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17.07.04 / Der doppelte John / Kerry hofft mit der Popularität Edwards Stimmen in den Südstaaten zu fangen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 17. Juli 2004


Der doppelte John
Kerry hofft mit der Popularität Edwards Stimmen in den Südstaaten zu fangen

Der demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry (60) holte sich Verstärkung für den US-Wahlkampf und benannte am 6. Juli John Edwards (51) aus North Carolina im Fall seines Wahlsieges zum Vizepräsidenten.

Direkt aus dem Disneyland beziehungsweise Familienurlaub kommend trat John Edwards ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Mit strahlendem Lächeln begann er fleißig Händeschüttelnd den vor ihm liegenden Wahlmarathon, in der Hoffnung, ein paar politische Programmpunkte ans Volk zu bringen.

Amerika hat einen neuen Vizepräsidentenkandidaten, und das Land, in dem der Präsident alles und sein Vize praktisch nichts ist, richtete in diesen Tagen neugierig die Blicke auf den neuen "running mate" ("Wahlkampfpartner") des Herausforderers John Kerry. In den nächsten Wochen und Monaten bis zur Präsidentschaftswahl am 2. November wird Edwards zeigen müssen, ob es ihm als Südstaatler wirklich gelingt, für Kerry Stimmen zu holen. Denn das ist die Hauptaufgabe des Vizepräsidenten in spe - ist der Wahlkampf zu Ende, ist er nur noch einer unter vielen im Stab seines Chefs. Entsprechend konterten die Republikaner, ein Präsident stehe zur Wahl, die Frage sei nicht, ob der republikanische Vize Richard Cheney oder der Demokrat John Edwards ins Weiße Haus einzögen, sondern Bush oder Kerry. Deutlicher kann eine Ohrfeige für das Amt des Vize, auch des eigenen, kaum ausfallen.

Doch die beiden Johns haben einen Plan. Edwards, der Gouverneur aus North Carolina und im Vorfeld Kerry im internen Wettbewerb der Demokraten um das höchste Amt der USA unterlegen, soll vor allem in den Südstaaten Stimmen holen. Stimmen, die traditionell den Demokraten nahe stehen, die aber in den vergangenen Jahren scheinbar dauerhaft an die Republikaner verloren gingen. Die Dixidemokraten, wie man die weniger liberalen Südstaatler in der älteren der beiden großen Allerwelts-parteien der USA nennt, stecken in der Krise. Edwards soll die abtrünnigen Wähler nun wieder in das Lager der Demokraten zurückführen.

Daher ist seine Nominierung vielmehr ein kalkulierter Machtpoker als ein Freundschaftsspiel. Amerikas Wahlkampf, personen- und mediengebunden wie kaum ein anderer der Welt, läßt erwarten, daß nach Bekanntgabe des Vize die eigene Partei einige Prozentpunkte in der Wählergunst zulegt. Edwards Berufung ist allerdings nur ein kleiner Etappensieg, denn die Republikaner feiern ihre große Nominierungsschlacht erst Ende August. Die offizielle Nominierung Edwards durch seine Partei Ende Juli ist hingegen Formsache, Edwards zuversichtlich: "Das Land lechzt danach zu glauben, daß der morgige Tag besser wird als der heutige", sagte er anläßlich seiner Berufung an Kerrys Seite.

Edwards, Anwalt und Fürsprecher der Mittelklasse, und der Bush-Herausforderer Kerry sind bemüht, die Fehler der Demokraten in der letzten Präsidentschaftswahl ja nicht zu wiederholen. Ein unverwechselbares Profil ist gefragt, "Vorkämpfer der Mittelklasse" wolle man sein, "ihr eine Stimme geben". Bisher arbeitete der Millionär Edwards in einer auf Schadenersatz spezialisierten Kanzlei an diesem Ziel. Doch "heute beginnt für uns eine neue Reise, um unser Land stärker zu machen und den Respekt in aller Welt wiederherzustellen", verkündete Kerry und verlieh damit der Hoffnung nicht nur des Auslandes, sondern vieler Amerikaner Ausdruck, mit dem Ende der Ära Bush könnten sich die Beziehungen der Vereinigten Staaten zu anderen Staaten verbessern. So brachen die beiden Demokraten am 7. Juli zu ihrer gemeinsamen Wahlkampftour auf.

Wie das Rennen durch die Bundesstaaten und um die Wählergunst auch verläuft, es wird ein heißer amerikanischer Wahlsommer, denn die Chancen des Gespanns Edward / Kerry stehen gut. Kerry rangiert derzeit in Umfragen vor Bush. Sverre Gutschmidt

In Siegerpose durch die USA: John Kerry (l.) und John Edwards (r.) wollen vereint die Anti-Bush-Stimmung im Land für sich nutzen. Foto: pa


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