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28.08.04 / Leserbriefe

© Preußische Allgemeine Zeitung / 28. August 2004


Leserbriefe

Warum beim "Zentrum" auf die Politik hoffen?
Betr.: "Das Ende einer Vision" (Folge 30)

Was soll nur das Gejammere? Herr Mahlitz beklagt in seinem Leitartikel das absehbare Ende aller Träume vom "Zentrum gegen Vertreibung". Dabei braucht der Leser nur umzublättern, um auf der nächsten Seite zu erfahren, wie es geht. Die allseits verehrte Frau "Rosh" hat allen vorgemacht, wie ehrgeizige Ziele verfolgt und schließlich realisiert werden. Was bitte hält den BdV ab, ungefragt und selbstbewußt eine vom Wohlwollen der "Antifaschisten" in Berlin unabhängige Stiftung "Zentrum gegen Vertreibung" ins Leben zu rufen?

Eine Stiftung, unabhängig von den jeweils Herrschenden und unbeeinflußt durch in meinen Augen dumme und unnötige Rücksichtnahme auf die "Ängste unserer östlichen Nachbarn", sprich deren schlechtes Gewissen. Der BdV kann sich heute verbiegen wie er will, es ist naiv, auf eine, sollte sie denn zustande kommen, neutral und wahrhaftig betrachtende Dokumentation zu hoffen. Das gegenwärtige politische Klima, insbesondere die Aufgeregtheiten im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Jahrestag des Warschauer Aufstandes, spricht für sich. "Die Furcht, daß die Nachbarn die Geschichte umschreiben, Ursache und Folgen des Zweiten Weltkrieges verdrehen wollen, vermag BdV-Chefin Erika Steinbach nicht zu zerstreuen", schreibt die Hannoversche Allgemeine in ihrer Ausgabe vom 30. Juli. Noch deutlicher bezieht der Herr Bundeskanzler Position: "So ein Zentrum ist mit mir nicht zu machen. Wer damals Opfer und wer Täter war, darf nicht verwechselt werden."

Klare Aussage! Da helfen auch keine würdelosen Anbiederungsversuche des BdV wie die Berliner Veranstaltung zum Gedenken an den Warschauer Aufstand.

Also - nehmen wir die Sache selbst in die Hand. Ich bin dabei.

Ulrich Löbert, Barsinghausen

 

Unzumutbare Bedingungen für Langzeitarbeitslose
Betr.: "Sozialer Frieden in Gefahr" (Folge 33)

Wenn sich heute der Normalbürger Gedanken zur Zeit und seiner Umgebung macht und dabei noch eigene Überlegungen anstellt, so wird ihm oft von der politisch regierenden Kaste Stammtischreden vorgeworfen. Daß dies so ist, zeugt von schwindendem Demokratieverständnis in dem allgemeinen politischen Klima.

Unser Volk wird heute unter dem Modewort Agenda um den Erfolg jahrzehntelanger Arbeit gebracht, indem es die Mißwirtschaft vergangener und heutiger Regierungen nunmehr sozial ausbaden muß. Man denke nur an die vielen sogenannten Langzeitarbeitslosen, die sicher in der überwältigenden Mehrzahl arbeiten möchten, nicht können oder dürfen und nun in ein unzumutbares Sozialhilfeniveau gedrückt werden. Dabei ist das Schlagwort "Helfen und Fordern" schon fast wie ein Hohn zu verstehen. Die künftigen Rentner, die jahrzehntelang ihre Rentenbeiträge aus dem versteuerten Einkommen gezahlt haben, sollen nun auch noch ihre Renten versteuern, also eine Doppelbesteuerung, abgesehen davon, daß diese Renten nicht einmal mehr um die Inflationsrate angehoben werden. Wenn heute die Politik fordert, junge Menschen sollen für ihr Alter vorsorgen, so weiß ein 35jähriger nicht, ob seine Vorsorge in 30 Jahren überhaupt noch existiert, da sie durch neue Gesetze wieder zunichte gemacht wurde.

In diesem politisch-sozialen Hick-Hack erscheinen nun Meldungen wie, daß Deutschland beziehungsweise die deutsche Bundesregierung so mir nichts dir nichts an Polen 33 hochwertige MiG-29 und 130 Kampfpanzer Typ Leopard 2 verschenkt hat, daß hier und dort dann 60 Millionen oder auch mal 200 Millionen Euro anläßlich von Staatsbesuchen verschenkt werden, nicht mehr verständlich. Wer hat diese Regierung dazu ermächtigt, wenn andererseits die bisher elementarsten sozialen Fürsorgeleistungen des Staates, vor allem an ältere, kranke und sozial benachteiligte Gruppen rigoros gestrichen oder gekürzt werden?

In diesen Fällen können sicher die Milliardengeschenke an das Ausland, wie es noch zu Zeiten der Hochkonjunktur möglich war, nicht weitergeführt werden. In erster Linie sollte das eigene Volk, das diesen Staat 1945 aus Schutt und Asche neu erschaffen hat, nicht um den Erfolg dieser Leistungen gebracht werden. Der Regierung und auch künftig allen folgenden sollten hier strenge Maßstäbe angelegt werden.

