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04.09.04 / Putin ließ wählen / In Tschetschenien durfte nur ein chancenreicher Kandidat antreten

© Preußische Allgemeine Zeitung / 04. September 2004


Putin ließ wählen
In Tschetschenien durfte nur ein chancenreicher Kandidat antreten

Westliche Journalisten, die von der Präsidentschaftswahl in Tschetschenien am vergangenen Sonntag berichten wollten, wurden nur in Wahllokale eingelassen, in denen fröhliche Wähler sangen und tanzten, nachdem sie ihre Wahlzettel in die Urne geworfen hatten. Die Tschetschenen hatten auch gar nicht erst die Qual der Wahl, denn der Sieger stand schon vorher fest. Nachdem der bisherige tschetschenische Präsident Achmad Kadyrow am 9. Mai einem Terroranschlag zum Opfer gefallen war, fiel das Los auf Alu Alchanow, der zuletzt als Innenminister in Grosny fungierte. Er galt als favorisierter Kandidat sowohl des Kremls als auch der Kadyrow-Hintermänner. Der einzige ernstzunehmende Gegenkandidat, der Moskauer Geschäftsmann Malik Sajdullajew, wurde kurz vor der Wahl wieder von der Kandidatenliste gestrichen, weil er angeblich seine Bewerbung nicht korrekt ausgefüllt hatte. So wundert der Ausgang der Wahl nicht: Bei einer Wahlbeteiligung von 80 Prozent erhielt Al-chanow 77 Prozent der Stimmen.

Die offielle Freude über den Wahlausgang wurde von einem Selbstmordanschlag vor einem Wahllokal in Grosny überschattet, bei dem aber außer dem Attentäter, der umkam, niemand verletzt wurde. Angesichts der jüngsten Terroranschläge auf zwei russische Flugzeuge scheint in Moskau niemand mehr Anstoß an der Tschetschenienpolitik des Kremls zu nehmen. Zustimmung zu Putins hartem Kurs macht sich breit. Von Kritik an der Wahl-farce in Grosny ist in den russischen Medien keine Spur zu finden.

Der neugewählte Präsident versprach, für Stabilität und Frieden sorgen zu wollen. Um dies zu erreichen, will er mit dem von Moskau eingesetzten Rat zur Kontrolle des Wiederaufbaus in Tschetschenien, der am 1. Juli gegründet wurde, eng zusammenarbeiten. (Hintergrundbericht auf Seite 7.) Manuela Rosenthal-Kappi


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