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26.06.04 / Über religiöse Grenzen hinweg / Wiener Politiker und Geistliche ehrten Ökumenischen Patriarchen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. Juni 2004


Über religiöse Grenzen hinweg
Wiener Politiker und Geistliche ehrten Ökumenischen Patriarchen

Auf Einladung der österreichischen Bundesregierung weilte Bartholomaios I., Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel, zu einem siebentägigen Staatsbesuch in Österreich. Auf dem Programm standen neben Begegnungen mit den höchsten staatlichen und geistlichen Würdenträgern des Landes ein Festgottesdienst im Wiener Stephansdom sowie die Verleihung des höchsten österreichischen Ordens und von Ehrendoktoraten der Universitäten Wien und Graz. In Anwesenheit des griechischen Staatspräsidenten wurde auch der 200. Jahrestag der Weihe der griechisch- orthodoxen Kathedrale in Wien gefeiert. Das Gotteshaus liegt in der "Griechengasse", deren Name noch aus der Zeit stammt, als dort griechische Kaufleute ansässig waren.

Warum für den Patriarchen, der in München studierte und gerne in Salzburg Urlaub macht, "so viel Aufwand getrieben" wird, erklärt ein Blick auf die jüngere Geschichte: Während des kalten Krieges war die Kirche in Österreich vom Vatikan in hohem Maße mit der Betreuung von Glaubensgenossen im Osten betraut, woraus sich - anknüpfend an alte Traditionen - auch besondere Beziehungen zur Orthodoxie entwickelten. 1961 besuchte der kürzlich verstorbene Kardinal König, damals Wiener Erzbischof, den Vorvorgänger von Bartolomaios, den Patriarchen Athenagoras. Drei Jahre später kam es in Jerusalem zum historischen Treffen von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras. Und noch im selben Jahr wurde in Wien die Stiftung "Pro Oriente" eingerichtet, die seither die Kontakte zu den orthodoxen und alt-orientalischen Kirchen pflegt.

Der Ökumenische Patriarch ist zugleich Ehrenoberhaupt aller selbständigen ("autokephalen" oder "autonomen") orthodoxen Kirchen und residiert als 270. Nachfolger des Apostels Andreas im heutigen Istanbul. Patriarch Bartholomaios wirbt für einen EU-Beitritt der Türkei. Wie er betont, würde der Beitritt zu einer Verbesserung der Menschenrechtssituation führen. Er selbst wurde 1940 auf der zur Türkei gehörenden Ägäisinsel Imbros geboren und ist türkischer Staatsbürger. Zu Peter und Paul wird er nach Rom reisen, um mit Papst Johannes Paul II. zusammenzutreffen. Dabei könnte es zu weiteren Schritten in Richtung Aussöhnung der beiden Kirchen kommen. RGK

Besuch in Wien: Österreichs Präsident Klestil empfing den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. und den griechischen Präsidenten Stephanopoulos. Foto: Reuters


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