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21.08.04 / Den Gedanken an die Heimat im Herzen / In diesem Jahr fand das 20. Ferientreffen der Ostpreußen in Seeboden/Kärnten statt

© Preußische Allgemeine Zeitung / 21. August 2004


Den Gedanken an die Heimat im Herzen
In diesem Jahr fand das 20. Ferientreffen der Ostpreußen in Seeboden/Kärnten statt

Rund 100 Personen aus dem ganzen Bundesgebiet, ganz überwiegend aus Ostpreußen stammend, trafen sich zu dem 20. Ferientreffen in Seeboden/Kärnten am herrlich gelegenen Millstätter See. Das 20. Treffen ist ein kleines Jubiläum, an das von den Initiatoren wahrscheinlich keiner geglaubt hat, daß es jemals dazu kommen würde. Es lohnt sich deshalb, in kurzen Zügen einen Rückblick auf die vergangenen zwanzig Treffen zu halten. Wie kam es eigentlich dazu?

Der Ostpreuße Horst Möwe aus Palmburg, Kreis Königsberg, lernt ein Kärntner Mädchen kennen und lieben. Sie heiraten, und aus der Kärntnerin Gertrud Möwe wird eine halbe Ostpreußin. Sie fährt mit ihrem Mann zu einem Treffen der Ortsgemeinschaft Palmburg in die Bundesrepublik. Bei diesem Treffen gab es so viel zu plachandern, daß ein Wochenende gar nicht ausreichte. Das bedauerte Gertrud Möwe sehr, und sie lädt daraufhin gemeinsam mit ihrem Mann die Palmburger zu einem Treffen für eine Woche nach Seeboden ein. Dieses Treffen wird ein großer Erfolg. Für Gertrud ist dies der Anlaß zu versuchen, ein Treffen für alle Ostpreußen am schönen Millstätter See zu organisieren. Sie muß zuerst Rat und Verwaltung der Gemeinde Seeboden überzeugen, so daß ein Treffen auch touristisch für den Ort interessant sein könnte. Es gelingt ihr, und seither engagierten sich vor allem die Bürgermeister Dr. Ertl und sein Nachfolger, Herr Eder, in ungewöhnlicher Weise für diese Treffen.

Trotzdem waren noch Widerstände zu überwinden, denn immerhin sollte es sich ja um ein Treffen von Ausländern in Österreich handeln, von dem man nicht sicher war, ob es nicht auch politischen Zwecken dienen sollte. Der österreichische Staatsschutz schaltete sich ein, war dann aber schon nach dem ersten Treffen überzeugt, daß es sich tatsächlich nur um ein Ferien- und Wiedersehenstreffen handelt. Nachdem sie die Gremien in Seeboden von ihrer Idee überzeugt hatte, suchte Gertrud Möwe Unterstützung in Deutschland. Sie fuhr nach Hamburg zur Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Ostpreußen. Dort wurde sie zunächst sehr skeptisch empfangen. Aber dann wurde sie mit der Leiterin der Abteilung Jugend und Kultur, Hanna Wangerin, und einem Redakteur des Ostpreußenbattes, Horst Zander, bekannt gemacht, die sofort die Chancen erkannten. Sie engagierten sich sehr, und so kam es im Jahre 1985 zum ersten Treffen, dem nunmehr 19 weitere folgten.

Der Erfolg der Treffen war überwältigend. Tausende von Landsleuten haben im Laufe der Jahre teilgenommen, und viele Freundschaften sind entstanden, ja, durch diese Treffen sind auch einige Landsleute zusammengeführt worden, die sich seit der Flucht nicht mehr gesehen hatten. Die Teilnehmer kamen aus allen Teilen der Bundesrepublik, sogar aus den USA, Kanada, Australien und anderen Gegenden Europas und der Welt. Es fällt schwer, eine Auswahl der Höhepunkte der vergangenen Jahre zu treffen. Mit Sicherheit gehört der Lichtbildervortrag von Willi Scharloff dazu, den er als einen der ersten nach seiner Rückkehr aus Königsberg, der verbotenen Stadt, unter großer Anteilnahme der Ostpreußen und der einheimischen Bevölkerung gehalten hat. Weiter hervorzuheben sind die offenen Singen und die Konzerte von Prof. Eike Funk und die Ausstellung ihrer Bilder der ostpreußischen Malerin Ursel Dörr. Ein besonderer Höhepunkt war die Aufstellung des ostdeutschen Gedenksteins im Klingerpark im Jahre 1999, den die Familie Möwe gestiftet hat und dessen Ausgestaltung und Aufstellung von der Gemeinde Seeboden bezahlt wurde. Und für uns fast unfaßbar: Er steht unbeschädigt und nicht beschmiert dort an seinem Platz wie am ersten Tag. Unvergessen bleibt die Erhebung der Gemeinde Seeboden zur Marktgemeinde im Jahre 2000. Die Feierlichkeiten dazu fanden gerade während des Treffens statt, und wie selbstverständlich marschierten die Ostpreußen hinter der Königsberger Fahne, die von dem Ostpreußen Günter Voss getragen wurde, im Festzug mit und wurden, auch wie selbstverständlich, von dem Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider begrüßt.

