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24.07.04 / Konzert für den Fürsten / Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr gibt ein Benefizkonzert

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24.Juli 04


Konzert für den Fürsten
Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr gibt ein Benefizkonzert

Alle Achtung! Man möcht's kaum glauben, was die mit dem Alten anstellen!" Der Mann brummte und schlug mit der Faust auf den Tisch. "Als hätt' er nicht schon genug erlebt!" Sein kräftiges Gesicht, das von tiefen Falten durchzogen war, rötete sich vor Erregung. "Da wollen sie ihm doch tatsächlich mit Pauken und Trompeten ein Ständchen spielen." Er neigte sich seinem Nebenmann zu und hob beschwörend die Hand: "Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr, so nennen sich die Spielleute der Infantrie jetzt wohl, will ein Konzert geben für den Großen Kurfürsten. Für meinen Kurfürsten. Das Geld, das sie einnehmen, wollen sie dann spenden, damit der alte Herr wieder in vollem Glanz erstrahlen kann. Also, weißt du", er neigte sich diesmal seinem Gegenüber zu, "was der schon alles erlebt hat, das geht auf keine Kuhhaut. Apropos Haut: Staub, Ruß und saurer Regen, was immer das ist, haben sich auf der Haut des Denkmals niedergelassen und sich in eine fette Kruste verwandelt. Das muß runter, sagen die Experten." Der Alte schüttelte den Kopf. "Potzblitz! 400.000 bis 500.000 Euro, das ist wohl so was ähnliches wie unsere Goldtaler, soll der Spaß kosten. Die Kassen sind leer, das ist ja wie zu meiner Zeit", der Alte kicherte, wurde aber schnell wieder ernst. "Da müssen also andere Quellen angezapft werden. Diesmal nun ein Konzert. Das wird ein Spaß!"

Er wandte sich an die Männer, die gleich ihm im Gasthaus Schutz vor dem Regen gesucht haben mochten, der auf die Hauptstadt niederprasselte. "Der Alte, hm, ich meine, der Große Kurfürst, ist es wert, meine Herren. Schließlich ist es die letzte Arbeit, die von mir, der ich einst einen Namen hatte am Hofe - nun ja, bis zur unseligen Katastrophe mit dem Münzturm, Ihr werdet davon gehört haben ... nicht? Na, immer größer und höher sollte er werden, dieser Turm, da kannte mein Herr kein Erbarmen. Höher als das Straßburger Münster sollte er werden und von der Macht meines Herrn künden. Dabei war der Untergrund gar nicht geeignet für solch ein Bauwerk. Ich mußte schließlich alles einreißen lassen. Und als ein Bergrutsch auch noch das Lustschloß in Freienwalde heimsuchte, just als Seine Majestät dort nächtigte, da war's um mich geschehen. Einen Schelm hat er mich genannt und von dem Amt des Hofbaumeisters entbunden ..."

Die Umstehenden merkten dem Alten an, daß er immer noch nicht gut auf seinen König zu sprechen war. Dann aber schüttelte er seinen schweren Kopf und winkte die Zuhörer näher an sich heran. "Den Sarkophag habe ich dann noch für ihn gestalten können, das Schloß aber hat ein anderer weitergebaut. Nun, die Zeit vergeht, und die Wunden heilen. Das Schloß steht ja schon lange nicht mehr, einige Barbaren aus Eurer Zeit haben es kurzerhand abgerissen. Ich habe gehört, daß es Bestrebungen gibt, es wieder aufzubauen. Stimmt das? Nun ja, es wär' schon schön, sag ich Euch. Denn so ist das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten das einzige Zeugnis meiner Arbeit, das erhalten blieb, sieht man einmal von den Masken der sterbenden Krieger im Zeughaus ab. Ach was, Masken! - Das sind Köpfe, lebensecht in ihrem Schmerz und Todeskampf. Na, Schwamm drüber ..."

Der Alte blickte ernst in die Runde, dann aber zog ein breites Grinsen über sein Gesicht. "Der Kurfürst, was der alles durchgemacht hat. Ich meine das Standbild, kaum zu glauben. 1696 hab' ich damit angefangen, ein Modell zu fertigen. Auf der Langen Brücke sollte es stehen, das Monument. Und den Großen Kurfürsten, den Vater meines Königs, sollte es zeigen, schließlich wurde er als mutiger Retter des Vaterlandes, als zweiter Stifter des Staates geschätzt, wegen des Sieges bei Fehrbellin 1675, wißt Ihr. Es war schon eine gewaltige Aufgabe für einen Künstler. Zur Krönung 1701 wurde es nicht ganz fertig . Ein Provisorium aus vergoldetem Gips mußte aufgestellt werden. Dann der Guß in einem Stück - das war schon eine Meisterleistung, meine Herren. 1703 dann stand die Arbeit endlich auf der Brücke, die Ihr heute Rathausbrücke nennt. Im Weltkrieg, den Ihr den Zweiten nennt, hat man Roß und Reiter auf ein Schiff verladen und nach Ketzin gebracht. Als man alles zurück-holen wollte, versank der Kahn im Tegeler See. Nun, man hat das Standbild geborgen, gereinigt und dann im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg aufgestellt."

Der Alte senkte den Kopf und es schien, als wischte es sich eine Träne aus dem Auge. Dann aber blickte er in die Runde, schmunzelte und sagte: "Nun, meine Herren, wie wär's, gehen wir gemeinsam zum Platzkonzert zu Ehren des Großen Kurfürsten?" SiS

Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr spielt für den Großen Kurfürsten, Sonntag, 8. August, 11 Uhr, vor dem Schloß Charlottenburg (Orangerie); Eintritt 15 und 30 Euro. Karten in den Museumsshops der Schlösser Charlottenburg, Sanssouci, Neues Palais und Cecilienhof, im Internet unter www.kartenhaus.de  oder unter Telefon (0 40) 43 30 39.

 

Der Große Kurfürst: Dieses eindrucksvolle Reiterstandbild schuf der 1659 in Danzig geborene Bildhauer und Baumeister Andreas Schlüter. Der Sohn eines Steinhauers ging bei dem Bildhauer Christoph Sapovius in Danzig zur Lehre und hielt sich anschließend in Warschau auf. 1694 wurde er von Kurfürst Friedrich III. nach Berlin berufen, wo er bald zum Oberbaudirektor ernannt wurde. Neben bildhauerischen Arbeiten (Masken sterbender Krieger im Zeughaus) war er vor allem mit dem Bau des Berliner Schlosses befaßt. Nachdem er sein bisher ehrgeizigstes Bauvorhaben, den auf 96 Meter Höhe geplanten Münzturm, wegen Einsturzgefahr einreißen lassen mußte, begann auch Schlüters Stern zu sinken. Die Schloßbauleitung wurde ihm genommen. Als Baudirektor in St. Petersburg starb Schlüter schließlich im Juni 1714. Foto: Archiv


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