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03.07.04 / Und ewig lockt die Hanse / Der Hoffnungsfaktor für den Aufschwung im Ostseeraum

© Preußische Allgemeine Zeitung / 03. Juli 2004


Und ewig lockt die Hanse
Der Hoffnungsfaktor für den Aufschwung im Ostseeraum
von Sverre Gutschmidt

Weiße einsame Strände, weite Kiefernwälder und das nur ein paar Autostunden entfernt? Für Deutsche sind das zumeist unbekannte touristische Welten - noch, denn die Staaten des Baltikums holen in Sachen Urlaub auf. In Greifswald trafen sich Ende Juni Tourismusexperten aus 19 Ländern, um die Zukunftschancen für die Erholungsregion Ostsee zu erforschen und neusten Tourismustrends nachzugehen.

Die wirtschaftlichen Hoffnungen der Anrainerstaaten auf Einkommen und Entwicklung beruhen an den Küsten durchgehend auf dem Tourismus, so das Fazit. Die Veranstaltung lotete diese ökonomischen Chancen aus und kam zu der unerwarteten Feststellung, daß bereits jetzt Ferien in den neuen EU-Ostseestaaten lohnend sind. Spätestens in zehn Jahren werden sie voll konkurrenzfähig sein. Nur beim Service und bei zeitgemäßen Gesundheits- und Wellnesskonzepten müßten die Nordosteuropäer noch aufholen, ansonsten seien sie schon ernstzunehmende Mitbewerber um die Gunst anspruchsvoller Erholungsuchen-

der, sagte die Juniorprofessorin Monika Rulle gegenüber der Preußischen Allgemeinen Zeitung. Gerade deutsche Ostsee-Tourismusregionen wie Mecklenburg-Vorpommern müssen sich auf verstärkten Wettbewerb einstellen, Estland ist unter den neu zu entdeckenden Gebieten im Gesundheitstouris-

mus führend, hat besonders in der Nähe der Hauptstadt Tallinn und in Pernau (Pärnu) schon mehr als den klassischen Bädertourismus zu bieten, betonte Monika Rulle. "Der Trend zu mehr Engagement ist in den mittelosteuropäischen Staaten klar erkennbar - in Organisationen wie dem Europäischen Heilbäderverband beteiligen sich die EU-Neumitglieder verstärkt", so die Erfahrung der Juniorprofessorin. Der jährliche Zuwachs deutscher Urlauber liegt laut Baltikum Tourismus Zentrale im zweistelligen Bereich. Der touristische Verdrängungs- wettbewerb setzt ein und wird unter den Ostseestaaten dadurch verschärft, daß die Großregion in derselben Nische um Gäste wirbt - deutsche Urlaubsgebiete könnten dabei bald das Nachsehen haben, befürchten Experten wie der Professor für Sozialgeographie Wilhelm Steingrube von der Universität Greifswald. Denn dem Gesundheits- und Wellnesstourismus, der nicht klassisches Kuren, sondern ein abwechslungsreiches Programm auch im Freizeitbereich parat hält, gehört allerorts die Zukunft. Noch fehlen in den meisten baltischen Gebieten allerdings westliche Standards: "Der Service wird bisher in den osteuropäischen Staaten noch sehr vernachlässigt. Bar und Kasino sind schon da, aber Bildungsangebote fehlen oft noch", so Monika Rulle.

Doch es gibt nicht nur Konkurrenz. Die Hanse spielt bei der Vermarktung eine herausragende, da verbindende Rolle. Experten setzen auf Besucher, die zwischen den Hafen- und Hansestädten pendeln - auf den Spuren der Geschichte der Hanse. Nicht nur das Wiederaufleben der Hansetage seit Beginn der 80er Jahre, auch die circa 2.000 Kilometer lange Route der Backsteingotik, die Anfang Juni eröffnet wurde, dient dem Zweck, thematische und touristische Anknüpfungspunkte zu schaffen. Dieses Städtenetzwerk verbindet Zentren wie ländliche Gebiete von Deutschland über Schweden bis ins Baltikum. Die Forscher auf dem Greifswalder Kongreß der International Geographical Union (IGU) sind sich einig: Der Ostseeraum insgesamt wird als globale Urlaubsregion für Nordosteuropa werben.

Hanseatisch: Tallinn Foto: Archiv


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