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17.07.04 / Milchwirtschaft: Für viele ein Minusgeschäft

© Preußische Allgemeine Zeitung / 17. Juli 2004


Milchwirtschaft: Für viele ein Minusgeschäft

Hast du schon gehört? Die Molkerei hat Ulf gekündigt." Voller ängstlicher Spannung macht die Neuigkeit unter den Milchbauern der Region die Runde. Der Empfänger dieser Nachricht zuckt erschrocken zusammen. Grund für diese Kündigung ist, daß besagter Ulf offen in der Regionalzeitung über die niedrigen Preise, die ihm die Molkerei zahlt, geklagt hat. Die Molkerei fühlte sich daraufhin angegriffen und kündigte dem nicht klaglos sein Schicksal Ertragendem. Dank großem Wirbel in der Öffentlichkeit und einer Unterschriftenaktion anderer bei dieser Molkerei unter Vertrag stehenden Landwirte mußte diese zwar die Kündigung zurücknehmen, aber allein die Tatsache, daß sie wegen einer Meinungsäußerung so reagierte, verschreckt die anderen Milchviehhalter, denn Ulf hat recht.

Viele unter ihnen hoffen auf eine gute Ernte, damit endlich Geld reinkommt, die Milch ist momentan für viele ein Minusgeschäft. Bei einem mittelgroßen Betrieb mit 60 Milchkühen, von denen immer einige wegen baldiger Kalbung nicht gemolken werden dürfen, sind die Einnahmen allein in den letzten Monaten erschreckend zurückgegangen. Wo im Frühjahr 2002 - da zahlte die hier zum Beispiel herangezogene Molkerei noch 30 Cent pro Kilo - bei 55 gemolkenen Kühen bei einer Durchschnittstagesleistung von 28 Kilo pro Kuh noch 13.860 Euro gezahlt wurden, erhält der Milchbauer jetzt nur noch 12.012 Euro im Monat. Die Differenz von 1.848 Euro war in diesem Fall der Gewinn, da alles andere im Laufe der Produktion von den Kosten aufgebraucht wird. Investitionen sind so nicht möglich, was wiederum viele der mit der Landwirtschaft verbundenen Unternehmen trifft. Der Landwirt ist zudem demotiviert. Kühe machen viel Arbeit, müssen nicht nur morgens in der Frühe und abends gemolken, sondern auch am Tage betreut werden. Daß er bei all der körperlich anstrengenden Arbeit schon froh sein muß, wenn er seine Kosten wenigstens decken kann, kann nicht der Mühe Lohn sein. Doch bei vielen ist Demotivation noch das kleinste Problem, bei ihnen geht es um ihre Existenz, denn wer durch getätigte Investitionen (ein Traktor kostet etwa 75.000 Euro, Stallbau für 100 Kühe 500.000) noch Altschulden hat, kann diese häufig nicht mehr bedienen. R. B.


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