26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
26.06.04 / Das historische Kalenderblatt: 28./29. Juni 1926 - Benz und Daimler beschließen die Fusion zu Daimler-Benz

© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. Juni 2004


Das historische Kalenderblatt: 28./29. Juni 1926 - Benz und Daimler beschließen die Fusion zu Daimler-Benz

Fusionen in Zeiten des Umbruchs und der Krise sind nicht nur ein Phänomen der Gegenwart und ihrer vielbeschworenen Globalisierung. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es im Deutschen Reich nicht weniger als 75 Automobilhersteller, darunter auch die Benz & Cie. Rheinische Automobil- und Motorenfabrik Aktiengesellschaft in Mannheim und die Daimler Motoren-Gesellschaft A.-G. in Berlin. Beide produzierten Luxuslimousinen und das in einer Zeit, als die eigene Bevölkerung als Folge des Krieges und des ihn beendenden Versailler Friedens verarmte. Angesichts dieser ungünstigen Rahmenbedingungen und der Ähnlichkeit in der Produktpalette lag es nahe, daß die beiden deutschen Automobilunternehmen in irgendeiner Form zusammenarbeiteten.

Ein entsprechendes Sondierungsgespräch zwischen Repräsentanten beider Unternehmen im Jahre 1919 scheiterte. Ähnlich wie Jahrzehnte später, als aus Daimler-Benz und Chrysler DaimlerChrysler wurde, war damals die Frage zu beantworten, ob eine Übernahme oder ob ein Zusammenschluß auf gleicher Augenhöhe das Ziel sein solle. Während der kleinere von beiden, Benz, eine Interessengemeinschaft als Vorstufe einer Fusion unter strikter Wahrung der Parität vorschlug, plädierte Daimler für einen sofortigen Zusammenschluß unter seiner Führung. Die Standpunkte lagen derart weit auseinander, daß die Verhandlungen scheiterten und darüber hinaus die Beziehungen auf Jahre hinaus belastet waren.

Dem Krisenjahr 1923 mit Hyperinflation und bürgerkriegsähnlichen Zuständen folgten die sogenannten Blütejahre der Weimarer Republik. Gerne spricht man von den Goldenen 20ern. Zumindest für die deutsche Automobilindustrie waren die der Währungsreform folgenden Jahre allerdings wenig golden. So ging 1924 der Export von Personenwagen um mehr als die Hälfte zurück, während die Einfuhr um mehr als das Dreifache stieg. Das Reich importierte dreimal mehr Autos als es exportierte. Mit dem Konkurrenzdruck stieg auch der Druck zur Fusion.

Aufgrund der 1919 entstandenen Verstimmungen zwischen den beiden deutschen Automobilproduzenten nahmen sich nun die beteiligten Banken der Sache an, an der Spitze die Deutsche Bank, die sowohl zur Hausbank von Daimler als auch zu jener von Benz enge Beziehungen unterhielt. An Daimlers Hausbank, der Württembergischen Vereinsbank, hielt die Deutsche Bank eine nicht unerhebliche Beteiligung, und 1924 wurde das Stuttgarter Institut schließlich gar in die Großbank eingegliedert. Bei Benz' Gründungshelfer und Hausbank, der Rheinischen Creditbank, war die Deutsche Bank seit 1922 Mehrheitsaktionär.

Über die Aufsichtsräte übten die Bankenvertreter den nötigen Einfluß aus, so daß die beiden Konkurrenten 1924 eine Interessengemeinschaft eingingen. Der entsprechende Vertrag wurde am 1. Mai ratifiziert und eine Woche später von den Hauptversammlungen der beiden Aktiengesellschaften gebilligt.

Der Vertrag war ein Kompromiß zwischen den Positionen von Benz und Daimler, die 1919 so hart aufeinander geprallt waren. Zwar kam es zu der von Benz gewünschten Interessengemeinschaft und nicht zu der von Daimler erstrebten Übernahme, doch erfolgte die Zusammenarbeit nicht auf gleicher Augenhöhe. Der 18köpfige gemeinsame Aufsichtsrat war zwar paritätisch besetzt, doch im gemeinsamen Vorstand standen sechs Daimler-Männern nur fünf von Benz gegenüber. Die ausgehandelte allgemeine "Interessengemeinschafts-Quote" sah mit 600 zu 346 noch schlechter für Benz aus.

Noch im selben Jahr, sprich 1924, wurde als gemeinsame Vertriebsorganisation die Mercedes-Benz Automobil-Gesellschaft mbH (Merbeges) gegründet, wobei man wissen muß, daß die Autos aus dem Hause Daimler zu dieser Zeit bereits Mercedes hießen.

Eine wichtige Erleichterung für die Fortentwicklung der Interessengemeinschaft zu einem gemeinsamen Unternehmen wurde 1925 bewirkt, als beide Gesellschaften ihre Bilanzen auf die neue Währung umstellten. Gemäß den neuen Reichsmark-Bilanzen stand einem Reinvermögen von rund 23 Millionen bei Benz bei Daimler ein entsprechendes Vermögen von ungefähr 44 Millionen gegenüber. Diese Gegenüberstellung macht verständlich, warum die fusionierte Aktiengesellschaft nicht Benz-Daimler, sondern Daimler-Benz und ihre Produkte nicht Benz-Mercedes, sondern Mercedes-Benz heißen sollten.

Am 28. und 29. Juni 1926 beschlossen die Hauptversammlungen der beiden ältesten Automobilunternehmen der Welt den Zusammenschluß, wobei der größere die Rolle des aufnehmenden Partners übernahm. Das Benz-Vermögen wurde als Ganzes und ohne Liquidation auf Daimler übertragen. Den Aufsichtsratsvorsitzenden stellte bereits damals die Deutsche Bank. Offizieller Sitz der Gesellschaft wurde Berlin, Sitz der Hauptverwaltung war jedoch von Anfang an Stuttgart-Untertürkheim, wo Daimler sein Stammwerk hatte. Manuel Ruoff

 

Fusionsplakat: Das Plakat zeigt mit den beiden Markenzeichen der Daimler Motoren-Gesellschaft A.-G. in Berlin und der Benz & Cie. Rheinische Automobil- und Motorenfabrik Aktiengesellschaft in Mannheim die Wurzeln des seit dem Fusionsjahr 1926 verwandten Mercedes-Benz-Logos, des von dem Benz-Lorbeerkranz sowie den Worten "Mercedes" und "Benz" umgebenen dreizackigen Daimler-Sterns, der für den Anspruch steht: "Zu Lande, zu Wasser und in der Luft". Foto: Archiv


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren