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28.08.04 / Vor 50 Jahren scheiterte die Europäische Verteidigungsgemeinschaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / 28. August 2004


Vor 50 Jahren scheiterte die Europäische Verteidigungsgemeinschaft

Der Koreakrieg weckte bei den Westmächten die Begehrlichkeit, das in ihrem Herrschaftsbereich befindliche Menschen- und Wirtschaftspotential Westdeutschlands für den eskalierenden Kalten Krieg militärisch zu nutzen. So gewann insbesondere in den USA die Idee Anhänger, die Bundesrepublik Deutschland zum militärischen Verbündeten zu machen und eigene Streitkräfte aufbauen zu lassen. Die Vorstellung westdeutscher Streitkräfte rief jedoch vor allem in Frankreich Bedenken und Widerstände hervor, und so wurde als Alternative der nach dem französischen Premier und Verteidigungsminister René Pleven benannte Plevenplan entwickelt. Er sah vor, daß die in der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS, Montanunion) zusammengeschlossenen sechs europäischen Staaten, Bundesrepublik, Frankreich, Italien, Belgien, Niederlande und Luxemburg, eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) gründeten und eine gemeinsame Armee aufstellten. Um zu verhindern, daß die Westdeutschen über ihre eigenen Soldaten verfügen konnten, sollten die deutschen Streitkräfte ab der Bataillons- beziehungsweise Divisionsebene integriert sein. Trotzdem stieß dieser Plan in Frankreich nicht nur auf den Widerstand der Kommunisten. Das lag auch daran, daß die EVG von ihren Vätern als Schritt auf dem Weg zu einem europäischen Bundesstaat betrachtet wurde. Europas wirtschaftlicher Integration in der EGKS sollte nach der militärischen in der EVG die politische in der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) folgen. Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle, dem statt eines Bundesstaates ein Europa der Vaterländer vorschwebte, warnte deshalb vor einer "Auslöschung Frankreichs als Nation". Gegen diese Allianz aus Kommunisten und Anhängern des Nationalstaates war die Ratifizierung des EVG-Gründungsvertrages in der französischen Nationalversammlung nicht durchsetzbar, und so wurde sie am 30. August 1954 von deren Tagesordnung genommen. An diesem "schwarzen Tag für Europa" (Konrad Adenauer) ist die Europäische Verteidigungsgemeinschaft beendet worden, bevor sie überhaupt angefangen hatte zu existieren. Manuel Ruoff


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