Die Ostpreußen haben sich jedenfalls in Seeboden immer wohl gefühlt. Man hat den Millstätter See und Kärnten kennen und lieben gelernt und dabei auch die heimatliche Atmosphäre genießen können. Die Bevölkerung von Seeboden hat einen großen Anteil daran, daß die Ostpreußen immer wieder gerne hingefahren sind. Der Bundesvorstand der Landmannschaft Ostpreußen hat dann auch Leistungen von Rat, Verwaltung und Bevölkerung zum 20. Treffen durch die Verleihung der silbernen Ehrennadel an die Marktgemeinde Seeboden anerkannt. Eine besondere Freude ist es, daß auch Gertrud Möwe, sie ist inzwischen eine Ehrenostpreußin geworden, die silberne Ehrennadel erhalten hat.

Der Ablauf des diesjährigen Treffens war wieder sehr harmonisch und familiär. Fast hundert Teilnehmer aus allen Teilen der Bundesrepublik und einige auch aus Kanada und den USA waren bereits am Donnerstag angereist, so daß bei der Begrüßung im Kulturhaus, vor dem die Ostpreußenfahne wehte und ein Transparent die Ostpreußen erfreute.

Am Sonnabend stand eine Busfahrt ins Maltatal, dem Tal der stürzenden Wasserfälle, statt. Bei herrlichem Wetter konnten man die faszinierende Landschaft erleben. Auf dem Rückweg erlebten die Teilnehmer noch eine Führung durch Gmünd, der zweitältesten Stadt Kärntens. Am Abend war dann der große ostpreußische Kulturabend, gestaltet von der Volkstanzgruppe Hof/Rehau, unter der Leitung von Frau Starosta. Die Mädchen und Jungen dieser Gruppe begeisterten die Teilnehmer durch ihre ermländischen Trachten und ihre Tänze. Leider entsprachen die zwischendurch gezeigten Dias von Ostpreußen in der Qualität nicht dem Niveau der Gruppe.

Dienstag stand ein Tagesausflug zum Lipizzanergestüt Piber in der Steiermark auf dem Programm. 70 pferdebegeisterte Ostpreußen machen sich erwartungsvoll auf den Weg und werden enttäuscht. Keine Vorführungen in den Außenanlagen, auf die man sich so sehr gefreut hatten. Auch nur eine Führerin für 70 Personen war eine Zumutung. Noch schlimmer war dann das Mittagessen im Schloßrestaurant, das zum Gestüt gehört. Dieser Besuch in Piber war Antiwerbung für Österreich. Auch das muß einmal gesagt werden.

Zur Einführung in den am Freitag geplanten Tagesausflug nach Filzmoos, wo die Vorfahren mütterlicherseits von Agnes Miegel herstammen, wurde von Herrn Albat, dem langjährigen Schatzmeister der Agnes Miegel-Gesellschaft, ein Agnes Miegel-Abend gestaltet.

Am Sonnabend hieß es dann schon Abschied nehmen. Auch jetzt ließ es sich der Bürgermeister nicht nehmen, uns Ostpreußen zu verabschieden und gleichzeitig die Zusage zu machen, im nächsten Jahr einen Tagesausflug ins Friaul - altes österreichisches Gebiet - persönlich zu führen. Er rief den Teilnehmern ein herzliches "Auf Wiedersehen" im Jahr 2005 zu und alle wollen dem, wenn irgendmöglich, folgen. Der Termin ist noch nicht festgelegt, wird aber zu gegebener Zeit in dieser Zeitung bekannt gegeben. Der Abend und überhaupt das Treffen klang mit einem schönen Chorkonzert des gemischten Chores Seeboden aus. Günter Springer

Essen wie einst im Mittelalter: Teilnehmer des Ferientreffens beim Rittermahl auf Burg Sommeregg. Foto: GS


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