Reiner Schmidt, Güstrow

 

Abstimmung zu Hartz IV: Daß Zehntausende in Deutschland gegen das Gesetz protestieren und sogar demonstrieren würden, hat sich vermutlich keiner der Politiker träumen lassen. Foto: BT

 

Millionen im Land und an der Front hätten überlebt
Betr.: Leserbriefe "Das feige Vorgehen der Attentäter schockierte uns" und "Scheitern des Attentats zerstörte unsere Hoffnungen" (Folge 30)

Wenn es um die Dinge des Zweiten Weltkrieges geht, halte ich (Jahrgang 1938) mich in der Regel gegenüber Soldaten, die hier als Erlebnisgeneration auftreten, zurück. Beide Leserbriefe zum 20. Juli 1944 zeugen nach wie vor von dem breiten Riß, der hier durch unser Land geht. Über den Leserbrief "Das feige Vorgehen der Attentäter schockierte uns" bin ich doch schockiert. Auch wenn er 1944 Soldat gewesen ist, konnte er die Hintergründe der Geschehnisse zum 20. Juli damals nicht sicher beurteilen.

Die heutzutage zur Verfügung stehenden Quellen lassen die Verschwörer in einem anderen Licht erscheinen, als sie uns jetzt von dem Leserbriefschreiber präsentiert werden. Das ausgezeichnete Buch von Joachim Fest: "Staatsstreich - Der lange Weg zum 20. Juli" ist in dieser Hinsicht sehr aufschlußreich.

Immerhin verfügt die PAZ in der Meinungsveröffentlichung von Leserbriefen über eine große Bandbreite, was für das hohe Niveau dieser Zeitung spricht. Mit angeblicher Lastigkeit nach links und rechts hat das nichts zu tun.

Und nun zum "feigen Vorgehen der Attentäter". Was die Person Stauffenbergs betrifft, war er nicht nur Attentäter, sondern zugleich Motor und Seele des Putsches in der Bendlerstraße in Berlin. Ohne ihn lief nichts, das zeigte sich später bald. Mit der Bezeichnung "aus dem Staub machen" wird man Stauffenberg nicht gerecht. Feige war er nicht, davon zeugt das am 8. Mai 1943 in Afrika verliehene Deutsche Kreuz in Gold. Mit nur noch drei Fingern an der linken Hand kann man zudem kein Pistolenattentat ausführen. Wenn Stauffenberg als feige beurteilt wird, was waren dann die Feldmarschalle von Bock, von Kluge, von Manstein und Generaloberst Fromm, die von den Putschversuchen wußten? Sie lehnten sich zunächst zurück nach dem Motto: Macht mal, mal sehen wie die Sache ausgeht. Sie hätten in ihren hohen militärischen Stellungen entscheidende Weichen stellen können.

Die im Fernsehen in überzeugender Weise aufgetretenen Mitverschwörer von Boeselager und von Kleist, die Freislers Rachejustiz entkommen konnten, brachten es auf den Punkt. Der Krieg war verloren, aber Millionen im Land (Stop der Bombenangriffe) und an der Front hätten überlebt. Auch die Ostpreußen wären nicht zu einer solchen todbringenden Flucht gezwungen worden. Ich hätte nach dem Krieg noch einen Vater gehabt (gefallen am 16. Januar 1945 in Ostpreußen) und hätte auch mein linkes Bein nicht verloren (Granatenexplosion am 30. April 1945). Ich meine, das zählt auch. 

Bernd Dauskardt, Hollenstedt

 

Der rote Filz in Berlin lebt
Betr.: "Reibach an der Schnittstelle" (Folge 32)

Berlin war einst für seinen roten Filz berüchtigt. Ich befürchte, daß sich so viel nicht geändert hat, wie einmal wieder der Werdegang des ehemaligen Supersenators und Berliner SPD-Parteivorsitzenden Strieder zeigt. Wenn es nicht die Berliner Eigenbetriebe sind, in deren Führungspositionen so manch Berliner Politiker ein warmes Plätzchen gefunden hat, dann findet sich schon ein anderer warmer Sessel, von dem aus genutzt werden kann, was sich im "Dienst" zum Wohl der Bürger an Wissen angesammelt hat.

Niklas Walter, Berlin

 

Befremdlich
Betr.: "Delegation aus Plön besuchte Ragnit!" (Folge 31)

Partnerschaften sind eine feine Sache, solange sie auf dem Boden historischer Fakten stehen und beide Seiten sich zur Beachtung der Wahrhaftigkeit und Wahrheit verpflichten. Mehr als nur befremdlich fand ich die Tatsache, daß ausgerechnet zur 715-Jahrfeier der Ordensburg Ragnit an dieser ein Bildnis vom Zaren Peter dem Großen angebracht, feierlich enthüllt und sogar "eingeweiht" wurde.

