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29.05.04 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern / Ruth Geede

© Preußische Allgemeine Zeitung / 29. Mai 2004


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

Pfingsten, das liebliche Fest, ist gekommen ... Zu Hause haben wir jetzt den Pfingstbusch vor die Türe gestellt, und da der Frühling ja bei uns etwas später kam, waren die Birkenblättchen noch ganz jung und so richtig maiengrün. Lag Pfingsten spät im Jahr, stand auch ein Strauß Päonien auf dem Tisch, diese rosa, roten oder weißen Pfingstrosen. Alles war so jung und bunt und fröhlich. Und so soll dies auch heute eine richtige fröhliche Pfingstfamilie werden, denn wer freut sich nicht mit, wenn Wünsche erfüllt wurden. Von diesen Erfolgen will ich berichten, ich habe sie extra für heute aufgespart. Also lest und - staunt!

Das konnte auch Margarete Malchow, denn kaum war ihr Wunsch in unserer Kolumne erschienen, kam auch schon der erste hinweisende Anruf. Als Zehnjährige war Margarete Walterkewitz aus Hochmühlen nach mißglückter Flucht in das Kinderheim Pr. Eylau gekommen. Im Oktober 1947 war sie zusammen mit anderen Kindern nach Mitteldeutschland gebracht worden und in das Kinderheim Klein-Welka in Sachsen gekommen. Dort war sie mit den Geschwistern Rosemarie und Eberhard aus Friedland zusammen gewesen, die nun von ihr gesucht wurden. Immerhin konnte durch Christa Pfeiler-Iwohn, die auch in Klein-Welka gewesen war, der Nachname der Kinder geklärt werden: Schwagmeier. Wohin die Geschwister kamen, ob und wo sie leben - Fragezeichen! Dann kam der Anruf von - Eberhard Schwagmeier! Er war von einem Leser unserer Zeitung informiert worden und war natürlich sehr erstaunt, daß er gesucht wurde. Und er konnte dazu Frau Malchow mitteilen, daß seine Schwester Rosemarie in den USA lebt. Einige Tage später rief diese an. "Das war für mich und natürlich auch für sie eine große Freude, daß wir ,Kinderheimgeschwister' uns gefunden haben. Nach 59 Jahren! Für mich war es das schönste Ostergeschenk. Wir hatten uns ja so viel zu erzählen und werden das auch in Zukunft tun!" schreibt Frau Malchow. Und schließt ihren Dank in unserm heimischen Platt an: "Noch emoal e ganz grotet Dankescheen an die ostpreißische Familie on wiederhen allet Gode und viel Erfolg!" In ihren Dank schließt sie auch den Leser ein, der Herrn Schwagmeier informiert hatte! Wir auch!

Ja, unsere Leserinnen und Leser sind wirklich Klasse! Das beweist auch erneut die Reaktion auf die Frage von Andreas Gruner nach einem Ort seiner Vorfahren im Kreis Angerburg: Mosdzehnen. (So stellt Fried-rich Gilde den Namen richtig!) Herr Gruner konnte den kleinen Ort auf keiner Karte finden, aber nun weiß er inzwischen, daß dieser seit 1930 "Borkenwalde" heißt. Diese und andere Informationen konnte ihm Gertrud Kalweit geben, wir haben schon darüber berichtet. Aber nun soll er sogar Aufnahmen von Borkenwalde und ausführliche Angaben über die einzelnen Höfe erhalten, denn mich rief aus Mecklenburg Hilde Frese an, die ebenfalls von einer Leserin informiert wurde. Diese wußte, daß Frau Frese aus Borkenwalde stammt und jedes Jahr dorthin fährt, was diese mir auch bei dem Anruf bestätigte. Wenn auch die Knochen nicht mehr so wollen: Frau Frese muß einfach in jedem Sommer in ihren Heimatort und konnte nun Herrn Gruner - der sofort nach meiner Information Frau Frese anrief - über dieses Dorf seiner Vorfahren berichten, wie es war und ist. Das hätte er sich nicht träumen lassen, meinte Herr Gruner, der außerordentlich beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Ostpreußischen Familie ist.

Die hat auch Ingrid Schmidt aus Toronto zu spüren bekommen, die über ihren Bruder ihre alte Freundin "Hilla" aus Lötzen suchen ließ, denn sie wollte diese - falls sie sich meldete - auf ihrem Deutschlandbesuch im Mai wiedersehen. Na, das Treffen kann stattfinden, denn "Hilla" - oder vielmehr Brunhilde Scheumann - ist gefunden. Gelesen hatte den in Folge 16 veröffentlichten Suchwunsch Eleo-nore Herrmann in Herne. Diese wußte, daß Frau Scheumann - jetzt Rolfs - in Oldendorf bei Lüneburg lebt, und benachrichtigte sofort Herrn Schmidt in Scharbeutz. Es ging dann alles so blitzschnell, daß Ingrid Schmidt, die bisher vergeblich nach ihrer Freundin geforscht hatte, es kaum fassen konnte: Zuerst erfolgte ein Wiederhören und jetzt kommt das Wiedersehen, denn in diesen Tagen ist Ingrid Schmidt in Deutschland, und sie wird es wohl noch immer kaum glauben, daß alles so wunderbar geklappt hat.

