teilte Heino mit, daß er neulich einen Brief bekommen habe, der aussagte, "daß der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Steinbrück empfohlen habe, mich nicht für das Bundesverdienstkreuz vorzuschlagen". Heino meinte dazu unverdrossen, er würde für den Schulunterricht wieder singen und fügte hinzu: "Und auf der B-Seite auch ,Brüder zu Sonne zur Freiheit'." Bleibt festzustellen, daß ein Tonträger fällig wäre: "Das kann doch Heino nicht erschüttern." Des Nachdenkens über Deutschland sollte die Geschichte von Heino, der Nationalhymne und dem Bundesverdienstkreuz dennoch wert sein ... |