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19.06.04 / Schweigen aus Schwerin / Zu DDR-Zeiten gepflegte Kontakte sind seit 1989 eingeschlafen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 19. Juni 2004


Schweigen aus Schwerin
Zu DDR-Zeiten gepflegte Kontakte sind seit 1989 eingeschlafen

Bei einem flüchtigen Blick könnte man das Buch für eine unpolitische, harmlose Geschichte einer Familie halten, die durch die Zonengrenze getrennt war. Tatsächlich aber ist es überaus politisch, und in unserer schnellebigen Zeit erscheint es wichtig, die damaligen Jahre auch in dieser Hinsicht nicht zu vergessen! Als angeheiratetes Mitglied einer Familie, deren eine Hälfte im Westen Deutschlands lebte und die andere im Osten, hatte der Autor sich zusammen mit seiner aus der DDR stammenden Frau bemüht, brüchig gewordene Familienbande neu zu knüpfen, so daß sie über den allgemeinen Briefkontakt hinausgingen.

Es wurden rund elf Jahre Besuchsreisen nach Mecklenburg-Vorpommern mit "Zähneknirschen und leisen Freudentränen". Der Leser erlebt noch einmal die Umstände bei der Grenzkontrolle, wie etwa die Preisetiketten an den mitgebrachten Westwaren entfernt, alle Geschenke genau aufgelistet und nicht nur einmal selbst die Puppen der Tochter entkleidet werden mußten. Und dann all der bürokratische Kleinkram bei den örtlichen Meldestellen - "abweisende Unfreundlichkeit muß wohl eine Dienstanweisung sein ..."

Das Buch beschreibt aber nicht nur den tristen DDR-Alltag, sondern auch die fast panische Angst der Ost-Verwandten, vom Westen vergessen zu werden. Dabei wird der Verfasser in seiner Darstellung nie abfällig oder überheblich, was er bei manchen Westdeutschen kritisiert; ohne Antwort bleibt seine Frage, weshalb nicht viel mehr Menschen damals Verbindung mit ihren Landsleuten jenseits des Eisernen Vorhangs suchten.

In den letzten Jahren der DDR wurden auch im Raum Schwerin die vielen Schwierigkeiten immer offensichtlicher, die Diskussionen zwischen den Familien um die nahe Zukunft immer bohrender. Die Wiedervereinigung - von nicht wenigen DDR-Bewohnern noch kurz zuvor für undenkbar gehalten - wurde natürlich mit großem Jubel begrüßt. Doch zu manchen Menschen gibt es seitdem kaum noch Kontakte - die damals so schwierig waren, obwohl Schwerin doch so nah bleibt. F.-W. Schlomann

Eberhard Traum: "Schwerin war so nah", Westkreuz-Verlag, Bad Münstereifel 2004, 176 Seiten, 15 Euro


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