Da kommt dann schon Freude auf! Wie auch bei Ernst Roetke und Hildegard Fege, die sich nach 58 Jahren wiedergesehen haben! 1944 war die Familie Fege aus ihrer samländischen Heimat nach Havelberg geflüchtet, wollte nach Kriegsende in den We-sten gehen. Von da hatte der Havelber-ger Ernst Roetke, jetzt Seevetal, nichts mehr von den Feges gehört. Ich hatte bei der Veröffentlichung seines Suchwunsches gemeint: "Da wird sich bestimmt eine Spur finden lassen!" Sie fand sich, und zwar schnell. Denn Mathilde Möck stammt auch aus Weißenstein wie die Feges und kennt Hildegard Gabrowski, geborene Fege, gut. So kam die Verbindung im Nu zustande - zur größten Überraschung des Suchenden wie der Gesuchten. Nun kam der Anruf: "Wir haben uns getroffen!" Da wäre man gerne dabeigewesen!

Hilfe fand bei unserer Ostpreußischen Familie auch Erika Lassen aus Itzehoe. Sie schreibt: "Aufgrund Ihrer Veröffentlichung betreffend Sterbeurkunde meiner Großmutter Emilie Günther geborene Ehlert aus Mühlhausen, Kreis Pr. Holland, trafen sehr schnell bei mir Reaktionen und Hilfsangebote ein, denen ich gleich nachgegangen bin. Eine Empfehlung führte zum Standesamt 1 Berlin. Gestern erhielt ich nun über Berlin vom Amtsgericht Neheim-Hüsten, Kreis Arnsberg, die beglaubigte Ablichtung der Toterklärung meiner Großmutter. Ich bin sehr froh darüber und sehr, sehr dankbar." Ich reiche diesen Dank weiter an alle, die geholfen haben.

Nette Zuschriften kamen zu dem masurischen Spiel "Kliepa", das der Vater von Frau Trentmann als Kind gespielt und nie vergessen hat. Eine der ausführlichsten kam von Peter Perrey, und da auch weitere Fragen zu diesem Spiel vorliegen, will ich aus seinem Schreiben einige Auszüge bringen. "Es ist wahrscheinlich, daß es sich um das ,Klipp-Spiel' handelt. Gespielt wurde es mit einem Vierkant-Hölzchen, dem Klipper, Klippche, Kleppke, Klippholz oder Klippklotz, von ungefähr zwölf Zentimetern Länge und mit einem Durchmesser von drei Zentimetern. Dies Hölzchen war an beiden Seiten angespitzt, und auf den vier Seitenflächen waren die römischen Ziffern I, III, V und X eingekerbt. Mit einem zirka 40 Zentimeter langen Schlagholz schlug man dann auf das am Boden liegende ,Klippche'. Die weite-ren Spielregeln waren von Ort zu Ort unterschiedlich." Es gibt aber auch das verwandte "Klimke-Spiel", bei dem das Spielholz ein quadratischer Stab von eineinhalb Fingern Länge und einem Zentimeter Durchmesser mit zugespitzten Enden war. Hier trugen die Seiten die römischen Zahlen I bis IV. Mit einem Stock wurde auf die spitzen Enden geschlagen, der "Klimke" flog durch die Luft auf den Boden zurück. Der Spieler, der geschlagen hatte, durfte sich die oben liegende Zahl gutschreiben. Nach mehreren Runden hatte der Spieler mit der höchsten Summe gewonnen. Auch noch ein drittes Spiel zeichnet Herr Perrey auf: "Klink schlagen". Dabei wurde ein etwa 18 Zentimeter langes und vier Zentimeter dickes Spielholz mit einem Schläger an die Wand geschlagen und mußte dann aufgefangen werden. So, liebe Frau Trentmann, nun kann Ihr Vater aussuchen, welches das richtige "Kliepa-Spiel" ist, das er in seinem Heimatort Puppen gespielt hat. Dank Herrn Perrey.

Vieles hat sich ergeben! So erhielt Dorothea Blankenagel dreimal das Buch "Andre und Ursula". Sie wiederum fand im Nachlaß ihrer Mutter ein Gedicht der Poetin Liesbeth Irrittie, nach der vor einigen Wochen gefragt wurde. Es ist Frau Blankenagels im Ersten Weltkrieg gefallenem Onkel Siegfried gewidmet. / Ella Giese stöbert in ihrem Keller etwas ganz anderes auf: Einen Packen der Zeitschrift Bund Königin Luise, die vor längerer Zeit gesucht wurde. Im Juli 1943 wurde der Titel geändert in Ich dien. Auch hiervon besitzt Frau Giese Exemplare. Das wird sicher einige Leserinnen interessieren, die sich an Frau Giese wenden können, die gerne bereit ist, einige Exemplare abzugeben. (Ella Giese, Harheimer Weg 32 in 60437 Frankfurt.) / Michael Kolpatsch hatte gerade die Zeitung aus dem Briefkasten geholt und noch nicht gelesen, daß sein Wunsch veröffentlicht war, als das Telefon läutete: Ruth Berger aus Mölln bot ihm das gesuchte Buch "Gott schläft in Masuren" an, das er schon am nächsten Tag erhielt. Als sich dann in wenigen Tagen die Angebote häuften, bat er mich, herzlich dafür zu danken und von weiteren Zusendungen abzusehen. Ja, so prompt reagiert unsere Familie! / Ruth Töppel übersandte uns vom - leider letzten - Treffen der Königsberger "Nassengärtner" zwei Nachlaßstücke, die ich weitergeben soll: Das Buch "Erinnerungen an Riesenburg" von Werner Zebrowski und eine gerahmte Radierung "Tilsit Stadtkirche" mit der Signatur "E. Neiß, Insterburg, 1927" Wer sich dafür interessiert, gebe kurz Nachricht.

So, das wäre also unsere heutige "Wundertüte". Hoffentlich habe ich Euch auf ein frohes Pfingstfest eingestimmt! Suchwünsche kommen wieder in der nächsten Ausgabe, nicht erst "to Plumepingste".

Eure Ruth Geede

Beliebte Pfingstzierde: Ein Sträußchen Päonien Foto: Archiv


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