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Preußische Allgemeine Zeitung / 19. Juni 2004
Der Terrordruck der Al Kaida und ihrer Sympathisanten auf Saudi-Arabien steigt seit Anfang Mai erneut deutlich an. Der Westen bekommt die Unsicherheit über steigende Ölpreise zu spüren, reagiert aber ansonsten bestenfalls mit Reisewarnungen. Doch die Terroristen gehen zur offenen Jagd auf "Kreuzfahrer und Ungläubige" über. Fluggesellschaften lassen ihre Mitarbeiter nicht mehr im Land über-nachten. Auch wenn unklar ist, wer genau die Anschläge zu verantworten hat, die ansteigende Gewalt radikaler Moslems zielt nicht mehr nur auf den Irak, sondern auch auf den wichtigsten Erdöllieferanten der Region. Lange als Verbündeter des Westens hofiert, dann in westlichen Geheimdienst- und Strategenkreisen als nächster Krisenherd und potentielles Kriegsziel der USA gehandelt, ist Saudi-Arabien heute ein Land des Umbruchs und der kaum mehr schwehlenden, sondern offen ausbrechenden extremistischen Gewalt. Die Chronik des Hasses läßt keinen Zweifel: der arabischen Halbinsel und ihrem größten Staat drohen immer öfter Anschläge. Der Terror macht keinen Unterschied mehr: Moslems, Nichtmoslems, Soldaten, Zivilisten - jeder kann zum Opfer werden. Den Auftakt der neuen Serie bildete ein Anschlag in einer gesicherten Wohnanlage für westliche Familien in Riad am 12. Mai 2003 mit 26 Toten. Die Brutalität der neun Selbstmordattentäter schockierte die Welt, fast genau einen Monat nach dem offiziellen Ende des Irakkrieges. Eine neue Terrorstrategie nimmt seither das Land als Geisel. Am 8. November das nächste Attentat: Wieder traf es eine Wohnanlage, diesmal gab es 17 überwiegend einheimische Opfer. Am 1. Mai dieses Jahres fielen Schüsse auf einen US-Soldaten, ein bewaffneter Überfall auf eine amerikanische Konzernniederlassung mit sieben Toten folgte. Am 22. Mai wird ein Deutscher an einem Geldautomaten erschossen. Am 29. Mai greifen Extremisten in der Stadt Chobar eine Ölfirma an, wieder gibt es Tote, Geiseln werden genommen. 25 Stunden dauert das Martyrium der Geiseln, neun von ihnen schneiden die Geiselnehmer nach einem Fluchtversuch die Kehlen durch. Es sterben 19 Menschen. Am 7. Juni ist ein britischer Kameramann das Opfer. Der mutmaßliche saudische "Al-Kaida-Führer" Abdulassis Issa Abdul Mohsin el Mokrin bejubelt bereits den finanziellen Druck auf die westlichen Staaten durch hohe Ölpreise. Denn neben der erzeugten Angst geht es den Drahtziehern darum, dem Westen vermehrt ökonomisch zu schaden. Nachdem die US-Regierung trotz Hindernissen und (vor allem moralischen) Rückschlägen am Demokratisierungskurs für den Irak festhält, soll nach dem Willen islamistischer Terrorzellen wenigstens der Nachbarstaat destabilisiert werden. Die "Allianz aus Ungläubigen und vom Glauben Abgefallenen" lautet die allumfassende Haßformel, nach der sich jeder Anschlag rechtfertigen läßt. Die Rädelsführer sind diesmal keine spät zugewanderten Terroristen wie im Irak, es sind saudische Bürger, die ihr eigenes Land ins Chaos stürzen wollen. Überraschen kann der Ausbruch an Brutalität daher kaum - zu lange sind die Terroristen bereits im Land aktiv. Ihre Beziehungen und Netzwerke reichen angeblich bis in das saudische Königshaus selbst hinein, das nichtsdestoweniger dank seiner prowestlichen Wirtschaftspolitik der Feind schlechthin ist - nicht etwa wegen seiner monarchisch-diktatorischen Herrschaftspraxis. Sicherheitsorgane und Mitglieder des Herrscherhauses sind im Fadenkreuz der Al Kaida und ihrer Nachahmer. Der Glaube wäre eigentlich das denkbar schlechteste Vehikel radikaler Gewalt, denn das saudische Königshaus hat dem Land bereits eine streng am islamischen Recht ausgerichtete Gesetzgebung verordnet. Die konservative, wahhabistische Islamlehre machten es zur Staatsreligion. Genau diese frappierende Ähnlichkeit in der Islamauslegung deutet aber womöglich auf die wahren Triebkräfte hin: Nicht umsonst gilt Saudi-Arabien, die Heimat Osama bin Ladens, als die ideologische Steuerzentrale der Taliban. Saudi-Arabien ist nicht Eckpfeiler im Kampf gegen den Terror, sondern Teil des "Problems". Das Auffinden großer Waffenlager im Land verstärkt den Eindruck, die Extremisten könnten sich schon lange zwischen Riad und Mekka wohlfühlen. Die gesellschaftspolitischen Verhältnisse an sich fördern den Terror. Das Fehlen einfachster demokratischer Grundstrukturen, Repression, geistig-kultureller Stillstand bei gleichzeitigem Einbruch einer am Ölreichtum aufgerichteten Konsumgesellschaft züchten eine "intellektuelle" Schicht gewaltbereiter Menschen. Zur Begeisterung für islamisches Eiferertum gesellen sich die finanziellen und technischen Mittel, dieses in Taten umzusetzen. Meist blutjung geben sie sich antiamerikanischen Emotionen hin. Der Kampf gegen die stationierten US-Truppen wird auch von Al Kaida gern als Grund für die Anschläge genannt. Es ist die "Vertreibung aller Ungläubigen", die sich die getrennt agierenden Terrorzellen auf die Fahnen geschrieben haben. Al Kaida bekennt sich nach Ausführung im nachhinein - ein idealer Blankoscheck für jegliches Morden auch ohne das geringste Ziel. So bleibt bisher oft im Dunkeln, ob und inwieweit Kriminalität und Terror zusammenfallen, wie im Fall des am Geldautomaten erschossenen Deutschen. Selbst wenn Ausländer also fernbleiben, selbst wenn die USA ihre Streitkräfte vor Ort um 5.000 Soldaten reduziert haben, sich kaum in der Öffentlichkeit zeigen, sie bleiben ein billiger Vorwand zum Bomben. Das eigentliche Ziel der Attentäter ist und bleibt die Gewalt an sich. Der ganze Westen wird nun ähnlich den Vereinigten Staaten merken, daß Demokratie kein selbstverständlicher Evolutionsprozeß ist, sondern Opfer kostet - nicht nur an Öl. Bald auch in Riad alltäglich? Seit einiger Zeit häufen sich auch in Saudi-Arabien gewaltsame Terroranschläge. Das Königreich ist seinen Gegnern vor allem in seinem Wirtschaftsgebaren zu prowestlich eingestellt. Die weltweiten Reaktionen auf die ersten Anschläge bestärken die Terroristen in ihrem Tun. Der vor allem aus psychologischen Gründen gestiegene Ölpreis schadet und schwächt den Westen, was Ziel der Attentäter ist. Foto: Getty images |