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07.08.04 / Das Märchen von der Öko-Jobmaschine

© Preußische Allgemeine Zeitung / 7. August 2004


Das Märchen von der Öko-Jobmaschine

Mit der These, der Umweltschutz sei ein Beschäftigungsmotor par excellence, versucht die Bundesregierung, Unternehmen wie Bürgern ihre Umweltpolitik von Ökosteuer bis Erneuerbare-Energien-Gesetz schmackhaft zu machen. Laut Umweltbundesamt (UBA) verdanken in Deutschland mittlerweile 1,5 Millionen Beschäftigte dem urgrünen Kernanliegen ihren Arbeitsplatz. Doch wenn man so rechnet wie die Behörde, dann hängen hierzulande immerhin gut dreimal so viele Jobs vom Automobilbau ab.

Leicht ist es nicht, die Beschäftigungseffekte des Umweltschutzes zu quantifizieren. Es gibt keine Statistik, die alle Umweltarbeitsplätze erfaßt - zumal schon Zuordnung und Abgrenzung problematisch sind. Schließlich hat fast jede Tätigkeit irgendwie mit der Umwelt zu tun.

Dennoch versucht das Umweltbundesamt (UBA) in regelmäßigen Abständen der Frage auf den Grund zu gehen, wie viele Arbeitsplätze in Deutschland auf das Konto des Bemühens um die Natur gehen. Im Jahr 2002 waren demnach knapp 1,5 Millionen Menschen mit dem Umweltschutz beschäftigt. Das ist im Vergleich zur vorherigen Erhebung aus dem Jahr 1998 eine Zunahme von 3,3 Prozent.

Doch das Plus geht vollständig auf das Konto der hoch subventionierten erneuerbaren Energien. Binnen vier Jahren erhöhte sich die Beschäftigung aufgrund von Investitionen in regenerative Energien, den Betrieb der Anlagen sowie den damit verbundenen Service um gut 52.000 Arbeitskräfte - eine Zunahme um fast 80 Prozent.

Zurückzuführen ist dieser Boom in erster Linie auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz aus dem Jahr 2000. Strom aus Wind, Wasser, Sonne, Erdwärme und Biomasse muß demnach zu Festpreisen von den Betreibern der Stromnetze abgenommen werden. Die Garantiepreise liegen dabei deutlich über dem Marktpreis für Strom aus herkömmlichen Quellen. Jährlich kostet das Industrie und Verbraucher rund 2,7 Milliarden Euro - mit steigender Tendenz. Das Geld fehlt für den Konsum und Investitionen und damit auch für den Aufbau von Arbeitsplätzen. Diesen Verlust hat das Umweltbundesamt nicht mit eingerechnet.

Für einen positiven Beschäftigungseffekt sorgte das Interesse des Auslands an Umweltschutzgütern made in Germany, etwa Filteranlagen, Recyclingtechniken oder Wasseraufbereitungsanlagen. Die Zahl der exportabhängigen Jobs hat sich seit 1998 mehr als verdoppelt. Insgesamt 47.000 Arbeitsplätze sind allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein - angesichts von über vier Millionen Arbeitslosen.

Kaum etwas getan hat sich dagegen in jenem Bereich, der laut UBA mit 949.000 Erwerbstätigen zwei Drittel der Umwelt-Jobs stellt: die umweltorientierten Dienstleistungen. Die Zunahme seit 1998 lag hier lediglich bei zwei Prozent. Überdies kommt gerade bei den Dienstleistungen das Abgrenzungsproblem voll zum Tragen:

So werden von den gut 240.000 Beschäftigten der Deutschen Bahn AG rund 40.000 Mitarbeiter dem Umweltschutz zugeschlagen - eine willkürliche Zuordnung. Zumal es durchaus umstritten ist, die Bahn gegenüber dem Auto als ökologisch vorteilhaft einzustufen. Dienstleister wie Schornsteinfeger und Mitarbeiter in botanischen Gärten oder Zoos gelten als Beschäftigte im Umweltschutz, obwohl das eher ein Nebenprodukt ihrer Tätigkeit ist.

Vor diesem Hintergrund erscheint es doch etwas schönfärberisch, dem Umweltschutz mehr Arbeitsplätze zuschreiben zu wollen als dem Maschinenbau oder dem Fahrzeugbau mit jeweils knapp einer Million Beschäftigten. Iwd


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