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28.08.04 / Die Macht des Gesangs / Hoffnung für das deutsche Musiktheater - Kammeroper Schloß Rheinsberg fördert junge Sänger und Komponisten

© Preußische Allgemeine Zeitung / 28. August 2004


Die Macht des Gesangs
Hoffnung für das deutsche Musiktheater - Kammeroper Schloß Rheinsberg fördert junge Sänger und Komponisten

Man schrieb das Jahr 1990, als der Komponist Siegfried Matthus für Rheinsberg ein neues Kapitel in der so reichen Stadtgeschichte schrieb. Zur Förderung junger Sänger gründete er die Kammeroper Schloß Rheinsberg. Auf höchstem professionellen Niveau sollte jungen Künstlern aus aller Welt die Möglichkeit gegeben werden, Opernpartien zu erarbeiten und sie vor einem großen Publikum zu singen. Bis heute waren es rund 6.000 Sänger, die an den Gesangswettbewerben teilnahmen. Ihnen winkte kein Preisgeld, sondern eine der ausgeschriebenen Partien in den Opern, die alljährlich im Sommer in Rheinsberg aufgeführt werden.

Erfahrene Dirigenten, namhafte Regisseure (in diesem Jahr unter anderem auch Harry Kupfer) und Gesangspädagogen erarbeiten mit den jungen Künstlern (rund 480 bis zu diesem Jahr) während der vierwöchigen Proben die Partien. Und schon mancher hat die Chance bekommen, ein Engagement an einem der größten Opernhäuser der Welt zu erhalten; zwei schafften es tatsächlich bis an die Met in New York, andere nach Sydney, London, Stockholm, St. Petersburg, Wien, Zürich oder Mailand. Ohne das unermüdliche Wirken des Ostpreußen Siegfried Matthus wäre ein solcher Erfolg jedoch nicht zu erreichen gewesen. Manfred Richter, Bürgermeister der Stadt Rheinsberg und Mitglied des Kuratoriums Kammeroper Schloß Rheinsberg, würdigte Matthus als "Motor" des Festivals, das jährlich rund 20.000 Besucher nach Rheinsberg lockt. Auch begrüßte Richter es, daß diese Aktivitäten nicht nur das Image Rheinsbergs in ganz Deutschland förderten, sondern auch jungen Einheimischen die Möglichkeit böten, sich mit jungen Künstlern auseinanderzusetzen. Diese Begegnungen hätten sogar den einen oder anderen Berufswunsch entscheidend geprägt, nicht nur im künstlerischen, auch im technischen Bereich.

Siegfried Matthus, der im April seinen 70. Geburtstag begehen konnte, wurde schließlich mit einem Benefizkonzert zugunsten der Kammeroper geehrt. Im Namen der jungen Sängerinnen und Sänger dankte Aris Argiris, Bariton aus Athen, Matthus zunächst für sein unermüdliches Engagement, dann kamen die bezaubernd erfrischenden Stimmen zur vollen Entfaltung. Mit überzeugender Begeisterung und auf hohem Niveau boten sie Partien aus Opern von Siegfried Matthus dar, angefangen mit der Arie des stolzen Spaniers aus "Lazarillo von Tormes" aus dem Jahr 1964, gesungen von Hubert Wild, bis zu der Szene im Orakel des Südens aus der 2004 entstandenen Oper nach Michael Endes "Die unendliche Geschichte" mit Catherine Veillerobe, Agnieszka Piasecka und Jee-Young Lucie Kim. Zu hören waren auch Partien aus der Oper "Kronprinz Friedrich", mit der 1999 das wiederaufgebaute Schloßtheater eröffnet wurde, aus "Judith" nach dem gleichnamigen Drama von Friedrich Hebbel und aus "Die Weise von Liebe und Tod des Cornet Christoph Rilke", geschrieben 1985 zur Wiedereröffnung der Semperoper in Dresden. Der "Cornet" wird am 4. und 5. September erstmals in Königsberg zu hören sein (wir berichteten) und dort von Solisten der Kammeroper sowie dem Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin unter der Leitung von Will Humbug dargeboten werden.

Besondere Begeisterung beim Rheinsberger Publikum aber riefen zwei Duette und das Finale aus der 1998 entstandenen Oper "Farinelli oder Die Macht des Gesanges" hervor. Mit Können und Enthusiasmus brachten die jungen Sängerinnen und Sänger herüber, was "Die Macht des Gesangs", so auch der Titel des von Komponisten-Gattin Helga Matthus geschickt zusammengestellten Programms, überhaupt bedeutet.

Nach dem Konzert gab es für Interessierte auf einem Sommerfest im Freien noch die Möglichkeit, sich mit den Künstlern zu unterhalten. Lange jedoch durfte es nicht zugehen im Schatten des Schlosses, hieß es doch für viele am nächsten Tag wieder fit zu sein für die Proben der Mozart-Oper "Die Zauberflöte", die den krönenden Abschluß des Festivals bildete. - Nicht ganz: denn auch die jungen Komponisten der Opernwerkstatt waren gefragt. Aus rund 50 von Autoren eingereichten Opernkonzepten waren 15 ausgewählt worden, unter Anleitung erfahrener Komponisten und Librettisten Opernszenen zu entwickeln und in die praktische Theaterarbeit "hineinzuriechen". Sechs Szenen kamen schließlich unter dem Titel "Vielleicht bin ich ein Azteke" zur Aufführung.

Rheinsberg bedeutet seit 1990 nicht nur lebendiges Preußen, nicht nur faszinierendes Ambiente, sondern auch Hoffnung für das deutsche Musiktheater. Danke, Professor Matthus! Os

 

Siegfried Matthus: Der künstlerische Leiter der Kammeroper Schloß Rheinsberg wird von jungen Sängern gefeiert.


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