Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
©
Preußische Allgemeine Zeitung / 22. Mai 2004
Wenig bekannt ist die Geschichte der ausländischen Freiwilligen, die im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite standen. Die meisten waren keine Sympathisanten des Nationalsozialismus, sondern erwarteten die Befreiung ihrer Heimat von Fremdherrschaft und Unterdrückung. Russische Freiwillige akzeptierte Hitler erst, als Deutschlands Niederlage absehbar war. Freiwillige der Kaukasusvölker, die die russische Herrschaft ablehnten, konnte die Wehrmacht bereits im Herbst 1941 anwerben. Sie zählten schließlich etwa 100.000 Frontsoldaten. Der Ostexperte Prof. Theodor Oberländer vom Amt Abwehr des OKW erhielt im Oktober 1941 den Auftrag, für den Kampf im Hochkaukasus aus Freiwilligen eine "Sondereinheit Bergmann" aufzustellen und zu führen. Im Grazer Stocker Verlag ist dar-über eine umfassende Darstellung "Freiwillige vom Kaukasus" erschienen, die eine Gesamtdarstellung mit Berichten von Angehörigen dieser Truppe verbindet. Eine besondere Bedeutung hat die von Dallin erwähnte und vom Mitverfasser Dr. Schütte 2001 wiedergefundene "Führeranweisung" vom 8. September 1942. Diese übertrug der Heeresgruppe A die volle Verantwortung für den Kaukasus, forderte die Zusammenarbeit mit den Kaukasusvölkern und gestattete die Förderung einheimischer Regierungen unter deutscher Militärkontrolle im Gegensatz zur rücksichtslosen Besatzungspolitik im übrigen Rußland. Auch wenn dieses Dokument keine Unterschrift trägt, zeigt die Praxis die Existenz dieser Vorgabe. Die kaukasischen Völker wurden als Freunde und Verbündete des deutschen Volkes behandelt. Übergriffe der Wehrmacht oder Judenmorde der SD-Einsatzgruppe, die die so-wjethörige Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) durch angebliche sowjetische und mitteldeutsche Zeugen nachzuweisen versuchte, haben deutsche Gerichte als falsch entlarvt. Das Buch dokumentiert das Schicksal des Sonderverbands, der in georgische, armenische und aserbaidschanische Kompanien gegliedert war und 1943 Regimentsstärke erreichte. Es schildert die Anwerbung von Freiwilligen, die Aufstellung der Einheiten und bringt Übersichten und Zeitzeugenberichte über den Einsatz des Verbandes. Durch die geschwächte Kampfkraft der Gebirgstruppen, durch Nachschubschwierigkeiten und durch die stabilisierte Kampfkraft der Sowjets blieb der deutsche Angriff im Hochkaukasus stecken, der geplante Einsatz des "Bergmann-Verbandes" an der Grusinischen Heerstraße kam nicht zustande. Die einzelnen Kompanien erhielten verschiedene Spezialaufträge, bis Ende 1942 der Verband zum Rückzug wieder zusammengefaßt wurde. Gleichzeitig konnten aus Überläufern und Kriegsgefangenen neue Kompanien von Freiwilligen aufgestellt werden. Dem Rückzug aus dem Kaukasus folgen große Flüchtlingstrecks der Bevölkerung, die die Rache der Sowjets fürchteten. Gleichzeitig kam es bei der Rückführung sowjetischer Kriegsgefangener zu Mißständen durch Erschießung von Gefangenen, die dem Marschblock nicht folgen konnten, durch deutsche Wachsoldaten. Dagegen legte Oberländer schärfsten Protest bei der Heeresgruppe ein. Im Februar 1943 setzte der Sonderverband auf die Krim über, wo er reorganisiert und weiter ausgebildet wurde und im Sommer zu neuem Einsatz kam. Bei der Räumung der Krim im April 1944 entgingen die "Bergmänner" durch rechtzeitigen Seeabtransport der sowjetischen Gefangenschaft. Das II. Bataillon wurde am 5. oder 6. August 1944 in Warschau zur Niederschlagung des Warschauer Aufstandes zeitweise der berüchtigten SS-Brigade Dirlewanger unterstellt. Die entsetzlichen Kämpfe endeten erst am 3. September mit der Kapitulation der polnischen "Heimatarmee". An der von Himmler befohlenen Mordaktion, der 10.000 bis 15.000 Zivilisten durch SS- und Polizeieinheiten zum Opfer fielen, ist das Bataillon nach den angestellten Untersuchungen nicht beteiligt gewesen. Das gilt auch für die 7. Kompanie, die bereits am 4. August eingetroffen und zu einem Erkundungsvorstoß eingesetzt war. Der weitere Weg des Bataillons führte über Ostdeutschland bis zur Kapitulation nach Dänemark. Der letzte Einsatz des I. und III. Bataillons in Rumänien und Griechenland endete mit dem Rückzug durch Jugoslawien und der Kapitulation am 8. Mai 1945 in Slowenien und Kärnten, wo das I. Bataillon in jugoslawische, das III. Bataillon in englische Gefangenschaft geriet. Beide Länder lieferten die Kaukasier an die Sowjets aus. Das Buch schließt mit einem Rückblick und schildert die meist bewegenden Nachkriegsschicksale von Überlebenden des "Sonderverbandes Bergmann". M. von Ow Albert Jeloschek u. a. (Hrsg.): "Freiwillige vom Kaukasus. Georgier, Armenier, Aserbeidschaner, Tschetschenen u. a. auf deutscher Seite. Der ,Sonderverband Bergmann' und sein Gründer Theodor Oberländer", Leopold Stocker Verlag, Graz-Stuttgart 2004, geb., 360 S., mit 12 Bildseiten, 29,90 Euro |