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17.07.04 / Nicht wertend / Gelungene Biographie über Stauffenberg

© Preußische Allgemeine Zeitung / 17. Juli 2004


Nicht wertend
Gelungene Biographie über Stauffenberg

Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der Attentäter des 20. Juli 1944, wurde gefeiert und verurteilt zugleich. War er Held oder Verbrecher? Der Autor Hans Bentzien nimmt sich entgegen vieler seiner Kollegen nicht die Bewertung der Tat Stauffenbergs zum Thema seiner Biographie "Claus Schenk Graf von Stauffenberg - Der Täter und seine Zeit", sondern stellt vielmehr die Frage, wie es dazu kommen konnte, daß der preußisch erzogene Generalstabsoffizier Stauffenberg schließlich seinen Staatschef töten wollte

Bentzien, von 1961 bis 1966 Kulturminister der DDR und später in Rundfunk und Fernsehen des SED-Staates tätig, ist es gelungen, eine unideologische Biographie zu verfassen, die den zwischen Pflicht und Moral hin- und hergerissenen Menschen Stauffenberg in den Mittelpunkt stellt. Bentzien zeichnet die Kindheit und die Karriere des jungen Grafen nach, geht auf seine literarischen Neigungen ein sowie auf seine Ideale. Dabei kommt der Autor auch immer wieder auf die Entwicklungen in der deutschen Politik zu sprechen und versucht Rück-schlüsse auf Stauffenbergs Einstellung zu Hitlers Politik zu ziehen.

Schon relativ früh wollte Stauffenberg erstmals gegen Hitler vorgehen, doch immer wieder zögert er. Er ist nicht allein, versucht andere Offiziere auf seine Seite zu ziehen, nachdem er selbst überzeugt worden war, daß nur Hitlers Entmachtung Deutschland helfen könne. Was erst eine Verhaftung werden sollte, reift zum Tyrannenmord.

"Wir wollen der Hoffnungslosigkeit, daß dieser Krieg noch unendlich weitergehen müsse, ein Ende machen. Wir erstreben einen gerechten Frieden, der an die Stelle der Selbstzerfleischung und Vernichtung der Völker friedliche Zusammenarbeit setzt. Ein solcher Friede kann sich nur auf Achtung vor der Freiheit und der Gleichberechtigung der Völker gründen." Die Motive der Attentäter des 20. Juli 1944 mögen durchaus edel gewesen sein, ihr eigenes Ende jedoch war das von Verbrechern. Stauffenberg war wohl ihr engagiertester Anführer. Über ihn hat Hans Bentzien nun eine beachtenswerte Biographie verfaßt, die berichtet, dokumentiert und vor allem nachdenklich stimmt, über Recht, Unrecht und die Grauzone dazwischen. R. B.

Hans Bentzien: "Claus Schenk Graf von Stauffenberg - Der Täter und seine Zeit", Das Neue Berlin, Berlin 2004, geb., Abb., 368 Seiten, 17,50 Euro


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