Ein historisch unbedarfter Besucher der Ordensburg wird zukünftig mit dem Eindruck nach Hause gehen, daß diese nicht vom Deutschen Orden, sondern von Zar Peter dem Großen errichtet wurde. Der Ausverkauf der Geschichte fängt zu Hause an! 

Dr. Wolfgang Thüne, Oppenheim

 

Dr. Fisch hat Nemmersdorf selbst erlebt
Betr.: "Nemmersdorf - noch heute wird Massaker geleugnet" (Folge 24)

In diesem Bericht wird Dr. Bernhard Fisch genannt, der ein Buch "Nemmersdorf Oktober 1944" geschrieben hat. Zufällig sind Bruno Naujoks und ich mit ihm als Kriegsfreiwilliger am 1. Juni 1944 zur deutschen Wehrmacht nach Insterburg als ROA zur Panzer.Art. 228 Ersatzabt. eingezogen worden. Am 20. Oktober 1944 wurden unser Lehrgang und weitere Soldaten plötzlich mit sechs Geschützen LFH 18 feldmarschmäßig ausgerüstet und sofort als Großkampfbatt. über Sodehnen in Richtung Nemmersdorf gefahren, wo wir vor dem Gut Kaimelswerder, zwei Kilometer vor Nemmersdorf, in Stellung gingen. Es fand ein erbitterter Kampf statt, der auf beiden Seiten hohe Verluste forderte. Nach der Kampfruhe haben wir uns das Geschehen in Nemmersdorf angesehen. Ich kann den angeführten Videofilm "Nemmersdorf 1944" von Polar Film, zu beziehen über den Preußischen Mediendienst, voll bestätigen. Unsere elterlichen Höfe von Naujoks und mir im Kreis Darkehmen-Angerapp lagen nur fünf beziehungsweise zehn Kilometer von Nemmersdorf entfernt. Der Russe war da Gott sei Dank nicht gewesen, und unsere Angehörigen konnten noch schnell am 21. Oktober mit allen Mitarbeitern die Flucht antreten. Herr Fisch war genau wie wir Soldat und nicht als "Hilfsdienst" eingesetzt. Seines Buches "Nemmersdorf Oktober 1944" wegen brauchte er nicht nach Moskau und St. Petersburg zu fahren, er hatte es ja alles selbst erleben können und brauchte nur, seine eigenen Erinnerungen wahrheitsgemäß zu Papier zu bringen. 

Horst Borowsky, Salzgitter

 

Macht der Medien
Betr.: "Junge Briten bleiben antideutsch" (Folge 32)

Man muß wohl keine Zweifel haben, daß diese Einstellung der jungen Briten gegenüber uns Deutschen das Werk der britischen Zeitungen ist. Die Macht der Medien ist eben groß, wie wir ja auch bei uns feststellen. Auch das Geschichtsbild der jungen Deutschen ist weitgehend von den Medien geprägt, nur würde es den deutschen niemals einfallen, die damaligen Sieger schief anzusehen und beispielsweise gezielt die Kriegsverbrechen der Sieger aufzudecken, nicht als Aufrechnung, sondern allein darum, daß alle Opfer des Zweiten Weltkrieges das Wissen um sie und Trauer und Gedenken erfahren. Aber da haben wir leider nur die Junge Freiheit und die Preußische Allgemeine Zeitung, von der großen Masse können wir nur feststellen, daß sie sich von den britischen kaum unterscheidet.

Hans-Heinrich Stobbe, Dessau

 

Über Merkel kann man nur den Kopf schütteln
Betr.: ",Hohmann raus'" (Folge 30)

Endlich einmal ein deutscher Politiker und gewählten Abgeordnete, der sich aufraffte, gegen die Pauschaldiffamierungen seines Volkes anzugehen. Wie oft mußten wir doch in den letzten Jahren hören und lesen: "Die Deutschen sind ein Tätervolk."

Es fällt allerdings auf, daß sich solche Diffamierungen in letzter Zeit in Grenzen halten. Immer mehr setzt sich auch die Erkenntnis durch, daß es weltweit kein Tätervolk gibt. Und ausgerechnet der, der mit seiner Rede am 3. Oktober 2003 zu dieser Entwicklung beitrug, dem deutsche Gerichte kein strafbares Handeln vorwerfen, der wurde jetzt aus der CDU in Hessen geworfen.

Arme CDU! Über ihre Vorsitzende kann man nur noch den Kopf schütteln. 

Horst Ehrig, Fulda

 

"Unseliger Mann"
Betr.: "Weimars letzter Präsident" (Folge 31)

Zwei Tage nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler schrieb Ludendorff, der noch am 9. November 1923 an der Seite Hitlers zur Feldherrnhalle in München marschiert war, an Hindenburg: "Ich prophezeie Ihnen feierlich, daß dieser unselige Mann unser Reich in den Abgrund stoßen, unsere Nation in unfaßbares Elend bringen wird, und kommende Geschlechter werden Sie verfluchen in Ihrem Grabe, daß Sie das getan haben." (Nach Wolfang Elz, FAZ vom 3. Oktober 1997.)

Dr. Ludwig J. Weigert, Braunschweig


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