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22.05.04 / Stets Herausforderungen gesucht / Dem Maler und Graphiker Gerhard Wydra zum 80. Geburtstag

© Preußische Allgemeine Zeitung / 22. Mai 2004


Stets Herausforderungen gesucht
Dem Maler und Graphiker Gerhard Wydra zum 80. Geburtstag

Wer die Preußische Allgemeine Zeitung und vorher Das Ostpreußenblatt aufmerksam liest, der wird auf der Seite Unterhaltung immer wieder einmal ein Aquarell als Illustration entdeckt haben, das von Gerhard Wydra stammt. "Malen und Zeichnen ist mein Leben", hat der Künstler einmal bekannt. Und es ist - meist - eine helle und friedliche Welt, die er mit Pinsel und Feder festhält. "Ich male die Natur, wie ich sie sehe - farbenfroh und schön." Aber Wydras Name steht auch für den Einsatz gegen Haß und Gewalt: "Unrecht, Gewalt und Zwang, das sind Dinge wider meine Natur."

Gerhard Wydra wurde vor 80 Jahren, am 25. Mai 1924, in Lyck geboren; im Kreis Johannisburg wuchs er auf - seine Mutter stammte aus Wilken. Nach einer Ausbildung als Kellner - ursprünglich wollte er Autoschlosser werden - wurde er als Soldat eingezogen. Im Kampf um die Heimat Ostpreußen wurde er im Februar 1945 schwer verwundet: er verlor seinen linken Arm und damit so viele Hoffnungen. Die Flucht führte ihn schließlich über Pillau, Gotenhafen und Swinemünde zunächst nach Bayern, schließlich in den Schwarzwald. Mit vielfältigen Aushilfsarbeiten hielt er sich über Wasser - immer gegen das Unverständnis seiner Mitmenschen ankämpfend: "Was kann ein Mann mit einem Arm schon leisten?"

Vielleicht auch nicht zuletzt durch diese Skepsis angespornt, gelang es dem Ostpreußen schließlich, 1956 ein Studium für freie und angewandte Graphik an der Werkkunstschule Bielefeld aufzunehmen. Nach der staatlichen Abschlußprüfung arbeitete er zunächst als freier Werbegraphiker und - nach einem Studium in Düsseldorf - als Werklehrer erst in Lengerich, dann an der Realschule in Hamm/Sieg. Dort lebt Wydra noch heute mit seiner Frau.

Nach seiner Pensionierung 1980 hatte Wydra auch viel mehr Zeit, sich seiner Kunst zu widmen. Immer wieder entdeckte er Neues für sich. "Es ist alles im Fließen", hat er einmal gesagt. "Was mich heute beschäftigt, kann morgen vergessen sein, und ich mache etwas völlig Neues. Auf einen Nenner gebracht, würde ich sagen: ich bin ein Suchender und werde es mein Leben lang bleiben, so hoffe ich ..." - Es sind denn auch nicht nur Aquarelle und Zeichnungen, die Gerhard Wydra geschaffen hat. So entstanden immer wieder auch einmal plastische Arbeiten, wie etwa das Relief "Dank den Rettern" für das Mahnmal "Flucht und Vertreibung" in Oberschleißheim. Auch hat er sich mit der Erstellung von Ortsplänen der 166 Dörfer und drei Städte im Kreis Johannisburg beschäftigt.

Viele Jahre ist Wydra trotz seiner oft angeschlagenen Gesundheit mit seiner Frau in seine Heimat Ostpreußen gereist und hat von dort neben Dias und Filmen stets eine beachtliche Zahl von kühnen Skizzen und Zeichnungen mitgebracht. Auch seine zarten Aquarelle - Freunde seiner Kunst erkennen seine Arbeiten am typischen "Wydra-Strich" - künden vom unvergänglichen Reiz der Landschaft im Osten. Nun aber hat ihn ein besonders harter Schicksalsschlag getroffen. Der Künstler droht aufgrund einer Augenkrankheit zu erblinden. Die wichtigen Farbverläufe kann er schon nicht mehr sehen. Seine Arbeiten aber sollen auch anderen Menschen nützen. So hat er gemeinsam mit seiner Frau beschlossen, einen Förderverein bildender Künstler ins Leben zu rufen, die Werke für den Zweck der Christoffel-Blindenmission zur Verfügung zu stellen und den Reinerlös der Blindenmission zu überlassen. Auch suchen die beiden Helfer, die bereit sind, ihnen bei der Vermarktung zur Hand zu gehen. Viel ist zu tun und die Wydras warten auf Unterstützung von Menschen, die sich der Kunst verbunden fühlen. Nähere Informationen bei Gerhard Wydra, Raiffeisenstraße 12, 57577 Hamm, Telefon 0 26 82/96 90 17, Fax 0 26 82/96 78 50. Jede Reaktion ist nicht zuletzt auch ein schönes Geburtstagsgeschenk für diesen unermüdlichen Mann. SiS

 

Gerhard Wydra: Der Strand des Spirdingsees in Seegutten, Kreis Johannisburg (Aquarell, 2003)


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