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14.08.04 / Weißkopf oder Wright?

© Preußische Allgemeine Zeitung / 14. August 2004


Das historische Kalenderblatt: 14. August 1901 - Angeblich unternimmt Gustav Weißkopf den ersten Motorflug
Weißkopf oder Wright?

Vor 40 Jahren proklamierten der US-Bundesstaat Connecticut sowie die US-Städte Bridgeport und Fairfield für jenes Jahr einen Gustav Whitehead Day. Vier Jahre später schlug die Connecticut Aeronautical Historial Association (CAHA) dem Gouverneur des Staates vor, den Gustav-Whitehead-Tag von 1964 wiederzubeleben und alljährlich zu feiern, jeweils am 14. August. Daraufhin ruft der Governor den Whitehead Day 1968 aus.

Wer war dieser am 1. Januar 1874 als Gustav Weißkopf im deutschen Leutershausen geborene und am 10. Oktober 1927 im US-amerikanischen Bridgeport gestorbene Auswanderer, daß ihm ein Tag gewidmet wurde, und warum gerade ein 14. August?

Die Antwort geben die Leser, die nach der Veröffentlichung von Klaus Gröbigs Artikel "Als der Traum vom Fliegen wahr wurde" in der Folge 50 darauf hinwiesen, daß Gustav Weißkopf, der sich in den USA Gustave Whitehead nannte, bereits am 14. August 1901 einen Motorflug unternommen habe, also der erste Motorflieger auf Erden sei.

Zweifellos liegt der 14 August 1901 vor dem 17. Dezember 1903. Während der Flug von Orville Wright jedoch von niemandem angezweifelt wird, ist die Frage, ob Gustav Weißkopf am 15. August 1901 wirklich einen Motorflug durchgeführt hat, bis heute umstritten.

Diese Umstrittenheit und die daraus resultierende Unsicherheit spiegelt sich auch in den beiden Standardlexika von Gustav Weißkopfs Heimat wider. So heißt es im Brockhaus von 1999 unter dem Namen des Flugpioniers: "... am 14. August 1901 führte er dort nach eigenen Angaben und Augenzeugenberichten mit einer ,No. 21', einem den Gleitern Otto Lilienthals nachgebauten, von Acetylenmotoren und zwei Luftschrauben angetriebenen Eindecker, den ersten Motorflug der Geschichte in einer Höhe von zehn bis 15 Metern und mehr als 800 Meter Länge durch". Und in Meyers großem Taschenlexikon aus dem selben Jahr steht: "Mit einem selbstgebauten motorisierten Eindecker sollen ihm am 14. August 1901 zwei Flüge von 800 Meter Weite geglückt sein." Ähnlich vage und unverbindlich wie diese beiden Lexika bleibt auch die Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE), in deren Ausgabe von 1999 unter dem Stichwort Gustav Weißkopf geschrieben steht: "Mit dieser ,No. 21' führte er nach Augenzeugenberichten am 14. August 1901 einen Motorflug in zehn bis 15 Metern Höhe und über 800 Meter Länge durch, zwei Jahre vor den Brüdern Wright." Nach der nun schon vertraut vagen Aussage "Am 14. August 1901 soll er in mehreren Versuchen mit seinem Eindecker, angetrieben durch einen selbstkonstruierten Acetylen-Motor, in Bridgeport (Connecticut) etwa 800 bis 2.400 Meter weit in zehn bis 15 Metern Höhe geflogen sein" bringt das dtv-Lexikon aus dem Jahre 1995 das Problem auf den Punkt, wenn es fortfährt: "Es wird von verschiedenen Seiten bezweifelt, daß Weißkopf vor den Gebrüdern Wright einen Motorflug ausführte."

Zu den Skeptikern ist auch Werner Schwipps zu zählen, der in seiner mit Hans Holzer verfaßten und 2001 beim Aviatic Verlag in Oberhaching verfaßten Monographie "Flugpionier Gustav Weißkopf - Legende und Wirklichkeit" zu dem Fazit gelangt, Gustav Weißkopfs "Anspruch, als erster Mensch mit einem Motorflugzeug geflogen zu sein, ist bis heute nicht belegbar".

Die gegenteilige These vertritt Albert Wüst in seinem 1999 beim Verlag Fritz Majer & Sohn KG in Leutershausen erschienenem Werk "Gustav Weißkopf: ,Ich flog vor den Wrights' - Erster Motorflug 14. August 1901 - Eine Zusammenfassung von Ergebnissen der Weißkopf-Forschung". Dieses Buch ist herausgegeben worden von Gustav Weißkopfs Geburtsstadt und der Flughistorischen Forschungsgemeinschaft Gustav Weißkopf (FFGW).

In der FFG haben Gustav Weißkopf und sein Anspruch auf den ersten Motorflug ihren bedeutendsten Fürsprecher beziehungsweise Vertreter diesseits des Altantiks. Die Forschungsgemeinschaft bietet auf ihrer interessanten Internetseite www.weisskopf.de  neben kostenlosen Informationen auch vertiefendes Informationsmaterial zum Kauf an, und sie betreibt seit 30 Jahren in Gustav Weißkopfs Heimatstadt Leutershausen ein eigenes Museum über den Flugpionier.

Das Flugpionier-Gustav-Weißkopf-Museum mit Heimat- und Handwerker-Museum, Plan 6, 91578 Leutershausen, Telefon (0 98 23) 9 51 - 0, Fax (0 98 23) 9 51 - 50 (Stadtverwaltung Leutershausen), hat geöffnet von Ostern bis einschließlich Oktober dienstags, mittwochs, donnerstags und freitags von 10 bis

12 Uhr sowie mittwochs und sonntags von 14 bis 16 Uhr. Davon abweichende Ausnahmen sind nach vorheriger Vereinbarung möglich. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 1,50 Euro, für Gruppen ab zehn Personen je einen Euro, für Kinder und Schüler 75 Cent. Schulklassen haben freier Eintritt. Manuel Ruoff

Ob sie am 14. August 1901 gemeinsam in der Luft waren, ist bis heute umstritten: Gustav Weißkopf vor der "No. 21" mit dem für den Radantrieb verwendeten Gasdruckmotor Foto: O'Dwyer, FFGW


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